Problem mit Feature Skiabfahrt löst iPhone-Notruf aus

Von Dirk Jacquemien

28.12.2022

Das neue iPhone und die Skiabfahrt vertragen sich nicht wirklich.
Das neue iPhone und die Skiabfahrt vertragen sich nicht wirklich.
Getty Images

Harmlose Stürze beim Skifahren lösen auf iPhones einen automatischen Notruf aus und frustrieren Rettungskräfte.

Von Dirk Jacquemien

28.12.2022

Mit dem iPhone 14 kam ein neues Sicherheitsfeature. Das Apple-Smartphone soll nun automatisch Autounfälle erkennen und gegebenenfalls auch selbstständig einen Notruf absetzen. Falls die verunfallten Personen bewusstlos geworden waren, kann ihnen so trotzdem geholfen werden.

Das System nutzt die im iPhone verbauten Beschleunigungssensoren und kann so etwa plötzliche Abbremsungen, wie sie etwa bei einem Zusammenstoss mit einem anderen Fahrzeug oder einen Baum vorkommen würden, erkennen.

Doch schon kurz nach der Lancierung gab es Berichte über Fehlalarme. Zunächst lösten vor allem Achterbahnfahrten das System aus. Doch nun beschweren sich auch immer mehr Rettungsbehörden in US-Skigebieten über Fehlalarme, die wertvolle Ressourcen aufsaugen.

Nutzer*innen hören Alarm wohl nicht

Das iPhone gibt nach Erkennung eines vermeintlichen Unfalls einen lauten Alarm ab und ruft nach Ablauf eines Countdowns automatisch beim Notruf an. Dort wird dann durch eine automatische Ansage verkündet, dass der/die iPhone-Besitzer*in in einen Unfall verwickelt sei und die aktuelle Position in Längen- und Breitengraden mitgeteilt.

Doch im Trubel auf der Piste, in der das iPhone häufig in dicken Taschen versteckt ist, bekommen viele Besitzer*innen diesen Alarm wohl nicht mit und so ruft das Gerät ohne deren Kenntnis um Hilfe. In der Notrufzentrale des Summit County im US-Bundesstaat Colorado gingen dadurch alleine an einem Wochenende 71 Anrufe ein — und kein einziges Mal handelte es sich um einen echten Unfall.

Stattdessen hatte das iPhone harmlose Stürze auf der Piste als schweren Autounfall fehlinterpretiert. In den meisten Fällen konnte die Notrufzentrale die vermeintlich verunfallten Personen kontaktieren und sicherstellen, dass kein wirklicher Notfall vorlag. Vereinzelt musste allerdings die Pistenrettung losgeschickt werden und war so für andere Einsätze nicht verfügbar.

Noch keine Berichte über Vorfälle in der Schweiz

«Wir müssen wichtige Ressourcen von Menschen, die sie brauchen, für ein Feature eines Handys abziehen», beschwert sich die Direktorin der Notfallzentrale von Summit County, Trina Dummer, gegenüber der «Colorado Sun».

Der Sheriff von Summit County, Jaime FitzSimons, hat seine Sorgen Apple direkt mitgeteilt. Das iOS-Update 16.2 sollte die Falsch-Positiv-Meldungen bei der Unfallerkennung eigentlich reduzieren. Doch laut FitzSimons gab es nach der Lancierung des Update keine Abnahme der automatisierten Notrufe.

In der Schweiz hat die Ski-Saison in vielen Gebieten erst vor Kurzem begonnen. Das beschriebene Problem hat es zumindest bisher offenbar noch nicht hierhin geschafft. Ein Rega-Sprecher teilte auf blue News-Anfrage hin mit, dass seiner Organisation bis jetzt keine solchen Fehlalarme bekannt geworden sind.

Nicht nur Fehlalarme

Es gibt allerdings auch Erfolgsgeschichten des Features. So stürzte Mitte Dezember ein Paar mit seinem Auto in einem Nationalpark nördlich von Los Angeles knapp 90 Meter in die Tiefe. Wie durch ein Wunder wurden die beiden nur leicht verletzt.

Das aus dem Fahrzeug geschleuderte iPhone 14 hatte jedoch den Unfall bereits erkannt. Mithilfe der ebenfalls neuen Notkommunikation über Satelliten konnte das Paar nach Hilfe rufen und wurde durch einen Helikopter gerettet, wie die «Washington Post» berichtet.