Streit um Streaming Scorsese-Netflix-Film läuft am Broadway statt im Kino

dj

8.10.2019

«The Irishman» ist Netflix' grosse Oscar-Hoffnung.
«The Irishman» ist Netflix' grosse Oscar-Hoffnung.
Keystone

Weil sich grosse Kino-Ketten weigern, den neuen Martin Scorsese-Film zu zeigen, baut Netflix einfach ein altehrwürdiges Broadway-Theater zum Kino um.

Am 1. November soll «The Irishman», ein Film von Star-Regisseur Martin Scorsese mit Robert De Niro und Al Pacino in den Hauptrollen, in die Kinos kommen. Doch grosse amerikanische Kino-Ketten weigern sich, den hochgelobten Streifen in ihr Programm aufzunehmen.

Der Grund: «The Irishman» wurde von Netflix produziert, das den Film bereits am 27. November, also weniger als vier Wochen nach seinem Kinostart, auf seiner Streaming-Plattform zur Verfügung stellen wird. Üblich ist ansonsten ein Abstand von mindestens 90 Tagen zwischen dem Kinostart und der Veröffentlichung in einem anderen Medium, wie Blu-ray oder eben Streaming.

Kinostart – Bedingung für Oscar

Die Kino-Ketten sehen Streaming als existenzielle Bedrohung für ihr Geschäftsmodell an, weswegen sie sich sträuben, Netflix-Filme zu zeigen. Um für einen Oscar nominiert werden zu können, muss ein Film allerdings mindestens sieben Tage in einem kommerziellen Kino laufen, so schreiben es die Regeln der Academy of Motion Picture Arts and Sciences vor.

Da Netflix die begehrten Statuen natürlich gewinnen will, ist es dazu übergegangen, unabhängigen Kinos sehr vorteilhafte Konditionen für das Aufnehmen eines seiner Filme ins Programm zu gewähren. In New York geht Netflix jetzt sogar noch einen Schritt weiter. Das 112 Jahre alte Belasco Theatre am Broadway wird temporär zu einem Kino umfunktioniert.

Dafür installiert Netflix modernste Projektionstechnik in dem Theater. «The Irishman» soll dort dann vom 1. November bis zum 1. Dezember zu sehen sein. Mit ihrer Abneigung gegenüber Netflix sind die Kino-Ketten übrigens nicht allein. Auch Steven Spielberg wollte Netflix-Filme schon von den Oscars ausschliessen.

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