James Bonds «M» Spät geblüht, dafür umso schöner – Judi Dench wird 85

dpa

8.12.2019

Judi Dench hatte erst jenseits der 60 ihren internationalen Durchbruch: als «M», Chefin von James Bond, und als Königin Victoria. Seither dreht die Oscar-Preisträgerin einen Film nach dem anderen.

Das Autofahren hat sie vor zwei Jahren aufgegeben, sie kann weder Kreuzworträtsel lösen noch Drehbücher lesen: Dame Judi Dench leidet an Makuladegeneration und hat große Mühe, zu sehen. «Aber ich komme zurecht», sagte sie der «Radio Times». An Filmsets lerne sie, wo sich alles befinde, sodass es gar nicht auffalle, wie wenig sie sehe. «Es ist schließlich alles nur Schauspielerei. Leute zum Narren halten. Das ist es, was ich tue.» Am Montag, 9. Dezember, feiert die Oscar-Preisträgerin ihren 85. Geburtstag.

Zwar war sie in Großbritannien schon lange für ihre Bühnen- und Fernsehrollen geschätzt, aber in internationalen Filmen spielte sie höchstens mal eine Nebenrolle. Doch dann entschieden sich die Bond-Produzenten, sie in «GoldenEye» (1995) als «M», die Chefin des legendären Geheimagenten James Bond, zu besetzen und die Serie damit zu modernisieren – ein Glücksgriff. In sieben James-Bond-Filmen verkörperte Dench die unnahbare Chefin des britischen Geheimdienstes. In «Skyfall» (2012) starb «M» schließlich in den Armen von 007. Einen letzten Mini-Auftritt hatte sie 2015 in einer Videobotschaft im Bond-Film «Spectre».



Mit über 60 katapultierte die Rolle der Königin Victoria in «Ihre Majestät Mrs. Brown» (1997) die Außenseiterin nach Hollywood und brachte ihr die erste Oscar-Nominierung ein. Fünf weitere folgten: Für «Chocolat – Ein kleiner Biss genügt» (2000), «Iris» (2001), «Lady Henderson präsentiert» (2005), «Tagebuch eines Skandals» (2006), und das 2013er-Drama «Philomena». Queen Victoria spielte Judi Dench übrigens ein weiteres Mal in Stephen Frears Komödie «Victoria & Abdul» (2017).

Den Oscar als beste Nebendarstellerin hatte sie schon 1999 für ihren knapp achtminütigen Auftritt als Königin Elizabeth I. in «Shakespeare in Love» abgestaubt. Zwei Jahre später starb ihr Mann, der Schauspieler Michael Williams, an Lungenkrebs. Kurz nach seinem Begräbnis stand sie wieder vor der Kamera, für das Drama «Schiffsmeldungen» – ihre Art zu trauern.

Seit 2009 gibt es wieder einen neuen Mann an ihrer Seite, den Naturschützer David Mills. Sie lernten sich kennen, als er sie bat, ein Eichhörnchengehege in der Nachbarschaft zu eröffnen. Seither hat sie mehrere Dokumentarfilme zum Thema Naturschutz gedreht, zuletzt über die Vertreibung von Orang-Utans auf Borneo durch Palmölplantagen.

Die Welt der Spionage lässt sie jedoch nicht los: Im Juli kam der Film «Geheimnis eines Lebens» in die Kinos, in dem sie eine britische KGB-Agentin spielt, die Atomgeheimnisse an die Sowjets verrät. Und im Mai 2020 wird sie in der Disney-Verfilmung des Fantasy-Bestsellers «Artemis Fowl» als Kommandantin eines unterirdischen Geheimdienstes zu sehen sein.

Auch an Weihnachten müssen Fans nicht auf sie verzichten: In der Neuverfilmung des Musicals «Cats» von Andrew Lloyd Webber führt sie alt und weise als Old Deuteronomy die Jellicle-Katzen an, neben Stars wie Taylor Swift, Ian McKellen und Idris Elba.

Kein Wunder, dass sie zu den meistbeschäftigten britischen Schauspielern gezählt wird. Sich zur Ruhe zu setzen, kommt für sie nicht in Frage. Der «Radio Times» sagte sie: «Ich mache das, was ich wirklich mein ganzes Leben lang machen wollte, und ich will nicht damit aufhören, vielen Dank.»

Denn selbst nach einer über 60-jährigen Karriere lehnt Dench keine Rollen ab: «Wenn mir ein Job angeboten wird, mache ich ihn immer, weil ich denke, dass es der letzte Job ist, für den ich angefragt werde», sagte die Oscar-Preisträgerin dem «Telegraph». «Weil du vom Radar verschwinden kannst. Und ich will nicht vom Radar verschwinden.»

«Cats» kommt am 25. Dezember in unsere Kinos.

Die Kino-Highlights im Dezember
Zurück zur Startseite