Kolumne am Mittag Happy Dosenravioli, Tim Mälzer

Von Carlotta Henggeler

22.1.2021

Seine Sprüche sind so scharf, dass man diese nicht mal mehr auf der Scoville-Skala messen kann. Der Hamburger Tim Mälzer ist das Enfant terrible unter den deutschen TV-Köchen. Zum 50. schmeisst er eine XXL-Online-Fete und erfindet sich neu.

Seine Schimpftiraden aus der beliebten Vox-Show «Kitchen Impossible» sind legendär, da kann nicht mal der Ur-Choleriker unter den Fernseh-Brutzlern Gordon Ramsey mithalten.

Tim Mälzers Hamburger Schnauze ist genauso frei und grenzenlos wie die Kreationen aus seiner Küche. Wer schon einmal in einem seiner vier Restaurants in der Alster-Stadt war, der weiss es. Das Restaurant Bullerei ist wie ein grosser Spielplatz – da wird das bestellte Fleisch im Einkaufswagen präsentiert und filetiert. In seinen Gastro-Tempeln trifft man die Hamburger Schickeria, die genüsslich tafelt.

Und der Chef selbst? Der ist genauso lustig drauf wie im Fernsehen in «Kitchen Impossible». Dabei ist es ihm egal, ob gerade National-Trainer Jogi Löw oder TV-Star Barbara Schöneberger diniert. Tim Mälzer ist ein Original – und deshalb mögen die Restaurant-Gänger*innen und Fernsehzuschauer*innen ihn auch.

Ein Original, der in der TV-Küche zaubert, aber es selbst am liebsten einfach mag. Das Essen aus seiner Kindheit liebt er heute noch: «Das ist der Wackelpeter, das sind bei mir die Dosenravioli und die Spaghetti Bolognese», sagte Mälzer der Deutschen Presse-Agentur über seine Guilty Pleasures.

Und gibt's Dosenravioli zu seinem heutigen runden Geburi? Wie feiert ein Hansdampf in allen Gassen seinen 50. coronagerecht, ohne dabei Trübsal zu blasen?

Tim Mälzer hat sich eine «Cook-Along-Party» ausgedacht. Denn der 50-Jährige will seinen Geburi mit möglichst vielen Leuten feiern. Deshalb wird sein Koch-Date in den sozialen Medien übertragen. Das heisst, jeder der Lust hat, kann sich dazuschalten: «Ich glaube, es wird das grösste verbindende Social-Distancing-Event, das man sich nur vorstellen kann.» 

Corona? Kein Zuckerschlecken

Mutig, solch eine grosse Sause zu veranstalten. Ist doch den Gastro-Unternehmern seit Corona das Lachen vergangen. So beklagte sich auch Mälzer im TV Ende 2020 bei Talker Markus Lanz über brotlose Zeiten. Ein emotionaler Auftritt, der Mälzer heute noch beschäftigt: «Wir nennen ihn immer liebevoll den Heulsusen-Auftritt», sagt Mälzer gegenüber der dpa dazu. Aber es sei derzeit auch eine «unfassbar komplexe und schwierige Herausforderung, jetzt gerade eigenständig wirtschaftlich zu arbeiten. Und das gelingt halt nicht jedem. Und deshalb nutze ich Gelegenheit wie in Talkshows immer wieder, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen.»

Ein kreativer Küchen-Geist, der sitzt nicht einfach nur rum und wartet, bis die Saure-Gurken-Zeit vorbei ist. Nein, der nimmt das Zepter in die Hand und erfindet sich neu. 

Zusammen mit seinen rund 100 Mitarbeitern hat er einen Lieferservice aus dem Boden gestampft. «Das hat kreative Energien freigesetzt und das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Wir haben in diesem Rahmen alle meine in Hamburg ansässigen Mitarbeiter in Beschäftigung halten können.» Eine Goldgrube sei das nicht, trotzdem: «Aber wir sind auch nicht mit einem Minus rausgegangen.»

Happy Birthday, lieber Tim Mälzer! Auf weitere Kochabenteuer in «Kitchen Impossible».

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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