Death Tech In Corona-Zeiten ist selbst der Tod digital

dj

27.2.2021

Auch der Tod ist längst nicht mehr nur eine analoge Angelegenheit.
Auch der Tod ist längst nicht mehr nur eine analoge Angelegenheit.
Getty Images

Kommt nach Online-Shopping und Online-Meeting auch der Online-Tod? Digitale Angebote helfen Sterbenden und Trauernden und bauen ein neues Geschäftsfeld auf.

Die Digitalisierung macht vor kaum etwas Halt, besonders in pandemischen Zeiten wie diesen. Auch nicht vor dem Sterben, eigentlich ein durch und durch analoger Prozess. Immer zahlreicher sind die Start-ups, die in diesem Bereich aktiv werden und es gibt sogar schon einen eigenen Namen für diese Branche.

«Death Tech» nennt sie sich, in Anlehnung an das ungleich bekanntere «Fin Tech» für digitale Finanzunternehmen. Der Begriff mag leicht makaber klingen, beschreibt aber nur nüchtern, worum es geht: Den Tod auch mithilfe von Technologie zu bewältigen.

Online-Allroundpaket für die Beerdigung

Das deutsche Start-up Emmora beispielsweise will die Planung einer Bestattung erleichtern, durch das Anbieten von Komplettpaketen, die alle Aspekte einer gewünschten Beisetzung enthalten. Die Pakete reichen dabei von der anonymen Feuerbestattung bis hin zur «Premium-Seebestattung», bei der Kremation, Seeurne und Schiff für 14 Trauergäste auf der Ostsee inklusive sind.

Die Hinterbliebenen können entweder ein solches Allroundpaket auf der Website buchen oder Form und Ablauf der Beisetzung individuell gestalten lassen. Die Organisation von einzelnen Bestatter*innen, Örtlichkeiten, allfälligen Trauerredner*innen und so weiter übernimmt dann Emmora und also in schwierigen Zeiten potenziell stressige Arbeit. Natürlich kann man auch als Lebender schon mal den eigenen Abschied planen.



Live-Streaming der Trauerfeier

Hat man nun aber eine Beisetzung organisiert, braucht es natürlich noch Teilnehmer*innen. Besonders in Corona-Zeiten können aber längst nicht alle Verwandte und Freund*innen eines Verstorbenen teilnehmen. Viele Trauergemeinden suchten dabei selbst nach Lösungen. Häufig stand dann die Enkelin mit ihrem Smartphone in der ersten Reihe und streamte die Trauerfeier per FaceTime oder WhatsApp für die Grosstanten und Cousins in entfernten Kantonen und Ländern.

Aber es gibt auch professionelle Angebote. Das Aargauer Start-up Airpur Heaven Communication beispielsweise stellt das für ein Live-Streaming nötige Personal und Equipment zur Verfügung. Die Trauergäste könnten sich so «gut fühlen, dass auch Familie, Freunde und alte Bekannte in einem pietätvollen Rahmen teilnehmen können», so Regina Roos von Airpur.

Den digitalen Nachlass regeln

Das Internet vergisst nie, sagt die Binsenweisheit. Und in der Tat werden uns unsere digitalen Fussstapfen für eine lange Zeit überleben. Genau deshalb sollte man sich noch zu Lebzeiten um den digitalen Nachlass kümmern.

Natürlich könnte man das Facebook-Passwort auf ein Stück Papier schreiben und zusammen mit dem Testament beim/bei der Notar*in hinterlegen. Aber die meisten Menschen haben heutzutage dutzende Accounts bei allen möglichen Online-Diensten. Schon die Kündigung eines Netflix-Abos könnte bei Hinterbliebenen zu völlig unnötigem und vermeidbarem Stress führen.

Im angelsächsischen Raum gibt es schon mehrere Anbieter, die dafür Lösungen entwickelt haben. Dem amerikanischen Dienst Goodtrust beispielsweise kann man zu Lebzeiten die Passwörter anvertrauen und bestimmen, was nach dem Ableben mit den Accounts passieren soll. Diese könnten dann an die Erb*innen weitergegeben oder automatisch gelöscht werden.


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