Happy Birthday Jürg Wildberger: «Wir wollten es der ‹Tagesschau› zeigen»

Von Carlotta Henggeler

20.8.2020

Heute feiert das SRF-Newsflagschiff «10vor10» den 30. Geburtstag. «Bluewin» hat mit Magazin-Gründer über Anfänge und Änderungen gesprochen – und Jürg Wildberger auch nach Pannen und Highlights befragt.

Vor fünf Jahren feierte «10vor10» noch mit viel Tamtam den 25. Geburtstag. Den 30. will der Sender ruhig angehen.

Vor dem Jubiläum hat «Bluewin» Kontakt mit dem Erfinder des Formats aufgenommen: Worauf ist Jürg Wildberger heute stolz?

Herr Wildberger, vor 30 Jahren startete das damals neuartige Infotainment-Format ‹10vor10›. Die Mission: Komplexe Sachverhalte verständlich, aber auch attraktiv zu verkaufen. Kein einfacher Spagat.

Jürg Wildberger: Wir hatten die Aufgabe, abends um 22 Uhr eine zweite Prime-Time aufzubauen. Das ist uns mit guten News-Storys, Primeurs und emotionalen, unterhaltenden Stoffen sehr gut gelungen. Wir wollten es der ‹Tagesschau› zeigen, suchten neue Wege und sind zum Beispiel mit der laufenden Kamera auf die Bundesräte zugegangen. Englische Nachrichtenshows, ‹TF1› und ‹Spiegel TV› waren unsere Inspiratoren. Die Moderatorinnen und Moderatoren wurden bei ‹10vor10› zu Stars.

Wie hat sich die Nachrichtensendung in diesen 30 Jahren verändert?

Die Narrenfreiheit wurde eingeengt. Heute werden Nachrichtensendungen von einer Redaktion gemacht. Konkurrenzspiele mit den anderen Nachrichtensendungen sind daher nicht mehr möglich. ‹10vor10› ist gut, solide und bietet um 22 Uhr eine zuverlässige Vertiefung des Tagesgeschehens. Wollten wir bei der Gründung den deutschen Privatsendern Marktanteile abgewinnen, muss sich heute die Sendung gegenüber Online-Plattformen und Social Media bewähren.

Rückblickend: Worauf sind Sie in Bezug auf die Sendung heute stolz?

Es ist schön, dass es die Sendung immer noch gibt – das ist heute nicht mehr selbstverständlich.

Ist Ihnen eine Story besonders in Erinnerung geblieben?

Der erste grosse Primeur war die Aufdeckung des geheimen Nachrichtendienstes P-26. Erst- und einmalig waren auch die Reportagen von namhaften Filmemachern wie Kurt Gloor.

Zur Person

Jürg Wildberger gehörte zum «10vor10»-Gründungsteam . Er war der erste Redaktionsleiter und bis 1993
in Personalunion auch Moderator der Sendung. Danach wurde er für ein Jahr Programmreferent von Peter Schellenberg. Danach wechselte Jürg Wildberger zum Nachrichtenmagazin «Facts», das er auch leitete. 1998 gründete er TV3 und war bis 2002 Geschäftsführer. Heute ist er Senior Counselor bei der Kommunikationsberatung Hirzel.Neef.Schmid.Konsulenten in Zürich.

Und welche Panne schmerzt noch heute?

Ach ja, da war dieser Beitrag über den ersten Brutalo-Prozess, der mir einen Verweis und viele Learnings über die Führung der Redaktion beschert hat. Aus heutiger Sicht betrachtet, waren die Bilder höchstwahrscheinlich gefakt.

Haben Sie noch Kontakt zu damaligen Kolleginnen und Kollegen?

Klar. Die Gründung einer Sendung oder eines Magazins schweisst das Gründungsteam immer zusammen. Man erlebt Stress, Grenzsituationen und gleichzeitig bewegt man sich auf einer steilen Lernkurve. Das verbindet und es bleiben wertvolle Freundschaften.

Was wünschen Sie ‹10vor10› zum Jubiläum?

Eine schöne Party. Und weiterhin viel journalistisches Herzblut und harte Recherchen.

Und für sich?

Ein gutes, abwechslungsreiches Leben und weiterhin viel Spass.

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