Oscars 2019Vom zeichnenden Willem Dafoe zur kurzangebundenen Helen Mirren
fts
25.2.2019
Der Startschuss für die Oscars 2019 ist bekanntlich der Rote Teppich. Von grossen Sympathieträgern bis zu den absoluten Medien-Profis. «Bluewin» fasst den Roten Teppich zusammen.
Minutiös geplant und doch absolutes Chaos: So kann man sich den Auftakt zu den Oscars 2019 vorstellen. Die Stars schlendern in engem Zeitplan über den Teppich begleitet von ohrenbetäubendem Geschrei der Zuschauer. Hollywood-Urgestein Samuel L. Jackson reicht «Captain Marvel» Brie Larson die Hand. Alle sind da, alle freuen sich – äusserlich jedenfalls.
Die ehrliche Freude zeigt sich bei Sympathieträger Willem Dafoe. Er plaudert authentisch und frisch darauf los. Für seine Rolle als Vincent van Gogh in «At Eternity's Gate» holt er sich eine Nominierung für die diesjährigen Goldenen Statuen. Und weil der eben ein Maler war, lässt Dafoe sich dazu hinreissen, etwas auf ein Papier zu kritzeln. Was es ist, kann keiner wissen. Er begleitet die Zeichnung mit: «That's not very good. But you know, drawing isn't painting.» Zeichnen sei nicht Malen. Darum sei das Bild nicht gut. Natürlich, Willem, wir glauben dir.
Ganz anders verhält sich Helen Mirren. Die Oscarpreisträgerin ist eine der Präsentatorinnen während der Zeremonie. Sie beantwortet stoisch die Fragen der Journalisten. Alle Nominierten hätten es «verdient» und ihre Filme seien «toll» – also das absolute Minimum gegenüber der Medien. Man kann es ihr nicht übel nehmen.
Viele der Stars werden von Bodyguards und beschäftigtaussehenden jungen Frauen an den Ärmeln weitergezogen – meist mitten in der Antwort zur zum 100. Mal gehörten Frage. Es erinnert an eine Mutter, die ihre Kinder zum Essen ruft und sie kommen nicht. Darum steht sie da mit verschränkten Armen und wartet mit stechendem Blick in Richtung Spielplatz.
Das abgespeckte Programm der Oscars ist merkbar. Hektik und Stress regieren auf dem Roten Teppich. Viele der Stars und Sternchen nehmen die sogenannte «Express-Lane» – also den schnellsten möglichen Weg in das Dolby Theatre in Los Angeles.
Hier wird der Rote Teppich offiziell ausgerollt:
Skandal! Die grössten Aufreger der Oscar-Geschichte
Skandal! Die grössten Aufreger der Oscar-Geschichte
Von vertauschten Umschlägen, beleidigten Verlierern und schrägen Outfits: Das waren die grössten Aufreger der Oscar-Geschichte.
Bild: Phil McCarten / A.M.P.A.S
Michael Moore gewann 2003 den Oscar für den besten Dokumentarfilm mit «Bowling for Columbine». Die Gelegenheit nutzte er, um statt einer Dankesrede eine deftige Tirade gegen den damaligen US-Präsidenten George W. Bush loszulassen. Seine legendäre «Shame on you, Mr. Bush»-Rede sowie die Jubel- und Buhrufe des Publikums wurden aber rasch vom aufspielenden Orchester übertönt.
Bild: Evan Agostini/Getty Images
Die Oscarverleihung 2011 war so langweilig, dass es eigentlich schon ein Skandal war. Nur einer schien verdächtig viel Spass zu haben: James Franco, der die dröge Veranstaltung mit Anne Hathaway moderierte. «Viele vermuteten danach, dass ich was genommen hätte», erinnerte sich Franco später in einer Late-Night-Show und dementiert: Neben der energiegeladenen Anne Hathaway würde einfach jeder bekifft wirken, meinte er.
Bild: A.M.P.A.S.
Schlechtester Verlierer aller Zeiten: Als Eddie Murphy 2007 nicht den erhofften Oscar für seine Nebenrolle in «Dreamgirls» bekam, verliess er wütend den Saal und ging direkt nach Hause.
Bild: 2006 DreamWorks Pictures / David James
Ein Busenblitzer gehört bei musikalischen Auftritten mittlerweile fast zum guten Ton. Beim Superbowl und der Oscarverleihung reicht ein wenig nackte Oberweite aber immer noch zum handfesten Skandal. Sängerin Beyoncé leistete sich den Fauxpas in einer Musicalnummer bei der Oscarverleihung im Jahr 2009. Vielleicht lag der Fehler aber auch bei Duettpartner Hugh Jackman, der ein bisschen zu schwungvoll mit der Schönen tanzte ...
Bild: Darren Decker / A.M.P.A.S.
Wie oft in Hollywoodfilmen hingegen nackte Tatsachen zu sehen sind, verdeutlichte Seth MacFarlane 2013. Der Oscar-Moderator zählte in einem Song sehr viele prominente Schauspielerinnen auf, deren Brüste alle schon gesehen hätten. Die fanden das nicht besonders lustig.
Bild: Matt Brown / A.M.P.A.S.
Marlon Brando gewann 1973 einen Oscar für den besten Hauptdarsteller in «Der Pate». An seiner statt schickte er eine Aktivistin für die Rechte amerikanischer Ureinwohner. Sacheen Littlefeather erklärte sichtlich nervös, der Grund für Brandos Weigerung, den Preis anzunehmen, sei die furchtbare Behandlung der Ureinwohner durch die US-Filmindustrie. Die bewies prompt seine These und schuf damit den eigentlichen Skandal: Zahlreiche Anwesende buhten Littlefeather aus.
Bild: Hulton Archive/Getty Images
Nicht nur gegen Indianer scheint es Ressentiments zu geben. 2006 weigerten sich Mitglieder der Oscar-Akademie, den Film «Brokeback Mountain» anzusehen - Ang Lees Drama über die tragische Liebe zweier homosexueller Cowobys (Jake Gyllenhaal, links, Heath Ledger). Von acht möglichen Oscars gewann das als Topfavorit gehandelte Meisterwerk schliesslich nur drei: für die beste Regie, das beste Drehbuch nach einer literarischen Vorlage und die beste Filmmusik.
Bild: Tobis
Keine Witze über Namen! Diese goldene Regel missachtete David Letterman bei seiner Moderation der Oscars 1995 und machte sich über die ungewöhnlichen Vornamen von Oprah Winfrey, Uma Thurman und Keanu Reeves lustig - zum rapide schwindenden Amüsement des Publikums. Insbesondere Winfrey nahm dem Talk-Veteranen den seltsamen Auftritt so übel, dass sie sich lange Jahre weigerte, in seiner Show aufzutreten. Als sie es 2005 dann doch tat, übergab sie ihm ein gerahmtes Bild von sich selbst und Uma Thurman.
Bild: Christopher Little/CBS/Hulton Archive/Getty Images
Einen unbeabsichtigten, aber denkwürdigen Namenswitz leistete sich 2014 John Travolta, als er die Performance von Idina Menzel ankündigte. Er bat eine gewisse Adele Dazeem auf die Bühne.
Bild: A.M.P.A.S.
Idina Menzel liess sich davon nicht aus der Ruhe bringen und trug ihren Song «Let it go» vor, der später am Abend mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
Bild: A.M.P.A.S.
Ein Jahr später durfte sich Idina Menzel an dem reumütigen Namensverdreher Travolta rächen: Sie stellte ihn als ihren «lieben Freund Glon Gazingo» vor.
Bild: A.M.P.A.S.
Das mit der Geschwisterliebe nahm Angelina Jolie im Jahr 2000 ein bisschen zu ernst: Als die damals noch junge wilde Schauspielerin ihren Oscar für die beste Nebenrolle in «Durchgeknallt» bekam, küsste sie im Überschwang der Gefühle ihren Bruder. Auf den Mund. Ziemlich lange. Dass die beiden kein inzestuöses Verhältnis miteinander hatten, wollte ihr die Yellow Press daraufhin lange Jahre nicht glauben.
Bild: David Mcnew/Getty Images
Noch so ein Kuss-Skandal: Adrien Brody bekam 2003 den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller im Weltkriegsdrama «Der Pianist». Ob er aber bei seinem leidenschaftlichen Kuss mit Halle Berry, die ihm eigentlich nur die Statuette überreichen wollte, ebenfalls von Gefühlen übermannt wurde oder schlicht und einfach die günstige Gelegenheit nutzte, ist bis heute nicht ganz klar.
Bild: Timothy A. Clary / AFP / Getty Images
«Der Pianist» gewann 2003 übrigens auch den Oscar für die beste Regie. Preisträger Roman Polanski blieb der Zeremonie allerdings fern - er hätte als verurteilter Vergewaltiger ins Gefängnis gehen müssen, wenn er US-amerikanischen Boden betreten hätte. Polanski lebt aus diesem Grund seit über 40 Jahren im europäischen Exil.
Bild: Adam Nurkiewicz/Getty Images
Den Preis bekam Roman Polanski übrigens Monate später in Frankreich überreicht - von Hollywood-Star Harrison Ford.
Bild: Steve Finn / Getty Images
Comedian Sacha Baron Cohen ist immer für einen geschickt inszenierten Skandal zu haben. Zur Oscar-Verleihung 2012 erschien er als «Der Diktator» General Aldeen. Mit dabei hatte er eine Urne, in der angeblich die Asche des kurz zuvor verstorbenen nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Il aufbewahrt war. Und diese verschüttete er zufällig über dem roten Teppich.
Bild: Heather Ikei / A.M.P.A.S.
Ein Skandal aus der Kategorie Mode - aber wohl auch der unterhaltsamste: 2000 putzten sich die «South Park»-Macher Trey Parker (links) und Matt Stone (rechts) - ihr Film war in der Kategorie «Bester Song» nominiert - ganz besonders fein raus. Allerdings in Frauenkleidern, die zuvor schon an den Hollywood-Beauties Gwyneth Paltrow und Jennifer Lopez gesehen wurden. Dass sie bei ihrem skurrilen Auftritt völlig high waren, geben die beiden mittlerweile gerne zu.
Bild: Long Photography / A.M.P.A.S.
Der wirklich gemeinste Skandal liegt zum Glück schon weit zurück: Hattie McDaniel gewann 1940 den Oscar für die beste Nebendarstellerin in «Vom Winde verweht» und war zutiefst bewegt. Doch zuvor war die Darstellerin wegen ihrer Hautfarbe von der Premiere des Films ausgeschlossen worden, und auch bei den Oscars musste sie getrennt von den weissen Schauspielern sitzen.
Bild: youtube.com/oscars
Ganz farbenblind scheint die Academy jedoch noch immer nicht zu sein: Nachdem 2016 im zweiten Jahr in Folge keine afroamerikanischen Schauspieler für den Oscar nominiert waren, schlug der Protest unter dem Hashtag #OscarsSoWhite grosse Wellen. Spike Lee, bekannt für sein politisches Engagement, boykottierte die Verleihung.
Bild: Pascal Le Segretain/Getty Images
Und der Oscar geht an - ja wen denn nun? Diese Frage schwebte 2017 minutenlang im Raum, nachdem es ausgerechnet in der Königskategorie Bester Film zu einem Kuddelmuddel kam. Weil ihnen der falsche Umschlag gereicht wurde, riefen Warren Beatty und Faye Dunaway statt «Moonlight» zunächst «La La Land» als besten Film aus. Erst später wurde der Irrtum aufgeklärt.
Bild: Aaron Poole / A.M.P.A.S.
Seinen Oscar bekommt der beste Hauptdarsteller des Jahres traditionell von der besten Hauptdarstellerin des Vorjahres verliehen. Im Jahr 2017 war es Brie Larson, die Casey Affleck die Trophäe in die Hand drückte - und ihm anschliessend den Applaus verweigerte. Der Grund: Gegen den Schauspieler stehen Missbrauchsvorwürfe im Raum. Um einen Eklat zu vermeiden, kündigte Affleck bereits an, bei der Oscarverleihung 2018 keinen Preis überreichen zu wollen.
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