TV-Kritik In der Landfrauenküche ist die Welt noch in Ordnung

Von Lukas Rüttimann

17.12.2022

Die Landfrauen von SRF laden diese Weihnachten in einer Spezialserie zum «Festessen». Das Resultat? Vergnügliches Feelgood-Fernsehen fernab jeglichen Social-Media-Gebarens.

Von Lukas Rüttimann

Krieg, Krankheit, Krisen – es hat schon freundlichere Zeiten gegeben. Nicht einmal die Fussball-WM lässt sich geniessen, ohne dass dabei Diskussionen über gesellschaftliche und politische Werte aufkommen. Und jetzt ist es draussen auch noch saumässig kalt geworden.

Was könnte da besser passen, als es sich vor dem heimischen Bildschirm gemütlich zu machen?

Dabei wird viel gelacht und herzhaft diskutiert, immer anständig und manchmal mit einem flotten Spruch dazu. Begeisterungsfähige Kinder helfen mit, den Tisch zu decken und kriegen von Papa die Haare geföhnt. Immer wieder werden dazu Landschaftsaufnahmen gezeigt – Bilder einer Postkartenschweiz, wie sie in diesen Tagen wohl viele gerne sehen.

Kochen unter Zeitdruck

Das Prinzip der Spezialsendung? Simpel. Unter Zeitdruck sollen jeweils zwei Landfrauen die jeweilige Gastgeberfamilie bekochen.

Fremder Herd, fremde Töpfe, fremde Umgebung – dieser Herausforderung stellen sich in der Premiere Helen Imhof aus Balterswil TG, Barbara Matter aus Rumendingen BE und Aurélia Joly aus Grandvaux VD. Ihr Kochtalent haben die drei bereits in vergangenen «Landfrauenküche»-Sendungen unter Beweis gestellt.

In der ersten Folge überlässt Helen Imhof den beiden anderen Landfrauen ihre Küche. Die Thurgauerin geniesst die frei gewordene Zeit mit Freundinnen an einem Floristikkurs für Adventsschmuck, während die beiden Gast-Köchinnen in dieser Zeit Helens Lieblings-Weihnachtsmenü zubereiten sollen: Filet im Teig mit Gemüsebeilage.

Das bringt Barbara Matter und Aurélia Joly stellenweise ziemlich ins Rudern, denn nicht nur der fremde Ofen hat so seine Tücken. Auch der selbstgemachte Blätterteig ist alles andere als ein Selbstläufer.

Slow Food für eine hektische Welt

Dass am Ende das Menü trotzdem auf Begeisterung stösst, überrascht nicht. Miese Laune würde nicht zu dieser konsequenten Art Feelgood-Fernsehen passen. Familie Imhof findet das Filet im Teig denn auch durchs Band weg «super», und nach dem üppigen Dessert sind alle am Tisch satt und happy.

Ist das «Festessen» deshalb Pflichttermin über die kommenden Tage? Sicher nicht. Action, Überraschungen oder Aufregung sucht man in dieser Sendung vergeblich. Doch genau das ist das Ziel des Formats: Die Landfrauen stehen für Entschleunigung in einer hektischen Welt.

Mit ihrer natürlichen Art und der authentischen Darstellung der Familien sind sie die Antithese zur Selbstinszenierung auf Social Media. Statt sexy, cool oder wild sind die Protagonistinnen hier allesamt ehrlich, fleissig und hilfsbereit. Sie verkörpern Tugenden, die viele Menschen in der heutigen Zeit vermissen. Schön, dass sich davon ein bisschen etwas am TV abholen lässt.


Tamara Krapf, Lebenshof-Betreiberin: «Ich will nicht meine Freunde essen»

Tamara Krapf, Lebenshof-Betreiberin: «Ich will nicht meine Freunde essen»

Tamara und Stefan Krapf leben auf dem Känguruhof in Bernhardzell SG. Das Paar lässt seine Tiere nicht mehr schlachten. Vom Bauernhof zum Lebenshof – begonnen hat alles mit der Liebe zu einem Ochsen.

05.04.2022

Deine Meinung interessiert uns

Schreib einen Kommentar zum Thema.