Kolumne am MittagIntergalaktische Hilfe für Wladimir Putin
Von Carlotta Henggeler
2.7.2021
William Shatner, besser bekannt in seiner Rolle als Enterprise-Captain James T. Kirk, ist bald auf dem russischen TV-Staatsender mit einer neuen Show zu sehen. Betreibt er jetzt für Putin Propaganda?
Von Carlotta Henggeler
02.07.2021, 12:04
02.07.2021, 12:31
Carlotta Henggeler
«Star Trek»-Star William Shatner betritt neues, fremdes Territorium. Der 90-jährige Schauspieler bekommt beim russischen Staatssender RT in den USA eine eigene Sendung, berichtet die deutsche Presseagentur dpa.
Shatners Format startet am 12. Juni und heisst «I don't understand» – zu Deutsch: Ich verstehe das nicht. Dabei geht es um Weltraum-Themen. Zum Beispiel um die Beschaffenheit des Universums an sich oder besonders faszinierende Phänomene aus dem All. Auch Fragen zum Urknall will Shatner nachgehen und sich mit den Gefahren von Weltraum-Schrott befassen. Ausserdem wird der Amerikaner eigene Fragen zum Kosmos einbringen.
Noch steckt «Ich verstehe das nicht» zwar in der Pipeline, aber die Sendung wirft schon seine langen Schatten voraus – und löst auf Twitter einen intergalaktischen Shitstorm aus.
«Ich habe heute eine lächerliche E-Mail von einem Gentleman in den Niederlanden erhalten, der mir befiehlt, meine neue Show zu stoppen. Ich möchte sie mit Ihnen allen teilen, um Ihnen zu zeigen, wie lächerlich die Leute sind», kontert Shatner über seinen offiziellen Twitter-Account.
Der happige Vorwurf des Niederländers: Shatner legitimiere sich mit seiner Person als Propaganda-Werkzeug des Kremls.
Bäm!
Shatner wehrt sich: «Wie kann ich ein Sprachrohr sein, wenn sie keinen Einfluss auf den Inhalt, die Gäste, das Drehen und den Schnitt haben?» Shatner hofft nun, dass sich die Wogen vor Showbeginn glätten.
I received a ridiculous email today from a gentleman in the Netherlands who is “ordering” me to stop my new show. Let me share it with all of you to show you how ridiculous people are: pic.twitter.com/oVOogVHijr
Derweil sich einige Twitterer grün und blau ärgern, freuen sich die TV-Macher über den prominenten Neuzugang. «Captain Kirk hat auf die Seite des Guten gewechselt», freut sich RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan.
Dass William Shatner bald mit seiner Sendung abhebt, freut einen ganz besonders: den Präsidenten himself – Wladimir Wladimirowitsch Putin.
Erst kürzlich hatte Putin gejammert, man würde seinen Kreml-Sender im Ausland benachteiligen und es ihm schwermachen. RT würde kein Personal finden und auch keine Räume.
Zumindest einen interstellaren Verbündeten hat er mit Captain Kirk nun also gefunden.
Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.