«Megxit» Harry und Meghan finanziell auf eigenen Füssen: Wie soll das gehen?

AP

11.1.2020

Sie wollen «finanziell unabhängig» sein: Das kündigten Prinz Harry und seine Frau Meghan bei ihrer überraschenden Distanzierung vom britischen Königshaus an.
Sie wollen «finanziell unabhängig» sein: Das kündigten Prinz Harry und seine Frau Meghan bei ihrer überraschenden Distanzierung vom britischen Königshaus an.
Bild: Matt Dunham/AP/dpa

Privatvermögen, Mode, Fernsehen: Es wird viel spekuliert, wovon der Herzog und die Herzogin von Sussex künftig leben wollen. Komplett freimachen von den Privilegien des Königshauses werden sie sich aber wohl nicht.

Sie wollen «finanziell unabhängig» sein: Das kündigten Prinz Harry und seine Frau Meghan bei ihrer überraschenden Distanzierung vom britischen Königshaus an. Der Weg in diese Unabhängigkeit ist bislang unklar — und könnte voller Hindernisse stecken.

In seiner Erklärung vom Mittwoch deutete das Paar an, künftig selbstständig arbeiten zu wollen, Harrys Grossmutter Königin Elizabeth II. aber weiter zu unterstützen. Und das könnte sich nach Ansicht von Experten als Problem erweisen. «Ich glaube nicht, dass es funktionieren wird, um ehrlich zu sein», sagt der Autor und TV-Produzent David McClure, der sich in einem Buch mit dem Vermögen der Königsfamilie beschäftigte. «Wie sollen sie halb drinnen und halb draussen sein? In der einen Hälfte der Woche öffentliche Pflichten wahrnehmen und in der anderen ihr Geld mit Fernsehen, Vorlesungen, Büchern verdienen? Das birgt viele Gefahren.»

Die Pläne scheinen Harry und Meghan ausserdem nicht mit dem Palast abgestimmt zu haben. Der erklärte rasch, die Diskussionen mit den Sussexes befänden sich noch in einer frühen Phase. Es handele sich um «eine komplizierte Angelegenheit, deren Bewältigung Zeit erfordert», hiess es.

Über die Frage, was «finanzielle Unabhängigkeit» für das royale Paar bedeuten könnte, wird viel spekuliert. Der 35-jährige Prinz und seine drei Jahre ältere Frau kündigten an, künftig auf die Unterstützung der Steuerzahler verzichten zu wollen. Der sogenannte Sovereign Grant, den der Staat den Royals für ihre öffentlichen Aufgaben gewährt, deckt im Fall von Harry und Meghan derzeit fünf Prozent der Kosten. Das Paar dürfte aber weiter finanziell stark von den privaten Mitteln von Harrys Vater abhängig bleiben. Prinz Charles kontrolliert das lukrative Herzogtum von Cornwall. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das 1337 gegründete Herzogtum einen Gewinn von umgerechnet etwa 25 Millionen Euro.

Kritik nach Renovierung von Frogmore Cottage

Harry und Meghan waren erst kürzlich in die Kritik geraten, als sie mehr als 2,3 Millionen Euro an Steuergeldern für die Renovierung ihres Hauses in der Nähe von Windsor Castle ausgaben. Sie wollen Frogmore Cottage weiterhin als Wohnort in Grossbritannien behalten — sofern die Queen zustimmt.

Der Herzog und die Herzogin von Sussex verfügen ausserdem jeweils über ein beträchtliches eigenes Vermögen. Harry erbte von seiner verstorbenen Mutter Prinzessin Diana umgerechnet schätzungsweise etwa acht Millionen Euro. Hinzu kommen Zinserträge sowie Geld von seiner Urgrossmutter. Auch Meghan ist seit ihrer erfolgreichen Schauspielkarriere mit der Fernsehserie «Suits» Millionärin.

Vor ihrer Hochzeit mit Harry 2018 hatte sie sich zudem als Influencerin nach dem Vorbild der Schauspielerinnen Gwyneth Paltrow und Reese Witherspoon positioniert. Ihr Blog «The Tig» ist inzwischen geschlossen.

Die Modeexpertin Lauren Sherman von der Website «Business of Fashion» vermutet, dass Meghan «The Tig» in veränderter Form wieder starten könnte. «Die Menschen wollen wissen, was sie trägt, was sie isst, wie sie lebt», erklärt die New Yorker Chefkorrespondentin der in London ansässigen Publikation. «Sie hat mit Sicherheit ein Verständnis für die Macht ihres Auftretens.» Die Outfits der Herzogin sind — ebenso wie die des acht Monate alten Sohns Archie — oft begehrt im Internet und schnell ausverkauft. Im vergangenen Jahr entwarf Meghan zusammen mit der befreundeten Modedesignerin Misha Nonoo für einen guten Zweck eine Kollektion aus Bürokleidung für Frauen.

Völlige finanzielle Unabhängigkeit wohl Illussion

Für die Zukunftspläne der jungen Royals interessiert sich aber auch der britische Regisseur und Emmy-Preisträger Chris Addison («Veep — Die Vizepräsidentin»). Auf die Frage, ob er sich eine Zusammenarbeit mit dem Paar — ähnlich zum Netflix-Deal von Barack und Michelle Obama — vorstellen könnte, sagte er: «Man sollte niemals nie sagen.»

Völlige finanzielle Unabhängigkeit dürfte für Harry und Meghan aber in jedem Fall eine Illusion bleiben. Denn für offizielle Reisen, auf denen sie königliche Pflichten zur Unterstützung der Queen und der Regierung wahrnehmen, wollen beide weiter auf den Sovereign Grant zurückgreifen. Hinzu kommt eine weitere Grauzone: der Personenschutz durch Scotland Yard. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass Harry und Meghan darauf künftig verzichten wollen — und die Einheit wird ebenfalls vom Steuerzahler finanziert.


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