Heikle Danksagung«Es wird immer schlimmer» – Boykottaufrufe gegen «Mulan»
dpa/tafi
8.9.2020 - 12:01
Disney bedank sich im Abspann von «Mulan» bei den chinesischen Behörden in der Uiguren-Provinz. Die Reaktionen darauf sind wütend.
Zum Start seines Films über die chinesische Kämpferin «Mulan» sieht sich Disney mit Boykottaufrufen konfrontiert. Grund für die Empörung ist der Abspann des Films, von dem Screenshots in sozialen Medien geteilt wurden.
Dort ist zu sehen, dass sich die Filmemacher bei Sicherheitsbehörden in der westchinesischen Region Xinjiang bedanken, wo nach Angaben von Menschenrechtlern seit Jahren Hunderttausende Mitglieder der muslimischen Minderheit der Uiguren in Umerziehungslagern festgehalten werden und anderen Repressalien ausgesetzt sind.
It just keeps getting worse! Now, when you watch #Mulan, not only are you turning a blind eye to police brutality and racial injustice (due to what the lead actors stand for), you're also potentially complicit in the mass incarceration of Muslim Uyghurs. #BoycottMulanhttps://t.co/dAMgZ6PWTD
Disney machte zunächst keine Angaben dazu, was genau die Kooperation beinhaltete und ob in Xinjiang gedreht wurde. Allein die Danksagung sorgte jedoch für eine Welle wütender Reaktionen.
Es sei «kapitalistische Ausbeutung von ihrer besten Seite», wenn ein Blockbuster in Teilen in der Nähe von Dörfern gedreht wird, wo die Polizei mit Masseninternierungen beschäftigt ist, schrieb der China-Forscher und Xinjiang-Experte Adrian Zenz auf Twitter.
«Es wird immer schlimmer!», kommentierte der bekannte Hongkonger Demokratie-Aktivist Joshua Wong unter dem Hashtag #BoykottMulan. Disney beteilige sich mit seinem Vorgehen an der Masseneinkerkerung muslimischer Uiguren.
Wie in der Vorlage des Zeichentrickfilms von 1998 erzählt «Mulan» die Geschichte einer mutigen, selbstbewussten jungen Frau, die heimlich in Männerkleider schlüpft, um statt ihres gebrechlichen Vaters für den Kaiser zu kämpfen.
Der Film, der wegen der Coronapandemie am vergangenen Freitag nicht im Kino, sondern auf Disneys Streaming-Portal angelaufen war, hatte schon vorher scharfe Kritik auf sich gezogen. So gab es bereits Boykottaufrufe, nachdem Hauptdarstellerin Liu Yifei vor dem Hintergrund der Demokratieproteste in Hongkong Verständnis für die Polizei geäussert hatte.