TV-Kritik «Lust oder Frust – Die Sexbox» – Zu viel Spass im Bett

Von Gion Mathias Cavelty

9.2.2021

«Diese Sendung hat mich befreit», jubelt TV-Experte Gion Mathias Cavelty.

Mein Problem ist: Ich habe zu viel Spass im Bett. Das ist wirklich extrem belastend für mich, denn ich müsste ja auch ab und zu etwas Anderes machen. Aber der Spass im Bett hört einfach nicht auf. Gibt es Rettung?

In meiner Verzweiflung schaue ich mir am Montagabend die erste Ausgabe der neuen Doku-Soap «Lust oder Frust – Die Sexbox» auf Vox an (so nebenbei, während ich bestialischen Spass im Bett habe). Darin soll es um Paare gehen, die vor laufender Kamera Sexspielzeug testen. Irgendetwas tief in mir sagt mir, dass das sehr abtörnend werden könnte.

«Beim Testen ist kein Loch tabu», begrüsst eine Off-Stimme den Zuschauer am Anfang der Folge. Dann wird den fünf teilnehmenden Hetero-Pärchen je eine rosa Plüschbox mit dem ersten Sextoy überreicht, das diese in den eigenen vier Wänden ausprobieren und abschliessend bewerten sollen (mit «Lustobjekt» oder eben «Frustobjekt»).

Das erste Sextoy nennt sich «Clone-A-Willy». Damit soll man angeblich «eine vibrierende Silikon-Replika jedes beliebigen Penis» herstellen können. Auf dem Bildschirm kommt es zu Dialogen wie:

Frau 1: «Musst du ihn da reinhalten?»

Mann 1: «Ja.»

Frau 1: «A-ha ha ha ha ha!»

Mann 1: «A-ha ha ha ha ha!»

Oder:

Mann 2: «Ich finde, ich habe einen schönen Penis.»

Frau 2: «Ich muss ihn nicht jeden Tach sehen.»

Der Theorie nach sollte der Reihe nach Gipspulver angerührt und in einen röhrenförmigen Behälter gegeben werden; «dann fix den erigierten Penis einführen für den Abdruck» (Off-Sprecher); anschliessend sollte die so entstandene Form mit pinkfarbenem Silikon ausgegossen und ein Vibrator integriert werden.



In der Praxis gestaltet sich der Herstellungsprozess hoch grotesk; Frau 3 kommentiert etwa: «Man hat so die Vorstellung ‹Hey, wir machen einen coolen Abdruck von deinem Penis, das wird superviel Spass machen›, und am Schluss war es eher so: ‹Hol ein Handtuch! Hol ein Handtuch! Es läuft runter!›»

Mann 2 jammert: «Es gab leichte Schwierigkeiten, weil ich da nicht ganz reinkam; die Masse ist hart geworden, bevor ich ganz drinne war.»

Die Silikon-Penisse, die beim Experiment schlussendlich herauskommen, sind wahrhaft jämmerliche Gebilde: «Ups, da fehlt die Eichel» (Kommentar Frau 3); «Komplett zerschossen» (Mann 3); «Is' mir zu schief» (Frau 4). Frust herrscht!

Meine Sexbegeisterung hat während der umständlich-läppischen Prozeduren rasant abgenommen; es ist eine Wohltat!

Bei den Testpaaren geht es nahtlos weiter mit dem nächsten Sextoy: dem «Easy Beat Egg» (ein Masturbations-Ei aus Silikon mit irgendeiner Sosse drin); es folgt ein violetter Doggy-Style-Riesenpimmel, den man an der Wand befestigen kann.

Meine Libido hat sich mittlerweile gänzlich in Luft ausgelöst. Ich bin geheilt! Die noch folgenden Tests schenke ich mir.

Fazit: Wenn auch Sie mit Sex Schluss machen wollen, ist «Die Sexbox» genau das Richtige für Sie. Sie werden merken, dass es so viele schöne Sachen gibt, die man stattdessen machen kann. Ins Kino gehen. Ins Theater. Ins Restaurant. Bald wieder. Im März. Oder im April. Auf jeden Fall sicher noch dieses Jahr! Ganz bestimmt aber 2022 (nicht wahr, Herr Berset)!

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