Weltpremiere von «Maria» in Venedig Angelina Jolie gibt als Operndiva ihr Kino-Comeback

Von Gianluca Izzo, Venedig

30.8.2024

Maria Callas gilt als grösste Opernsängerin aller Zeiten und hat auf der Bühne und privat für viel Dramatik gesorgt. Das Biopic «Maria» widmet sich dem letzten Lebensabschnitt der Künstlerin und verhilft Angelina Jolie in der Hauptrolle zu neuem Glanz.

Von Gianluca Izzo, Venedig

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • «Maria» erzählt von den letzten Lebensjahren der weltberühmten Operndiva Maria Callas und trägt sich Ende der 70er-Jahre in Paris zu.
  • Angelina Jolie spielt nach drei Jahren Abwesenheit von der Kinoleinwand die Hauptrolle und übernimmt einen Teil des Operngesangs selbst.
  • Nach «Jackie» und «Spencer» bildet «Maria» den Abschluss von Regisseur Pablo Larraíns Trilogie über berühmte, einflussreiche Frauen.

Drei Jahre ist es her, seit Angelina Jolie im Science-Fiction-Film «Eternals» zum letzten Mal auf der Kinoleinwand zu bewundern war.

Generell hat die beliebte Schauspielerin im vergangenen Jahrzehnt nicht mehr allzu viele Rollen angenommen und sich vermehrt auf ihre Kinder konzentriert. Zudem war es zuletzt eher der jahrelange Scheidungsstreit mit Brad Pitt, welcher Jolie regelmässig in die Schlagzeilen rückte. Und ausgerechnet in diesem Jahr feiern beide die Weltpremieren ihrer neuesten Kinofilme am Film Festival in Venedig.

Zum Autor: Gianluca Izzo
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Gianluca Izzo berichtet direkt vor Ort über die Filmfestspiele in Venedig 2024. Er besuchte in vergangenen Jahren regelmässig die renommierten Festivals von Cannes, Venedig und Berlin und war selbst mehrere Jahre in der Filmindustrie tätig. Heute arbeitet er für blue Entertainment in der Programmplanung.

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Neuer Glanz in Arthouse-Film?

Während Jolie in ihrer gesamten Karriere vorwiegend in Blockbustern aus Hollywood zu sehen war, begibt sie sich mit der Verkörperung der Opernsängerin Maria Callas in Pablo Larraíns «Maria» in für sie eher ungewöhnliches Terrain im Arthouse-Bereich. Und genau dies könnte der Schritt sein, der ihrer Karriere zu neuem Glanz verhilft.

Larraíns neuer Film «Maria» markiert nach «Jackie» mit Natalie Portman und «Spencer» mit Kristen Stewart den Abschluss seiner Trilogie über berühmte, einflussreiche Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts. «Jackie» handelt vom Leben der wohl bekanntesten First Lady nach dem Attentat auf ihren Ehegatten John F. Kennedy. Und «Spencer» erzählt im Rahmen einer grossen Weihnachtsfeier von Prinzessin Dianas Beziehung zur königlichen Familie.

In «Maria» widmet Larraín sich nun der erfolgreichen und weltberühmten Opernsängerin Maria Callas und legt den Fokus auf deren letzte Lebenstage. Callas erhält Besuch von einem Fernsehjournalisten, der einen Dokumentarfilm über sie drehen will. Während sie ihre Vergangenheit reflektiert, werden in Rückblenden ihre glanzvollen Auftritte in der Oper sowie Momente aus ihrer Beziehung zum wohlhabenden griechischen Schifffahrtsunternehmer Aristoteles Onassis dargestellt.

Eine passende Rückkehr zum Kino für Jolie

Der Alltag, den Callas in ihrem noblen Haus in Paris verbringt, wirkt bitter, tragisch und melancholisch. So wie ihr ganzes Leben von Tragik und Dramatik geprägt war. Ihre wichtigsten Bezugspersonen sind ihr treuer Butler Ferruccio (Pierfrancesco Favino) und ihre Haushälterin Bruna (Alba Rohrwacher). Sie füttert regelmässig ihre beiden Hunde und konsumiert viel zu viele berauschende Mandrax Tabletten.

Ihren Stolz, ihr gesundes Selbstwusstsein und ihren Status als «La Diva» hat Callas jedoch nie verloren, auch wenn ihr Alltag noch so verbittert scheinen mag. Dieser Umstand wird in «Maria» sehr schön zum Ausdruck gebracht. Und daran hat auch Hauptdarstellerin Angelina Jolie massgeblichen Anteil. Callas verkörpert die elegante und stolze Diva wie keine andere und Jolie vermag es, diesen Status perfekt widerzuspiegeln.

Vielleicht auch, weil er auf die Schauspielerin selbst zutrifft.

Bei ihren Bühnenauftritten erstrahlt sie regelrecht im Glanz und wirkt beinahe wie eine übernatürliche Person, während der bewegende Operngesang zu hören ist. Gesungen hat Jolie gemäss den Aussagen von Pablo Larraín sogar selbst, doch wurde ihre Stimme mit dem Originalgesang von Callas unterlegt. Somit sind im Film bei den Opernszenen jeweils beide Stimmen zu hören, wobei jene von Callas wohl mehrheitlich überwiegt. Was dem Film vorgehalten werden darf, ist die Tatsache, dass Angelina Jolie der echten Maria Callas nicht wirklich ähnlich sieht. Aber sie hat definitiv eine ähnlich starke Ausstrahlung, eine einzigartige Aura und eine umwerfende Bühnenpräsenz.

In narrativer Hinsicht ist «Maria» sicherlich kein weltbewegender Film, weil er inhaltlich schlichtweg zu wenig bietet und kaum Überraschungsmomente bereithält. Dafür gelingt es ihm, den Charakter und die einmalige Präsenz dieser Ausnahmekünstlerin sehr schön darzustellen. Und Angelina Jolie bringt er dazu, sich neu zu entfalten und dabei zu brillieren.

«Maria» hat bisher noch keinen Start in den Schweizer Kinos.


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