Mikro-Meteorit trifft Nasa-Teleskop Hat die Nasa Milliarden in den Raumsand gesetzt?

Dirk Jacquemien

12.6.2022

Der Spiegel des James Webb Space Telescope wurde von einem Meteoriten getroffen.
Der Spiegel des James Webb Space Telescope wurde von einem Meteoriten getroffen.
Keystone

Erst seit wenigen Monaten ist das 10 Millarden Dollar teure James Webb Space Telescope an seinem Arbeitsort. Dennoch muss es sich bereits Meteroitenbeschuss erwehren.

Dirk Jacquemien

Das James Webb Space Telescope (JWST) wurde von einem Mikrometeoriten getroffen, wie die die US-Weltraumbehörde Nasa mitteilte. Dabei wurde ein Teil des Spiegels beschädigt. Das Weltraumteleskop kann aber wie geplant seine Arbeit aufnehmen.

Das Teleskop war erst Ende Januar an seinem Arbeitsort, dem La-Grange-L2-Punkt 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, angekommen. Nächsten Monat soll es die ersten Bilder von entfernten Sternen und Galaxien liefern.

Doch die Mikrometeoriten sind bereits jetzt grösser, als vorab von der Nasa erwartet.

Das Weltall ist voll von extrem schnell herumfliegenden Mikrometeoriten. Diese sind meist kaum grösser als ein Sandkorn. Weltraumfahrzeuge werden so entworfen, dass sie solchen Kollisionen widerstehen können, auch das JWST. Bereits auf der Erde wurde eine solche Meteoritenkollision simuliert, um sicherzugehen, dass dem 10 Milliarden Dollar teuren Teleskop nicht durch den allgegenwärtigen Weltraumsand frühzeitig der Garaus gemacht wird.

Bildverzerrungen müssen korrigiert werden

Doch der Mikrometeorit, der das JWST zwischen dem 23. und 25. Mai traf, war bereits grösser, als in den Simulationen vorab angenommen. Der Einschlag führt zu Störungen bei der Bildaufnahme, die das Nasa-Team nun kompensieren muss. Der Primärspiegel besteht aus 18 Segmenten, die sich einzeln verstellen lassen.

Die Nasa hat bereits erste Änderungen vorgenommen und hofft, auf diese Weise fast alle durch die Beschädigung verursachten Bildverzerrungen korrigieren zu können. Das Teleskop wurde mit einer hohen Fehlertoleranz entworfen, so dass es auch nach Beschädigungen durch mehrere Einschläge noch weiter seine Arbeit leisten soll. Beunruhigend ist allerdings, dass schon wenige Monate nach dem Start die Mikrometeoriten grösser als erwartet ausfallen.

Teleskop kann sich abdrehen

Prinzipiell kann sich das JWST auch gegen Mikrometeoriten zur Wehr setzen. Nähert sich ein erkannter Meteorstrom dem Teleskop, kann es sich so drehen, dass die empfindliche Optik diesem den Rücken kehrt. Beim aktuellen Einschlag habe es sich allerdings um ein Zufallsereignis gehandelt, das nicht vorhersehbar gewesen sei, so die Nasa.

Das James Webb Space Telescope ist der Nachfolger des Hubble-Weltraumteleskop. Es musste zahlreiche Verzögerungen und Budgetüberschreitungen verkraften, bevor es im Dezember ins All befördert werden konnte. Für den 12. Juli verspricht die Nasa die Veröffentlichung der ersten hochauflösenden Bilder. Das JWST soll vor allem in die Vergangenheit schauen und Bilder der ersten nach dem Urknall gebildeten Sterne und Galaxien aufnehmen.