Saisonale Unterschiede Sommer auf dem Mars ist Erdbeben-Zeit

Von Dirk Jacquemien

14.11.2021

Der Sonde InSight entgeht kein Marsbeben.
Der Sonde InSight entgeht kein Marsbeben.
NASA

Anders als auf der Erde wackelt der Boden auf dem Mars nicht zu jeder Jahreszeit mit derselben Häufigkeit. Der Mars-Sommer ist Marsbeben-Zeit. Wissenschaftler haben Theorien, warum das so ist.

Von Dirk Jacquemien

Seit 2018 arbeitet die stationäre Marssonde InSight auf der Oberfläche des roten Planeten. Hauptaufgabe von InSight war eigentlich, mit einem Bohrer bis zu fünf Meter tief in den Marsboden einzudringen, um dessen Beschaffenheit zu analysieren. Doch aufgrund zu geringer Reibung konnte nur knapp 35 Zentimeter tief gebohren werden.

InSight hat allerdings auch einen Seismografen an Bord, der bis heute funktionsfähig ist. Mit diesem können selbst kleinste Erd- beziehungsweise korrekterweise Marsbeben erfasst werden. Und dabei wurde laut einer neuen Studie eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Wenn es in der nördlichem Hemisphäre des Mars Sommer ist, kommt es zu mehr Marsbeben.

Erdbeben sind jahrezeitenunabhängig

Auf der Erde sind Erdbeben jahreszeitenunabhängig. Ob es in einem Erdteil gerade Frühling, Sommer, Herbst oder Winter ist, hat keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben, sie sind gleichmässig über das Jahr verteilt. Einzig ausgiebige Regenfälle und dadurch verändernde Grundwasserspiegel könnten einen Unterschied machen, wie jüngst eine Studie aus Taiwan nahelegte.

Auf dem Mond sieht das schon anders aus. Hier beeinflusst die Schwerkraft der Erde die seismische Aktivität erheblich, so dass die Wahrscheinlichkeit eines Mondbebens innert einer Mondphase variiert. Dass die Schwerkraft eines nahen Himmelskörpers für die Marsbeben Relevanz haben, halten die Forscher*innen für unwahrscheinlich. Zwischen dem Orbit von Phobos — dem grössten Mars-Mond — und den Marsbeben konnte jedenfalls kein Zusammenhang erkannt werden.



Ist CO2 verantwortlich?

Stattdessen stellen die Forscher*innen drei mögliche Erklärungen auf. Zum einen könnte die Menge an Trockeneis — festem Kohlendioxid — an den Polen für die Veränderung in der Marsbeben-Häufigkeit verantwortlich sein. Das Kohlendioxid sublimiert mit dem Sommerbeginn vom festen in den gasförmigen Aggregatzustand und rebsublimiert im Winter. Da es am Nordpol wesentlich mehr Trockeneis gibt als am Südpol, gibt es über das Jahr verteilt unterschiedliche Druckbelastungen auf der Oberfläche durch das Eis.

Alternativ könnte auch die unterschiedliche Menge der Sonneneinstrahlung in den Jahreszeiten einen Einfluss haben. Das Erhitzen des Bodens kann seismische Aktivität auslösen, indem etwa grosse Felsblöcke gelockert werden. Schliesslich könnte auch noch die Schwerkraft der Sonne für die vermeintliche Saisonalität der Marsbeben verantwortlich sein. Eine definitive Antwort haben die Forscher*innen aber noch nicht. Und auch eine Kombination der oben beschriebenen Faktoren erscheint möglich.