Gianna Nannini wird 70 «Das Alter ist fakultativ»

dpa/che

14.6.2024 - 04:30

Gianna Nannini: «Das Alter ist fakultativ», sagt die italienische Rocksängerin in einem Interview kürzlich. Die Toskanerin erlebte 1983 eine Art Wiedergeburt nach einer schweren Depression.
Gianna Nannini: «Das Alter ist fakultativ», sagt die italienische Rocksängerin in einem Interview kürzlich. Die Toskanerin erlebte 1983 eine Art Wiedergeburt nach einer schweren Depression.
Bild: Keystone/AP/Ettore Ferrari

Gianna Nannini hat oft gegen Konventionen aufbegehrt. Ob als Feministin oder indem sie spät Mutter wurde. «Das Alter ist fakultativ», sagt die Rocksängerin, die vor 41 Jahren eine Wiedergeburt erlebt hat.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Italo-Rockstar Gianna Nannini eckt im konservativen Italien immer wieder an. Mit ihren radikal feministischen Ideen und ihrer späten Mutterschaft mit 54 Jahren.
  • In einem kürzlich erschienenen Interview sagt die Sängerin: «Das Alter ist fakultativ.»
  • Nannini erlebte 1983 eine Art Wiedergeburt nach einer schweren Depression. Sie bezeichnet das Jahr deshalb als ihr Geburtsjahr. 
  • Die Sängerin kann am Freitag, 14. Juni, ihren 70. Geburtstag feiern.

Der Netflix-Film «Die schöne Rebellin» zeigt im Zeitraffer Ausschnitte des abenteuerlichen Lebens von Gianna Nannini. Ein Leben voller Höhen und Tiefen.

Mit einem Vater, der die Sängerin am Anfang ihrer Karriere nicht unterstützt und erst spät ihr Talent erkannt hat. Mit einigen Schicksalsschlägen – vom schweren Autounfall bis zur Depression.

Doch Gianna Nannini gibt nie auf. Die Sängerin kämpft sich nach einer schweren depressiven Störung – dank Psychoanalyse – zurück ins Leben. 

Gianna Nannini geht schon früh ihren Weg

Kaum zu glauben, dass Ginna Nannini am Freitag ihren 70. Geburtstag feiert. Geboren wurde sie im toskanischen Siena.

Als Kind fühlt sie sich durch ihr traditionsbewusstes, konservatives Umfeld oft eingeengt.

Ihre Eltern führen in vierter Generation eine Konditorei. Sie hatten Gianna und nicht ihre beiden Brüder dazu auserkoren, den Familienbetrieb später fortzuführen.

Doch nach dem Abitur 1975 verlässt sie ihr Elternhaus, um erst in Lucca Klavier und dann in Mailand Komposition zu studieren.

Der Vater wollte nicht, dass die Tochter Sängerin wird

Ihre Ausbildung finanziert sich Nannini als Pianistin in Restaurants und mit Jobs in einer grossen Konditorei. Bei einem Arbeitsunfall werden ihr drei Fingerspitzen der linken Hand abgetrennt, sodass sie ihr Klavierstudium aufgeben muss.

Danach eröffnet ihr eine sechswöchige Reise durch die USA neue Horizonte. Ihre dortige Begegnung mit der Rockmusik beschreibt sie später in einem Interview als «zweite Geburt».

Nach ihrer Heimkehr nimmt Gianna Nannini 1979 die Rock-Platte «California» auf und erlangt erstmals grössere Bekanntheit. In den Songs geht es um die Befreiung der Frau und um weibliche Sexualität.

Das von Nannini selbst entworfene Plattencover zeigt eine Freiheitsstatue mit einem in den Himmel gereckten Vibrator. Ihr Vater ist nicht begeistert, wie Nannini sich später erinnert.

«Er wollte nicht, dass ich Sängerin werde, aber dank ihm habe ich gelernt, mich durchzusetzen», sagt sie im vergangenen Mai im Interview mit dem Wochenzeitung «Die Zeit».

Autounfall zwingt Nannini zur Pause

Auch bei ihren Landsleuten eckt die Feministin mit der rauchigen Stimme an. Dennoch prägt sie die neue italienische Welle in der Musik mit ihren rockigen Rhythmen, eingängigen Melodien und selbstbewussten Texten mit.

Der Durchbruch gelingt ihr 1984 mit ihrem Album «Puzzle»; die Single «Fotoromanza» ist in Italien drei Monate lang Nummer eins. Es folgen Tourneen und weitere Alben.

1987 hat Nannini jedoch einen Verkehrsunfall, den sie nur knapp überlebt und der sie für einige Zeit ausser Gefecht setzt. Aber die Musikerin kämpft sich zurück. 1987/1988 kann sie bei einer dreimonatigen Tournee auch das Publikum in Frankreich und Schweden begeistern.

Hymne zur Fussball-WM

Wie etabliert Gianna Nannini als Sängerin ist, zeigt sich, als sie 1990 zusammen mit Edoardo Bennato «Un' estate italiana», die Hymne zur Fussball-WM in Italien, singt.

Zugleich lässt sich die Italo-Rockröhre nicht kommerziell vereinnahmen, sondern experimentiert auf ihren Platten mit Stilen von Volkslied bis Avantgarde.

Zeiten, in denen es ruhiger um ihre Musikkarriere bestellt ist, nutzt sie für ausgedehnte Reisen durch die USA, Kanada oder Nepal sowie als Aktivistin für die Umweltorganisation Greenpeace. Ausserdem schliesst sie 1994 ihre musikwissenschaftliche Doktorarbeit ab.

Gianna Nannini wurde mit 54 Jahren Mutter

Für Schlagzeilen sorgt Nannini 2010 mit der Geburt ihrer Tochter Penelope. Dass sie mit 54 Jahren erstmals Mutter wird, wird heiss diskutiert.

Gianna Nannini macht das wütend: «Auf einmal haben alle das Konzept der Freiheit vergessen und dass jeder das Recht hat zu machen, was er will – wann und mit wem er will», sagt sie damals.

Rückblickend spricht die mit einer Frau verheiratete Musikerin von Altersdiskriminierung «vergleichbar mit Homophobie oder Rassismus».

Das «Alter ist fakultativ», schilderte Nannini vorige Woche der «Neuen Osnabrücker Zeitung» ihre Sicht der Dinge – eine Frage des persönlichen Empfindens.

Die Sängerin erlebte 1983 als einen Wendepunkt, dank Psychoanalyse fand sie ihren Weg aus ihrer schweren Depression. Für Nannini steht daher fest: «Ich wurde 1983 geboren, bin also jetzt 41.»

Glückwünsche zum 70. wird sie am Freitag trotzdem nicht verhindern können.


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