Neuer Schweizer Film Wie der Vater, so der Sohn

von Nathalie Röllin

10.3.2019

Betrug, Manipulation und Sex: «Sohn meines Vaters», der neue Film von Jeshua Dreyfus, erforscht die Abgründe einer Familie. Eine Kritik.

Simon (Dimitri Stapfer), Mitte 20, lebt mit dem Kumpel in einer WG in Bern, hat seinen ersten Job als Grafiker und ist über beide Ohren in Fabienne (Miriam Joya Strübel) verliebt. Er steht vermeintlich mit beiden Füssen fest im Leben.

Jetzt will er die neue Freundin endlich den Eltern vorstellen und nimmt sie dafür mit an den 60. Geburtstag seines Vaters Karl (Dani Levy), Psychiater mit Leib und Seele. Doch sein Vorhaben rückt an der Feier völlig in den Hintergrund – denn auch die Geliebte des Vaters, Sonja (Katja Kolm), sitzt mit am Tisch, ganz zum Missfallen der Mutter Agnes. Und so nimmt das Liebesdurcheinander seinen Anfang.

Denn Agnes bittet ihren Sohn darum, dass er – zusammen mit Sonja – das Buch des Vaters transkribiert. So könne sie allein mit ihrem Ehemann in die FKK-Ferien fahren – ohne das «Gspusi» im Nacken. Und obwohl sich Simon doch eigentlich von den Eltern abnabeln wollte, sagt er zu. Der Mutter zuliebe.

Durch persönliche Erfahrung inspiriert – aber nicht autobiografisch

Für «Sohn meines Vaters» schöpfte der Berner Regisseur Jeshua Dreyfus aus der eigenen Erfahrung: «Die Geschichte ist von meiner persönlichen Wahrnehmung geprägt, aber sie ist nicht die Realität.» Autobiografisch ist der Spielfilm trotzdem nicht, denn Dreyfus hat gemäss eigener Aussage «überhöhen, verändern, hinzufügen, verdichten und überspitzen oder auch weglassen» müssen.

Als Simon dann eine Affäre mit der Geliebten des Vaters anfängt, wird die Situation sogar noch verzwickter. Als Zuschauer hält man es kaum aus und fragt sich, warum er das tut – man möchte Simon am liebsten packen und wachrütteln. Das ist natürlich gewollt vom Filmemacher. «Ich wollte einen Film ohne Helden machen», sagt Dreyfus. Simon sei «naiv und nicht berechnend». Er ticke nicht wie der Vater und die Mutter – und trotzdem habe er sich von den Eltern abgeschaut, wie man mit brenzligen Situationen umgehe. «Und so manövriert er sich viel tiefer in ein Schlamassel hinein.»

Levy als Idealbesetzung

Zwar spielt Dimitri Stapfer die Hauptrolle des Simon überzeugend, trotzdem steht eine andere Figur noch stärker im Mittelpunkt. Denn obwohl Dani Levy verhältnismässig wenig vor der Kamera zu sehen ist, dreht sich doch irgendwie alles um den von ihm verkörperten Egoisten Karl. Der gebürtige Basler ist die Idealbesetzung für den charismatischen Ehebrecher – das findet auch Dreyfus. «An Levy hat mich gereizt, dass er für mich quasi ein Übervater ist: Er ist ein angesehener, sehr erfahrener Regisseur. So schuf ich mir mit Levy am Set eine ähnliche Situation wie in der Geschichte zwischen meinem Protagonisten und seinem Vater.»

Und so dominiert Dani Levy als Karl nicht nur die Beziehung zu seinem Sohn Simon, sondern auch den Film. Das ist spannend zum Anschauen und macht «Sohn meines Vaters» von Jeshua Dreyfus zu einem unterhaltsamen Werk.

«Sohn meines Vaters» läuft ab Donnerstag, 14. März, in den Schweizer Kinos.

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