Kolumne am Mittag Al Pacino wird 80 – nur auf der Leinwand ist er eine Rampensau

Von Fabian Tschamper

24.4.2020

Ein Charakterkopf: Al Pacino feiert am 25. April seinen 80. Geburtstag.
Ein Charakterkopf: Al Pacino feiert am 25. April seinen 80. Geburtstag.
Bild: Keystone

Schauspiel-Legende Al Pacino ist ein zurückgezogener und bescheidener Mensch, auf der Leinwand zeigt er sich allerdings gegenteilig. Morgen feiert der Amerikaner seinen 80. Geburtstag.

Al Pacino war in Interviews oder Pressetouren nie ein Mann der vielen Worte, manchmal kreuzt er nicht einmal auf. Oftmals sind genau das jene Menschen, von denen man sich eine zünftige Scheibe abschneiden sollte – also betreffend wortkarg, nicht punkto aufkreuzen.

«Je weniger das Publikum von dir weiss, umso mehr akzeptiert es dich in der Rolle, die du spielst.»

Und so ging Pacino mit seiner Karriere auch um. Journalisten interessieren sich heutzutage meist mindestens genauso für das Privatleben wie für die Produktionen der darstellenden Künstlerinnen und Künstler. Darum heisst es meist vor Interviews auch: «Bitte keine Fragen über das Privatleben» oder: «Die Fragen müssen sich um das Projekt drehen.»

Gestrickt an seiner Legende hat Pacino schon im Alter von 29 Jahren im Film «Me, Natalie» (1969). Zuletzt – also 50 Jahre später – durfte man sein Charisma im Mafiafilm «The Irishman» erleben.

Schon früh wurde er für solche Rollen gecastet: Mit 33 kreuzte das Skript zu «Der Pate» seinen Weg. Die Darstellung von Michael Corleone ist bis heute eine, die das Nackenhaar kräuselt – ganz zu schweigen von jener seines Leinwandkollegen Marlon Brando.

Jede Rolle, die Pacino zuteil wurde, ist auf seine unglaubliche Präsenz zurückzuführen: «Scarface», «Carlito's Way», «Heat» und «An jedem verdammten Sonntag» lassen einen staunen – immer wieder. Die Augen kleben am Bildschirm, als er seiner Mannschaft in einer Metapher erklärt, dass es im Football wie im Leben nur um Zentimeter geht.

Niemand liefert seine Zeilen ab wie Pacino.

«Entweder wir heilen uns als ein Team oder wir sterben als Individuen.» (Any Given Sunday, 1999)

Seine Kritiker bezeichnen ihn mitunter als «Overactor», was nicht etwa ein übermenschlicher Schauspieler ist, sondern ein Schauspieler, der im schlechten Sinne übertreibt mit seinen Zeilen – siehe Nicolas Cage.

Für mich und viele andere allerdings zeichnet ihn gerade das, eben dieses Extreme aus – und lässt ihn weiterhin einer der grossen Charakterdarsteller unserer Zeit sein.

Morgen Samstag wird Al Pacino 80 Jahre alt. Haben mir diesmal bei meinen Zeilen etwa die Worte gefehlt, um ihm und seiner Karriere gerecht zu werden?

Dies sei noch geschrieben: Das Hollywood der letzten 50 Jahre wäre ein anderes gewesen, hätten wir nicht Alfredo James Pacino kennenlernen dürfen.

Regelmässig gibt es werktags um 11.30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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