Menschen bleiben zurück Wie lässt sich Künstliche Intelligenz regulieren?

dj

6.6.2019

Können Menschen den Kampf gegen Maschinen überhaupt gewinnen?
Können Menschen den Kampf gegen Maschinen überhaupt gewinnen?
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Rasante Fortschritte bei der KI-Technologie werfen viele Fragen auf. Vor allem: Wie können potenziell schädliche Auswirkungen eingedämmt werden?

Künstliche Intelligenz (KI) hat derzeit schon in vielerlei Hinsicht Einfluss auf das Leben — und das erzeugt immer mehr Bedenken. So haben etwa Tesla-Chef Elon Musk oder Physiker Stephen Hawking bereits 2015 in einem offenen Brief vor den in ihren Augen existenziellen Gefahren durch KI gewarnt.

Doch solche extreme Science Fiction-Szenarien, in denen eine Künstliche Intelligenz im «Terminator»-Stil die Menschheit unterwerfen könnte, sind natürlich noch sehr weit entfernt. Real existierende Schattenseiten der KI sind dagegen schon klar erkennbar und verlangen schon jetzt nach neuen Spielregeln.

KI feuert Mitarbeiter und entscheidet über Haftstrafen

So hilft in China KI der Regierung, ihre Bürger zu überwachen und zu unterdrücken. Per Gesichtserkennung können Menschen über die ganze Städte hinweg verfolgt werden und eine automatische Analyse von Social Media-Posts erkennt subversives Gedankengut sofort.

Bei Amazon entscheidet KI darüber, welche Mitarbeiter gefeuert werden und sortiert schon mal fast alle weiblichen Bewerber für einen Arbeitsplatz aus. In den USA empfiehlt eine Künstliche Intelligenz, wie lange die Haftstrafe eines Verurteilten sein soll und ob er auf Bewährung freikommen darf. Und wie fast zu erwarten war, behandelt der Algorithmus dabei Afro-Amerikaner schlechter als weisse Straftäter.

In der Medizin wird KI schon fast als ein neues Wundermittel angesehen und die Technik ist sicherlich bei Forschung und Diagnostik hilfreich. Doch vielfach ist KI nicht viel mehr als ein «Kluger Hans» und kommt über Abkürzungen zum Ziel. Das führt zwar meistens dennoch zum richtigen Ergebnis, aber «meistens» ist nicht gut genug, wenn es um Leben und Tod geht.



OECD und EU formulieren Regeln

Inzwischen haben auch Politiker und Staaten die Notwendigkeit für Richtlinien zum verantwortungsvollen Umgang mit KI erkannt. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat im Mai Prinzipien für KI verabschiedet. Diese solle der gesamten Menschheit dienen, Menschenrechte respektieren und transparent in ihre Funktionalität sein, um Probleme erkennen zu können, heisst es.

Auch eine von EU-Kommission eingesetzte Expertengruppe hat im April ethische Regel für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz formuliert. Sie solle drei Richtlinien folgen: Sie müsse erstens rechtmässig sein, also sich an geltende Gesetze halten. Sie müsse zweitens ethisch sein, also ethische Normen und Werte respektieren. Und sie müsse drittens robust sein, also mit Sicherheitsmassnahmen ausgestattet werden, die unabsichtlichen Schaden vermeiden sollen.

All die Vorschläge sind noch nicht bindend und dürften das weltweite KI-Wettrüsten kaum abbremsen. Unternehmen verzichten zwar in einigen Einzelfällen von sich aus auf die Weiterverbreitung besonders kontroverser KI — etwa Google bei Gesichtserkennung oder das Nonprofit OpenAI bei einem Textbot. Doch ohne verpflichtende Regeln wird der zweifelhafte Einsatz von KI weiter zunehmen.

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