Swisscom MagazinTechnik-Berufe entdecken: Warum der Welt-Mädchentag so wichtig ist
Pascal Landolt
11.10.2018
Mehr als je zuvor umwerben grosse Tech-Firmen schon Grundschulabgänger und junge Gymnasiasten: Viele Unternehmen möchten nämlich künftige Talente früh entdecken und auf eine Laufbahn in der Tech-Branche bringen.
Auch bei Swisscom zeichnet sich ab, dass künftig noch mehr Fachkräfte gebraucht werden. Jedoch will will der Schweizer Telekom-Konzern dabei bewusst nicht nur Technik-begeisterte Jungs für eine Karriere in Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) ansprechen.
Für eine Lehre oder Ausbildung in der Tech-Branche sollen auch Schülerinnen und Schüler motiviert werden, die nicht der klassischen Zielgruppe entsprechen. Denn auch Talente ausserhalb von Mathematik oder Physik können für eine Tech-Firma eine wertvolle Bereicherung sein.
Mehr Diversität – wozu?
Dabei geht es explizit nicht darum, um jeden Preis eine möglichst breite Palette an Hautfarben, religiösen Ansichten und sexuellen Identitäten unter den Mitarbeitenden zu haben. Vielmehr kommen Teams mit mehr Diversität auch zu neuen und innovativen Resultaten – genau deshalb, weil sie mit ihren diversen Hintergründen Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beachten können. Solche Teams können besser auf die Bedürfnisse ihrer ebenfalls individuellen und unterschiedlichen Kunden eingehen.
Der Welt-Mädchentag bei Swisscom
Der Internationale Mädchentag ist ein von den Vereinten Nationen (UNO) initiierter Aktionstag. Er soll jedes Jahr am 11. Oktober einen Anlass geben, um auf die weltweit vorhandenen Benachteiligungen von Mädchen hinzuweisen. In vielen Firmen ist es Tradition, dass an diesem Tag ein Mädchen den CEO einen Tag lang bei seiner Arbeit begleiten darf.
Dieses Jahr war bei Swisscom Alexandra am Start. Die Vierzehnjährige mit Schweizerisch-/Kongolesischen Wurzeln absolviert in Zürich die Sekundarschule A und steht jetzt vor der Entscheidung, ob sie nach der 2. Sek ans Gymnasium oder nach der 3. Sek eine Lehre beginnen soll.
Marc Werner, Leiter Sales & Services bei Swisscom, nahm sich gerne die Zeit, Alexandra über die vielfältigen Facetten bei Swisscom aufzuklären und ihr dabei auch einen Blick hinter die Kulissen des grössten Schweizer Netzbetreibers zu ermöglichen.
Tipp vom Chef: Einfach mal zuhören
Für Alexandra begann ihr Arbeitstag morgens um neun in der Cafeteria der Swisscom-Büros an der Müllerstrasse in Zürich. Zmorge hatte sie da bereits gehabt, wie sie bestätigte, und so konnte der Parcours losgehen.
Marc Werner erzählte ihr zur Auflockerung ein paar Episoden aus seinem Arbeitsalltag in der Geschäftsleitung: Zum Beispiel, dass ein besonders vergrämter Kunde ihm am Telefon sieben Minuten lang seine Nöte vorgetragen habe – und danach wie gewandelt war. «Manchmal muss man einfach zuhören und die Leute ausreden lassen, dann geht alles viel besser», schliesst Marc Werner daraus.
Kritischer Blick aufs Wählscheiben-Telefon
Die erste Station für die aufgeweckte Sekschülerin war im Swisscom Shop, wo neben den aktuellsten Smartphones auch Zubehör und spezielle Produkte ausgestellt waren.
Beim Anblick eines Drehscheiben-Telefons zögerte sie einen Moment lang: «Sowas hatten wir zu Hause nie». Für die Generation der nach 2000 Geborenen wohl schwierig vorzustellen, wie mühselig man früher Nummern eingewählt hatte – besonders, wenn viele «9» zu drehen waren.
Im Shop wurde Alexandra von Adrian Fuchs empfangen, die ihr die vielen Anwendungs-möglichkeiten des «Internet of Things» – IoT – näher brachte. Beispielsweise, wie Bauern auf den Bündner Alpen ihre Kühe mit Trackern ausstatten und so immer wissen, wo Kuh «Krokus» sich jetzt gerade befindet.
Im «Pirates Hub» Roboter programmieren
Weiter ging's für unser dynamisches Duo in den «Pirates Hub», wo eine lockere, aber emsige Start-Up-Atmosphäre herrscht und Entwicklerteams von Swisscom an ganz neuen Technologien feilen. Ein Stück «Silicon Valley» mitten in Zürich sozusagen. Hier traf Alexandra auf «Pepper», den niedlichen Roboter, der auch schon im «House of Swisscom» seinen grossen Einsatz hat.
«'Pepper' kostet in der Anschaffung momentan rund 20'000 Franken», erklärt uns Reto Wälchli, Entwickler und Business Developer im Pirates Hub. Reto ist dafür zuständig, wie der Roboter sich mit seinem Gegenüber unterhält, was er sagt und wie er gestikuliert. Und: «Die Entwicklung der Software für einen solch komplexen Roboter ist teurer als die Hardware selber».
Trotzdem darf Alexandra nun am Laptop ein Programm für Pepper zusammenstellen: Sie kann ihm Worte in den Mund legen und sogar dafür sorgen, dass er den Kunden ein imaginäres Produkt, das «Alexaphone» als «das beste Smartphone überhaupt» anpreist.
Nun sag... wie hast du's mit der Technik?
Doch überwältigt wirkt Alexandra von all der Technik und all den Details nicht: Sie hört den Ausführungen der Experten geduldig zu und scheint Gefallen zu finden am kleinen Roboter, der sie jetzt zum Selfie auffordert.
Auf die Frage, ob in ihrer Klasse denn überhaupt jemand einen Tech-Beruf in Erwägung zieht, zuckt sie mit den Schultern. «KV ist hoch im Kurs», und «In der Schule und im BIZ (Berufsberatung, Anm.d.Red) erwähnen sie aber immer wieder, wie attraktiv technische Berufe sind».
Diverse Talente sind gefragt
Was für junge Schulabgänger wichtig zu wissen ist: Nicht nur gute Noten in Mathematik bringen einen später bei der Berufswahl weiter. Auch Talent im Gestalten, im Zeichnen, Geschichten erzählen oder sonst einer Kunst soll gefördert werden – und kann ein Gewinn für ein Team sein, das an einer neuen technischen Lösung arbeitet.
Marc Werner hat für die Sekschülerin denn auch einen Tipp, worauf es langfristig ankommt: «Wir suchen nach Leuten, die auch mal die Ärmel hochkrempeln können und sich nicht zu schade sind, etwas Neues zu probieren». Wichtig sei es zudem, sich ständig weiterzubilden und an sich selber zu arbeiten: «Nur wer mit sich selbst klarkommt, kann auch mit anderen zusammen arbeiten». Gute Schulnoten würden beim Einstieg in die Berufswelt definitiv helfen – später aber gewinnen andere Faktoren an Wichtigkeit.