Peach Weber, Montreux-Superfan: «Dieser Auftritt war eine Frechheit»
Er ist einer der bekanntesten Komiker des Landes. Doch nur wenigen wissen: Peach Weber ist Montreux-Fan. Ein Gespräch über wunderschöne Momente am Genfersee, sein schlimmstes Konzert – und warum er trotzdem immer wieder nach Montreux kommt.
11.07.2022
Als letzte Woche bekannt wurde, dass Komiker Michael Elsener mehr als eine halbe Million Corona-Hilfen bezogen haben soll, liess Peach Weber auf Twitter seinem Ärger freien Lauf. Nun legt er in einem Interview nach.
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- Peach Weber liess seinem Ärger auf Twitter freien Lauf, nachdem bekannt geworden war, dass Komiker-Kollege Michael Elsener während der Pandemie über eine halbe Million Corona-Hilfen bezogen haben soll.
- Nun erklärt sich der 70-jährige Komiker aus dem Kanton Aargau in einem Interview.
- «Unterhaltung muss mit Eintrittsgeldern finanziert werden», sagt Weber.
Komiker Peach Weber ist eigentlich pensioniert, wie er sagt.
Trotzdem steht er nach wie vor auf der Bühne. «Wenn die Vorstellungen nicht so gut liefen und es mir nicht so viel Freude bereiten würde, hätte ich schon vor 20 Jahren aufgehört.»
Denn das Tourleben hat es in sich: «Das Herumfahren, das unregelmässige Essen am Abend, das ist alles sehr mühsam», so Peach Weber im Interview mit «CH Media». «Am Anfang habe ich 200 Vorstellungen pro Jahr absolviert. Heute sind es noch um die 70 bis 80.»
Peach Weber lässt seinem Ärger freien Lauf
Als vergangene Woche bekannt wurde, dass Komiker Michael Elsener während der Pandemie mehr als eine halbe Million Corona-Hilfen bezogen haben soll, liess Peach Weber auf Twitter seinem Ärger freien Lauf.
«Wenn ich höre, was da gewisse Kollegen aus der Comedy-Branche an Corona-Geldern abgezügelt haben, denke ich mir bei einigen, was muss man ...», schreibt Weber.
Und weiter: «... für einen jämmerlichen Charakter haben, die Abzocker bei den Banken zu kritisieren. Und dann aber, sobald sich eine Gelegenheit bietet, selber alles abzuschöpfen, was möglich ist. Exgüsi, muss mich schnell ein bisschen übergeben ...»
Peach Weber: «Ich halte diese Summe für überrissen»
Nun legt der 70-jährige Komiker aus dem Kanton Aargau im Interview mit «CH Media» nach. Auf die Frage, was ihm durch den Kopf ging, als er las, dass Michael Elsener über eine halbe Million Corona-Entschädigungen bekommen haben soll, sagt Peach Weber: «Ich halte diese Summe, wenn sie denn stimmt, für völlig überrissen, egal, wozu sie verwendet wurde. Aber ich kenne den Fall zu wenig, um das genau beurteilen zu können. Es ist einfach übel, wenn man das Gefühl bekommt, dass gewisse Leute die spezielle Situation der Pandemie ausgenutzt haben, egal, in welcher Branche.»
Es gebe Gerüchte, so Weber, wonach der eine oder andere aus einem Berufszweig während der Pandemie mehr Geld verdient habe, als wenn er aufgetreten wäre.
«Solche Leute liessen sich grosse Ausfallentschädigungen anrechnen. Dabei sitzen bei ihnen nie mehr als 40 Zuschauerinnen und Zuschauer im Publikum.»
Peach Weber: «Jeder Unternehmer muss Reserven anlegen»
Er selber habe keine Ausfallentschädigungen beantragt, sagt Weber. Er wäre sich blöd vorgekommen. «Wenn ein junger Mensch in dieses Business einsteigt und keine Reserven hat, habe ich Verständnis dafür. Für alle anderen gilt: Jeder Unternehmer muss in guten Zeiten Reserven anlegen, damit er in schlechten Zeiten über die Runden kommt.»
Und weiter: «Dass man mit Comedy keine Unterstützungsgelder bekommt, halte ich deshalb für richtig. Es ist Unterhaltung, und die muss mit Eintrittsgeldern finanziert werden.»
Wenn ein Komiker 20 Jahre im Geschäft sei und sich mit seinem Ersparten kein Jahr über Wasser halten kann, sagt Weber, müsse er zum Berufsberater.
«Es gibt Kunstmaler, die den ganzen Tag malen, weil sie diesen Drang verspüren. Und dann gibt es solche, die morgens eine Stunde malen, um sich dann acht Stunden lang zu überlegen, wie man dafür Unterstützungsgelder bekommt.»
Peach Weber wollte immer sein eigener Chef sein
Sein Traum sei es immer gewesen, so Peach Weber, sein eigener Chef zu sein. «Das heisst aber auch, dass die volle Verantwortung für mich bei mir selbst liegt.»
Auf die Frage, ob er Tipps für jüngere Kollegen habe, wie man das hinkriegt: ein subventionsfreies Künstlerleben im Wohlstand, antwortet der Komiker: «Ich finde es klüger, Comedy möglichst lange nebenbei als Hobby zu machen und daneben einen anderen Beruf auszuüben. Ich war auch erst Lehrer und habe die Comedy lange nur nebenbei gemacht. Bis ich realisierte: Das könnte funktionieren.»
Weber sagt, er habe seine Altersvorsorge immer selber finanzieren wollen. Ihm sei jedoch immer klar gewesen, dass dies in die Hose gehen könne. «In der Comedy-Branche gibt es keine Sicherheit. Innerhalb von zwei, drei Jahren kannst du weg sein. Hätte es nicht geklappt, hätte ich angefangen, wieder irgendwo zu arbeiten. Es ist kein Menschenrecht, auf der Bühne stehen zu dürfen.»
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