Rückzug Google will Gesichtserkennung zunächst nicht verkaufen

dj

17.12.2018

Die ethischen Implikationen von automatischer Gesichtserkennung sind noch nicht geklärt.
Die ethischen Implikationen von automatischer Gesichtserkennung sind noch nicht geklärt.
iStock

Seine Gesichtserkennung-Software will Google zunächst nicht auf dem offenen Markt anbieten. Der Tech-Gigant begründet diese mit Sorgen vor Missbrauch, taugt allerdings kaum als Moralapostel.  

Google will verantwortungsvoll mit künstlicher Intelligenz im allgemeinen und der automatisierten Gesichtserkennung ganz speziell umgehen. Das schreibt Googles Senior Vice President of Global Affairs Kent Walker in einem Blogpost, der sich explizit aufs Googles KI-Aktivitäten im Asien-Pazifik-Raum bezieht.

Diese Eingrenzung ist sicherlich kein Zufall, denn gerade in China wird Gesichtserkennung inzwischen umfassend für staatliche Repression eingesetzt — und Googles vermeintliche Absichten dort mit Project Dragonfly sorgen seit Monaten für negative Schlagzeilen.

In Bezug auf Gesichtserkennung habe man sich aber «im Gegensatz zu anderen Firmen» dazu entschlossen, derzeit keine entsprechende Schnittstelle anzubieten, so Walker.

Googles Läuterung kommt spät

Ganz so konsequent hat Google diese Position in der Vergangenheit aber nicht vertreten. Erst nach Kritik auch von eigenen Mitarbeitern beschloss man im Sommer, einen bis Ende 2019 laufenden Vertrag mit dem US-Militär nicht zu verlängern. Innerhalb des Project Maven sollte unter anderem eine Künstliche Intelligenz entwickelt werden, die auf Drohnen-Fotos automatisch Personen als Ziele identifizieren kann.

Die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) hatte Google zudem zuvor zum Verzicht auf das Anbieten von Gesichtserkennungssoftware aufgefordert und begrüsst den Schritt nun. Und die ACLU macht dann explizit, auf wen sich Google in seinem Seitenhieb auf «anderen Firmen» bezieht: Microsoft und Apple.

Keine Skrupel: Microsoft und Amazon

Microsoft hatte jüngst in einem Positionspapier gesetzliche Regulierungen zu Gesichtserkennung verlangt — selbst bietet es das Feature aber jedermann zum Kauf an. 1000 Gesichter zu erkennen, kostet in Microsofts Clouddienst Azure derzeit 1 Dollar.

Noch weniger Skrupel hat Amazon. Es bot seine Gesichtserkennungssoftware Rekognition proaktiv der umstrittenen US-Einwanderungsbehörde ICE an. Ein von der ACLU entdecktes Amazon-Patent verbindet zudem seine Erkennungs-Technologie mit der smarten Türklingel «Ring». Hierbei soll das Gesicht von jedem, der an einer mit Ring ausgestatteten Haustür vorbeiläuft, mit einer Datenbank von «verdächtigen Personen» abgeglichen werden.

Diese Zukunftstechnologien gibt es bereits

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