Uralt-Browser YouTube-Entwickler verschworen sich gegen Internet Explorer

dj

6.5.2019

Der Internet Explorer wurde Opfer ein heimtückischen Verschwörung.
Der Internet Explorer wurde Opfer ein heimtückischen Verschwörung.
Keystone

Eine kleine Gruppe von YouTube-Entwicklern war wohl entscheidend mitverantwortlich für den Tod des Internet Explorer 6.

Ohne Wissen der Google-Führung hat eine kleine Gruppe von YouTube-Entwickler in 2009 dafür gesorgt, dass die Nutzung des Internet Explorer 6 innert kurzer Zeit dramatisch zurückging. Wie der ehemalige YouTube-Mitarbeiter Chris Zacharias nun zehn Jahre später auf seinem Blog schreibt, wurde dazu in der YouTube-Cafeteria in wahre Verschwörung zur Vernichtung des Internet Explorer 6 etabliert.

Die Programmierer waren frustriert, dass sie alle paar Wochen in Spät- und Nachtschichten Änderungen an der Seite vornehmen musste, damit sie weiterhin problemlos im Internet Explorer 6 angezeigt wird. Der 2001 veröffentlichte Browser war auch 2009 schon hoffnungslos überaltert, wurde allerdings noch von 18 Prozent der YouTube-Nutzer verwendet. Die Google-Führung bestand daher darauf, dass der Internet Explorer 6 weiter unterstützt werden müsste.



Code eingeschleust

Da den Entwicklern also bewusst war, dass Appelle an die Vorgesetzten wohl fruchtlos bleiben würde, wurde diese einfach übergangen. Dazu verwendeten sie Zugangsrechte, die alteingessenen Programmieren gewährt wurden, die bereits vor dem Aufkauf durch Google bei YouTube arbeiteten. Änderungen am Website-Code durch sie mussten nicht die sonst übliche Google-Hierarchie durchlaufen.

Diese Rechte wurden genutzt, um auf YouTube einen kleinen Banner anzeigen zu lassen, den nur Nutzer des Internet Explorer 6 zu sehen bekamen. Dort wurde angekündigt, dass die Unterstützung für den Internet Explorer 6 «bald» eingestellt werde und die Nutzer doch auf einen moderneren Browser umsteigen sollten. Da natürlich niemand sonst bei Google auf Arbeitscomputern den Uralt-Internet Explorer 6 verwendete, fiel dieser Banner dort zunächst auch gar nicht auf.

Diesen Banner bekamen Internet Explorer 6-Nutzer in 2009 zu sehen.
Diesen Banner bekamen Internet Explorer 6-Nutzer in 2009 zu sehen.
Christ Zacharias

Internet Explorer 6-Nutzung brach ein

Erst durch eine Fülle von Presseanfragen wurde dem Rest von Google bewusst, was die YouTube-Programmierer angestellt hatten. Vertreter der PR- und Rechtsabteilung äusserten zunächst Bedenken, sahen aber dann keine ernsthaften Probleme. Die Entwickler von Google Docs bauten den Banner ebenfalls auf ihrer Seite ein — zunächst in der Annahme, die Google-Führung hätte dies abgesegnet.

Die Methode erweis sich als äussert erfolgreich. Innert nur eines Monats halbierte sich die Anzahl der Nutzer von YouTube, die noch den Internet Explorer 6 verwendeten. Andere Websites folgten dem YouTube-Beispiel und schalteten entsprechende Banner — der Internet Explorer 6 verschwand bald fast völlig aus dem Internet. Konsequenzen gab es für die Verschwörer nicht. Das Google-Management entschied, dass der Zweck die Mittel heiligte.

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