Zürich im Formel E-RauschSieg für Di Grassi - Buemi bei Formel-E-Spektakel in Zürich Fünfter
Gabriele Griessenböck
10.6.2018
Die Schweizer Formel-E Premiere mitten durch die Innenstadt elektrisierte Tausende Fans. Als erster Fahrer trug sich der Brasilianer Lucas di Grassi in die Liste der Sieger des Julius Bär Zürich E-Prix ein. Auch abseits der Rennstrecke gab Zürich ordentlich «Voltgas», bis die Akkus glühten.
Nach 64 Jahren kehrt die Schweiz in den Kreis des internationalen Motorsports zurück. Es war ein historischer Tag, als die leisen E-Boliden durch das Zürcher Enge-Quartier zischten und damit Geschichte schrieben. Denn seit 1954 wurde auf Schweizer Boden kein Rundrennen mehr ausgetragen.
«Ich hätte mir das nie träumen lassen, dass ich irgendwann in Zürich starten werde,» freute sich auch der Schweizer Formel E-Star Sébastien Buemi über die historische Premiere. Das war aber nicht die einzige Besonderheit an diesem Wochenende. 42 Rennen lang, seit dem Start der Formel E-Rennserie 2014, gab es kein einziges Regenrennen - egal, auf welchem Kontinent die Elektro-Boliden starteten. Trotz Schlechtwettervorhersage blieb es auch in Zürich sonnig.
Die 360kg schweren Akkus der Elektrorennautos hätte Regen auch nicht stoppen können: Mit bis zu 225 km/h fegten die Boliden über Bodenwellen, Kopfsteinpflaster, Tramschienen und Zebrastreifen entlang der Seepromenade mitten durch das Bankenviertel der Innenstadt. «Wir fahren unsere Rennen immer in den Städten, aber Kopfsteinpflaster war selbst für uns neu», meinte der in Stäfa ZH wohnhafte Formel E-Pilot Nick Heidfeld, der seit Anbeginn der Formel E mit am Start der Serie steht.
Die besten Bilder vom Formel E-Spektakel in Zürich:
Die besten Bilder vom Formel E-Spektaktel in Zürich
Einzigartig an der Formel E: Die Fans können im Vorfeld des Rennens online für einen «Fanboost» für drei Fahrer abstimmen. Auch «Bluewin»-Leser hatten ihren Anteil daran...
Bild: Gabriele Griessenböck
Denn bei diesem Rennen wurde auch dem Schweizer Fahrer Sébastien Buemi ein «Fanboost» zuteil. Dieser «Boost» schaltet dann während des Rennens zusätzliche Motoren-Power für die Gewinner frei...
Bild: Gabriele Griessenböck
Was zu spektakulären Last-Minute-Überholmanövern führen kann. Damit konnte Buemi sich zeitweise gar auf den 2. Platz vorkämpfen.
Bild: Gabriele Griessenböck
Den Fans wurde am Zürcher Seebecken einiges geboten, viele Stehplätze konnten ohne Tickets und kostenlos genutzt werden.
Bild: Gabriele Griessenböck
Und obwohl das Rennen mit bis zu 225 km/h durch die Innenstadt führte und die Fahrer nur Meter neben den Fans vorbeidonnerten, blieb der Event sicher und friedlich.
Bild: Gabriele Griessenböck
Pit-Stop mal anders: Nach der ersten Rennhälfte wurden die Autos nicht aufgeladen, vielmehr wechselten die Fahrer die Autos und nahmen in einem zweiten Wagen mit vollem Akku Platz.
Bild: Gabriele Griessenböck
Auch Prominenz war in der Boxengasse anzutreten. Hier posiert das Ex-Model Naomi Campbell (rechts) mit Formel E-Fahrer Sébastien Buemi.
Bild: Gabriele Griessenböck
Der Hauptsponsor der Rennserie, ABB, spendierte der Stadt Zürich im Rahmen der Rennserie 30 Elektroauto-Ladestationen.
Bild: Gabriele Griessenböck
Hier ist der Arbeitsort eines Formel E-Fahrers zu sehen: Über die vielen Tasten am Lenkrad wird unter anderem der «Fan-Boost» ausgelöst.
Bild: Gabriele Griessenböck
Motorenlärm blieb bei diesem Rennen aus: Die Formel E-Autos fahren voll elektrisch. Erkenntnisse aus dem Rennsport fliessen in die Verbesserung von Elektroautos für den Alltag.
Bild: Gabriele Griessenböck
An diesem sonnigen Sonntag im Juni hätte man auch Solarenergie aus Photovoltaik für den Antrieb der Boliden nutzen können. Stattdessen wurden die Autos mit Generatoren aus Biodiesel-Beiprodukten aufgeladen.
Bild: Gabriele Griessenböck
Die besten Bilder vom Formel E-Spektaktel in Zürich
Einzigartig an der Formel E: Die Fans können im Vorfeld des Rennens online für einen «Fanboost» für drei Fahrer abstimmen. Auch «Bluewin»-Leser hatten ihren Anteil daran...
Bild: Gabriele Griessenböck
Denn bei diesem Rennen wurde auch dem Schweizer Fahrer Sébastien Buemi ein «Fanboost» zuteil. Dieser «Boost» schaltet dann während des Rennens zusätzliche Motoren-Power für die Gewinner frei...
Bild: Gabriele Griessenböck
Was zu spektakulären Last-Minute-Überholmanövern führen kann. Damit konnte Buemi sich zeitweise gar auf den 2. Platz vorkämpfen.
Bild: Gabriele Griessenböck
Den Fans wurde am Zürcher Seebecken einiges geboten, viele Stehplätze konnten ohne Tickets und kostenlos genutzt werden.
Bild: Gabriele Griessenböck
Und obwohl das Rennen mit bis zu 225 km/h durch die Innenstadt führte und die Fahrer nur Meter neben den Fans vorbeidonnerten, blieb der Event sicher und friedlich.
Bild: Gabriele Griessenböck
Pit-Stop mal anders: Nach der ersten Rennhälfte wurden die Autos nicht aufgeladen, vielmehr wechselten die Fahrer die Autos und nahmen in einem zweiten Wagen mit vollem Akku Platz.
Bild: Gabriele Griessenböck
Auch Prominenz war in der Boxengasse anzutreten. Hier posiert das Ex-Model Naomi Campbell (rechts) mit Formel E-Fahrer Sébastien Buemi.
Bild: Gabriele Griessenböck
Der Hauptsponsor der Rennserie, ABB, spendierte der Stadt Zürich im Rahmen der Rennserie 30 Elektroauto-Ladestationen.
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Hier ist der Arbeitsort eines Formel E-Fahrers zu sehen: Über die vielen Tasten am Lenkrad wird unter anderem der «Fan-Boost» ausgelöst.
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Motorenlärm blieb bei diesem Rennen aus: Die Formel E-Autos fahren voll elektrisch. Erkenntnisse aus dem Rennsport fliessen in die Verbesserung von Elektroautos für den Alltag.
Bild: Gabriele Griessenböck
An diesem sonnigen Sonntag im Juni hätte man auch Solarenergie aus Photovoltaik für den Antrieb der Boliden nutzen können. Stattdessen wurden die Autos mit Generatoren aus Biodiesel-Beiprodukten aufgeladen.
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Mit 220 km/h durchs Züricher Bankenviertel
Bei dem extrem anspruchsvollen Rennen standen schon nach wenigen Minuten nicht nur die Autos, sondern auch die zahlreich erschienenen Zuseher voll unter Strom. Um Punkt 18.04 schaltete die Ampel am Zürcher Mythenquai auf grün. Der Neuseeländer Mitch Evans vom Jaguar Racing Team konnte mit einem sensationellen Start seine Poleposition optimal ausnützen. Schmale Hochgeschwindigkeitspassagen, fünf 90 Grad Kurven und das rutschige Kopfsteinpflaster verlangten den Fahrern alles ab.
Weil sich Sam Bird und Andre Lotterer ein heftiges Duell um den zweiten Platz lieferten, konnte sich der «rasende Kiwi» Evans, der bisher noch kein Rennen gewonnen hatte, etwas absetzen. Auf Grund der engen und schwierigen Strecke wird das Züricher Spektakel schon jetzt «Little Monaco» genannt.
Dennoch konnte der Brasilianer Lucas di Grassi vom Audi Abt Schäffler Team in der 17. Runde an Andre Lotterer vorbeiziehen, um eine Runde später dann auch Mitch Evans zu überholen, der am Ende 7. wurde.
Schwerwiegender Fehler von Buemi in 19. Runde
Als in der 19. Runde das Rennen wegen herumliegender Teile neutralisiert werden musste, nutzten alle Fahrer die Gelegenheit, den notwendigen Wagenwechsel zu vollziehen.
Doch genau da unterlief Lokalmatador Sébastian Buemi ein folgenschwerer Fehler: Weil er unter gelber Flagge zu schnell fuhr, musste er eine Durchfahrtsstrafe durch die Box absolvieren, rutschte somit wenige Runden vor Schluss vom 2. auf den 6. Platz ab, machte danach bis Ende Rennen noch einen Platz gut und endete nach beherztem Kampf auf Platz 5. Das Podest war damit verpasst, der Einstand vor Heimpublikum (Buemi stammt aus Aigle VD) damit ein ganz Wenig getrübt.
Der Titelaspirant Jean-Eric Vergne, der nach einem total verpatzten Qualifying nur vom 17. Startplatz ins Rennen ging, pflügte sich förmlich durchs Feld. Mit seiner beherzten Fahrt landete er schliesslich auf Rang 10. Dadurch ist der Kampf um die Weltmeisterschaft weiterhin offen. Die Entscheidung wird in Kürze in New York stattfinden.
Mit einer souveränen Leistung im letzten Drittel sicherte sich Lucas di Grassi den Sieg, den er ausgelassen feierte. Mit dem 2. Platz hielt Sam Bird seine Chancen auf den WM-Titel aufrecht. Die Weltmeisterschaft läuft somit auf das Duell Bird gegen Vergne hinaus. Der 3. Platz ging überraschend an den Aussenseiter Jerome D Ambrosio. Aber der wahre Sieg ging an die Stadt Zürich, die eine tolle Arena für ein hochklassiges Sportevent war.
Quietschende Reifen: Der Sound wird zur Nebensache
Ohrstöpsel brauchte an der Rennstrecke niemand. Durch die Elektromotoren ist die Soundkulisse nicht mit anderen Rennklassen zu vergleichen. Eben dieser Sound, der oft mit dem Geräusch von funkferngesteuerten Spielzeugautos verglichen wird, ist oft Gegenstand der Kritik der Motorsport-Puristen. Aber wen interessiert schon der Sound, wenn man gebannt spannende Überholmanöver verfolgt und man sich darüber mit seinem Gegenüber unterhalten kann – ohne sich anzubrüllen? Allein die Reifen hört man quietschen. Abgesehen vom Motoren-Geräusch ist der Unterschied zu anderen Formelboliden gering. Es sind Rennautos mit Gaspedal und Lenkrad, die allerdings ohne Lärm und Gestank durch die Strassen fegen.
Im eVillage erlebte man die Zukunft
Was ist nun das Besondere an der Formel E? So ziemlich alles, könnte man sagen. Denn als Zuschauer ist man mitten drin im Geschehen. Wenige Meter hinter den Boxengassen flanierten Familien und fuhren Radfahrer. Am Ufer wurde geplanscht. Der Zürich E-Prix bot weit mehr als waghalsige Autorennen für Motorsportfans. Auch abseits der Rennstrecke drehte sich alles rund um die Elektromobilität. Im eVillage mit all seinen Simulatoren, Mitmach-Stationen, Ständen und Spielen traten Fans in virtuellen Boliden gegen ihre Idole an. Kinder zeigten im elektronischen Mini-Flitzer ihre Geschicklichkeit. Welche elektrischen Neuheiten in der Schweiz entwickelt werden, führten Studenten im Zelt der ETH Zürich vor. Die Hochschule hält mit ihrem E-Auto immer noch den aktuellen Weltrekord und schickt die 200PS starken Miniflitzer in 1,513 Sekunden von 0 auf 100. „Wir suchen noch gute Fahrer für unsere Formular Student“, meinte auch Guanzhong Quan, einer der Studenten.
«Bluewin»-Leser verhalfen Buemi zum «Fan-Boost»
Die Rennserie ist ganz nah dran am Fan und kommt mit ihren Elektro-Boliden direkt in die Städte dieser Welt. Auch in Zürich gab es keine Berührungsängste zwischen den Top-Piloten und den Zuschauern. Vor dem Rennen gaben die Stars Autogramme und das obligatorische Selfie für den Social-Media-Beweis gab es obendrauf. Apropos Social-Media: Einzigartig im Motorsport ist der Fanboost der Formel E - auch «Bluewin»-Leser haben auch Anteil daran.
Mit wenigen Klicks via Twitter oder App gaben die Fans ihren Lieblingsfahrern eine extra Portion Energie mit auf die Strecke. In Zürich profitierten Sébastien Buemi, Daniel Abt und Lukas di Grassi davon, die ihren extra Energieschub von 100 Kilojoule im zweiten Rennwagen einsetzen durften.
Ab nächstem Jahr hält Akku ein ganzes Rennen
Die grösste Besonderheit in der Formel E konnte man in Zürich zum letzten Mal sehen. Die spektakulären Autowechsel nach einer halben Stunde, bei denen die Fahrer mit einem Satz ins Zweitauto springen, gehören bald der Geschichte an. Dafür gibt es einen Entwicklungssprung. Ab der kommenden Saison hält die Batterie von McLaren ein ganzes Rennen.
Spannend bleibt’s trotzdem, denn mit dem neuen Strom-Boliden «Gen2» startet ab Herbst 2018 eine neue Ära der Formel E. Das Vehikel erinnert an das «Batmobil». Die Batterie ist doppelt so leistungsfähig wie beim Vorgängermodel. Formel E Pilot Nick Heidfeld durfte den neuen Boliden bereits testen. «Das Auto ist grossartig und sieht unglaublich cool aus», meinte Heidfeld bei der Pressekonferenz.
Auch Felipe Massa steigt in den E-Boliden
Ob die Formel E irgendwann zur ernstzunehmenden Konkurrenz für die Formel 1 werden wird, steht in den Sternen. Die Königsklasse ist ein Milliarden-Geschäft mit schillernder Geschichte und globaler Strahlkraft. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Aber die Formel E passt perfekt in die heutige Zeit, in der man sich Unterhaltung per Knopfdruck aufs Handy holen kann: schnell, kurzweilig und irgendwie neu. Oder wie Felipe Massa meinte: «Die Leute sind ganz nah dran am Rennen, du fühlst die Fans ganz nah bei dir, das ist einzigartig».
Der Ex-Formel 1 Pilot Felipe Massa wird in der kommenden Saison für Venturi in den E-Boliden steigen. «Die Herausforderung ist gross, aber ich bin bereit dafür», so Massa. Für ihn sei die Formel E viel mehr als ein Rennen. «Die Idee rund um den Event ist wirklich faszinierend».
Die Ein-Tages-Veranstaltung trifft den Zeitgeist. Weil der Rennsport immer schon eine Forschungs- und Entwicklungsplattform für die Industrie war, wird die Formel E in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Und die Formel E wird Zürich auch nächstes Jahr wieder mit ihrem «Sound of silence» begeistern.
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