Video-App im WLAN gesperrt US-Studenten klagen über TikTok-Verbot

Von Dirk Jacquemien

17.1.2023

TikTok ist mitten im geopolitischen Streit zwischen den USA und China gefangen.
TikTok ist mitten im geopolitischen Streit zwischen den USA und China gefangen.
IMAGO

Immer mehr US-Unis verbannen die chinesische Video-App aus ihren Netzwerken. Die Sorgen um Missbrauch ihrer Daten teilen die Studierenden nicht.

Von Dirk Jacquemien

17.1.2023

Studierende an vielen amerikanischen Hochschulen können nicht mehr auf die Video-App TikTok zugreifen, weil sie in ihren Uni-Netzwerken gesperrt wurde. Betroffen sind etwa Auburn University in Alabama, Boise State University in Idaho sowie die University of Oklahoma. Ursächlich sind Sorgen wegen der chinesischen Eigentümerschaft von TikTok, das zum Pekinger Tech-Giganten ByteDance gehört.

Diese seit einigen Jahren zirkulierenden Befürchtungen haben sich in den vergangenen Monaten massiv intensiviert und zahlreiche, vorwiegend republikanisch regierte Bundesstaaten haben inzwischen Gesetze und Verordnungen erlassen, die die Nutzung von TikTok auf Dienst-Geräten untersagen. Und nun treffen diese Verbote auch Privatpersonen.

Kein TikTok im Uni-WLAN

Die betroffenen Universitäten werden alle von den jeweiligen Bundesstaaten getragen, ihre WLAN-Netzwerke werden also quasi auch vom Staat betrieben. Daher ist es möglich, Datenverkehr zu TikTok in diesen Netzwerken zu blockieren. Und da die meisten US-Student*innen in Wohnheimen auf dem Campus leben, betrifft das Verbot sie auch in ihrer Freizeit.

Zum Zugriff auf TikTok muss dann die Mobilfunkverbindung genutzt werden, was bei der datenintensiven Video-App schnell ins Geld gehen kann. Entsprechend wenig begeistert sind die meisten Studierenden vom Verbot, rund Zweidrittel der amerikanischen Teenager sind TikTok-Nutzer*innen.

An den Unis wird TikTok neben der üblichen Unterhaltung auch intensiv von Verbindungen oder Sport-Teams genutzt, beides elementare Bestandteile der amerikanischen Hochschulkultur. «Ich bin etwas genervt, dass ich, wenn ich die App nutzen will, das Mobilfunknetz nutzen oder andere Umwege gehen muss», so die 20-jährige Auburn-Studentin Elizabeth Hunt zur «New York Times».

Angst vor Kommunistischen Partei 

Als Begründung für das Verbot wird von den Behörden die Sorge vorgetragen, dass persönliche Daten von US-Bürger*innen über TikTok in die Hände der chinesischen Regierung oder der Kommunistischen Partei geraten könnten. Ausserdem könne der Algorithmus der App genutzt werden, um Nutzer*innen chinesische Propaganda vor die Nase zu setzen, behaupten einigen Kritiker*innen.

TikTok fühlt sich mal wieder ungerecht an den Pranger gestellt. Die Verbote basierten auf «unbegründeten Lügen», erklärt TikTok-Sprecher Jamals Brown gegenüber der «New York Times».

TikTok spionierte Journalistinnen aus

ByteDance befindet sich seit zwei Jahren in Verhandlungen mit der Biden-Regierung über ein Arrangement, mit dem TikTok-Daten von US-Bürger*innen in den USA gespeichert werden und US-Sicherheitsexpert*innen Einblick in den Algorithmus bekommen sollen.

Doch diese Verhandlungen sind mächtig ins Stocken geraten, sodass ein Verbot der App in den USA, wie einst von Donald Trump angestrebt, wieder ein realistisches Szenario geworden ist.

Wenig hilfreich für TikTok waren auch Enthüllungen, dass TikTok-Mitarbeiter*innen in den USA und China die Accounts von zwei US-Journalistinnen, die kritisch über die App berichteten, ausspioniert hatten. Damit bekamen die bisher eher abstrakten Sorgen der Kritiker*innen Substanz. TikTok sprach danach von einem Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter*innen.