Rettung vor den Flammen Hollywood-Star Sandra Bullock: «Ich verstehe die Leute, die für ihre Tiere ihr Leben riskieren»

Marlène von Arx, Hollywood-Kolumnistin

13.11.2018

Hollywood im Notzustand: Der rote Teppich zur Premiere von Sandra Bullocks neuestem Film «Bird Box» wurde wegen des Feuer-Dramas in Südkalifornien gestrichen. Dafür spendet die Schauspielerin 100'000 Dollar an eine Tierschutzorganisation, die sich um Unterkünfte und Pflege brandgeschädigter Tiere kümmert.

Es ist ein Feiertagswochenende, am Sonntag, 11. November, ist der Tag der Veteranen, und die Luftqualität in Hollywood ist miserabel, der Himmel grau eingedünstet. Die Freunde im Westen der Stadt und somit am nächsten an Malibu, wo zurzeit ein gefährliches Feuer wütet, erzählen von tränenden Augen und Asche auf den Autos. Sie tragen papierene Schutzmasken. Ein Schweizer Freund ist wegen seiner Rauchallergie nach Palm Springs geflüchtet. Wir in Hollywood machen sicherheitshalber die Fenster zu. Meine deutsche Kollegin, eine Asthmatikerin, holt eine Notfall-Ration an rezeptpflichtigen Medikamenten aus der Apotheke. Stars berichten vom Verlust ihrer Häuser: Gerard Butler, Miley Cyrus, Sänger Robin Thicke und Neil Young gehören zu den Opfern.

Derweil macht US-Präsident Donald Trump eine dumme Bemerkung über das Feuermanagement des kalifornischen Staates. Er mag Kalifornien nicht. Und die Stars in Malibu mögen ihn nicht. Ausser Schauspieler James Woods. Er hat jedoch vorübergehend das Kriegsbeil mit Schauspielkollegin Alyssa Milano begraben und hält es für «Good News», dass auch sie ihre Pferde rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Die Fotos von Pferden und Eseln, die auf der Flucht vor dem Feuer orientierungslos den Pacific Coast Highway runterrennen, gehen unter die Haut. Auch Sandra Bullock, die kein Haus mehr in Malibu hat, aber Freunde, die ihres verloren haben, ist tief betroffen.



Sandra Bullocks Herz für Tiere

Am Montag spendet Bullock dem Tierschutzverein Humane Society von Ventura County 100'000 Dollar zur Unterstützung der Tiere, die das Feuer aus ihrem Lebensraum vertrieben hat. «Ich bin eine grosse Tierliebhaberin», erklärt die Schauspielerin auf Anfrage. «Meine Mutter lehrte mich, dass man ein Tier bis an sein Lebensende betreut. Ich verstehe, dass Leute nicht evakuieren wollen, wenn sie einen Hinterhof voll Tiere haben und dass sie ihr Leben riskieren, um bei ihnen zu bleiben.»

Sandra Bullock selbst trauert immer noch um ihre beiden drei- beziehungsweise zweibeinigen Hunde Poppy und Ruby: «Sie starben letzten Monat, kurz nachdem mein Vater gestorben ist. Es war ein Massenexodus aus meinem Leben», versucht sie zu scherzen, während sie gegen die Tränen kämpft. «Sie waren meine besten Freunde und ich muss jetzt eine Weile um sie trauern. Ich kenne viele Leute, deren Tiere wie Familienmitglieder sind. Mir ist egal, ob ein Lebensgefährte ein Mensch ist oder ein Fell oder Federn hat. Viele Tiere brauchen jetzt einen Auffangort. Haben Sie die Bilder der Lamas und der einsamen Eule am Strand gesehen? Ich bin in der glücklichen Position, dass ich einen grossen Scheck ausstellen kann, aber ich sehe auch wie Menschen sich jetzt umeinander kümmern. Wie sie ihre Türen aufmachen zu ihren Häusern, ihren Autos, ihren Restaurants. Das bedeutet letztlich mehr als meine Spende.»

Viel Aufhebens gab es auch um die Giraffe Stanley. Stanley und andere exotische Tiere der Malibu Wine Safari wurden nicht evakuiert. Kim Kardashian, Ariel Winter («Modern Family») und NSYNC's Lance Bass schlugen auf Twitter Alarm. Stanley soll es zwar gut gehen, aber Tierärzte sollen den Fall nun genauer untersuchen.

Hollywood-Geschichte geht in Flammen auf

Der letztjährige Oscar-Preisträger und Monster-Master Guillermo del Toro («The Shape of Water») konnte inzwischen zurück ins Krisengebiet und hat einen Koffer voll Notizbücher, Fotos, Bücher und andere kleine Sachen aus seinem museumsartigen «Bleak House» geholt. «Ausser etwas Rauchschaden, soll das ‹Bleak House› nichts abbekommen haben», twitterte er gestern erleichtert.

Hollywood hat dafür die Paramount Ranch verloren, wo seit 1927 Western sowie TV-Serien wie «Dr. Quinn Medicine Woman» und «Westworld» gedreht wurden. Was mit dem Monte Nido Haus passiert ist, in dem der von Bradley Cooper gespielte Rockstar in «A Star is Born» lebte, ist noch nicht klar.

Ersten Berichten zufolge soll der Funke, der dieses Inferno entfacht hat, aus dem Southern California Edison Elektrizitätswerk stammen, wo kurz vor dem Feuerausbruch ein elektrischer Kurzschluss gemeldet wurde. Tausende von Kilometern östlich in New York City erstrahlt das Empire State Building aus Solidarität in den kalifornischen Staatsfarben Blau und Gold.

Doch: «The show must go on» – schliesslich sind wir hier in Hollywood. Die People's Choice Awards fanden am Sonntag ebenso satt wie am Montag die Filmpremiere von «Bird Box», der Film von Susanne Bier mit Sandra Bullock. Der rote Teppich wurde allerdings gestrichen. Paramount Pictures hat am Sonntagabend bereits seine Premieren-Party zu «Instant Family» mit Mark Wahlberg und Rose Byrne annulliert. «Wir spenden das für die After-Party vorgesehen Essen dem Roten Kreuz für die Feueropfer», so der Pressesprecher von Paramount, Tim Menke.

Das seit Donnerstag brennende Woolsey Feuer hat inzwischen 37'000 Hektaren Fläche und 370 Gebäude geschluckt. Zurzeit sind 20 Prozent des Feuers unter Kontrolle. Die Winde, die die Löscharbeiten erschweren, sollen noch bis Mittwochabend anhalten. Auf dass das Feuer bald verweht sein möge.

Hollywood-Kolumnistin Marlène von Arx hat Sandra Bullock gesprochen.
Hollywood-Kolumnistin Marlène von Arx hat Sandra Bullock gesprochen.
Bild: ZVG
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