Kolumne am Mittag Mamma mia, La Loren ist zurück – endlich!

Von Carlotta Henggeler

23.11.2020

In Italien ist La Loren so etwas wie eine Staatsheilige. In letzter Zeit war es ruhiger geworden um die unverschämt schöne Römerin. Für ihren jüngsten Sohn wagt sie sich in «Du hast das Leben vor dir» auf die Leinwand zurück. Zum Glück!

Mit dem Drama «Du hast das Leben vor dir» wagt Sophia Loren mit 86 Jahren ihr Bildschirm-Comeback. Warum eigentlich nicht, wenn man die nötige Energie hat, noch immer eine grossartig schöne Signora ist und mit dem eigenen Sprössling einen Film drehen kann?

Das hat sich wohl auch Sofia Villani Scicolone (wie Loren bürgerlich heisst) gesagt und mimt die Holocaust-Überlebende Madame Rosa. Sie ist eine Tagesmutter in einer typischen süditalienischen Küstenstadt. Rosa hat ein grosses und kränkelndes Herz, aber keine Moneten im Portemonnaie. Jeder Monat ist ein neuer Überlebenskampf. Szenen aus dem heutigen Italien – so real und erdrückend wie die astronomischen Staatsschulden.

Zu allem Elend wird Rosa vom Strassenjungen Momo, 12, am Markt beklaut. Als dann später ihr Hausarzt erscheint und um einen Platz für ebendiesen Problem-Teenie Mohamed alias Momo bittet, lehnt sie verärgert ab.

Doch Madame Rosa bringt es nicht übers Herz, den Jungen dem Heim zu überlassen und gewährt im Platz in ihrer kleinen Wohnung. Und in ihrem Leben. Kein einfaches Arrangement, denn Momo vermisst seine fröhliche Mutter, fühlt sich einsam. Er rebelliert. Um an Geld zu kommen, beginnt er Drogen zu verkaufen. Er wird un spaciatore, ein Dealer, wie man sie in Italien nennt. Momo träumt von einem anderen Leben, einem besseren. «Manche sagen, alles steht geschrieben und man kann nichts ändern. Ich will alles ändern, ich will zurück zum Anfang, als noch nichts aufgeschrieben war», sinniert er am Anfang des Filmdramas.

Und gibts für Momo auch ein Happy End? So viel sei hier nicht verraten. Denn es lohnt sich, «Du hast das Leben vor dir» zu schauen und zu erfahren, wie sich zwei Einzelgänger aus verschiedenen Welten langsam annähern und zu einer unkonventionellen, kleinen Familie werden. 

Klingt ein wenig melodramatisch, ja fast kitschig? Ist es auch es birebitz, aber Regisseur Edoardo Ponte gelingt es messerscharf, das Drama nicht zu seicht wirken zu lassen. Dort, wo die Grenze scharf zum Kinokitsch verläuft, kriegt er noch die Kurve.

Und zur Frage meines geschätzten Kollegen Bruno Bötschi: Ist der letzte Film der erfahrenen Schauspielerin der beste, weil sie nichts mehr zu verlieren hat? 

Darauf gibt es eine klare Antwort: Leider nein. Aber eine herzerwärmende Geschichte, die ein gutes Gefühl hinterlässt. Sophia Loren ist und bleibt eine Grosse! Grazie Sophia!

«Du hast das Leben vor dir» läuft auf Netflix.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

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