Interview mit Angelina Kirsch Angelina Kirsch: Wer hat eigentlich definiert, dass Models dünn sind?

dpa

24.7.2018

Zum dritten Mal sucht Plus-Size-Model Angelina Kirsch das nächste «Curvy Supermodel». Im Interview spricht sie über das Körperbild im Fernsehen und erzählt, was sie über die Standard-Grössen von Topmodels denkt.

Angelina Kirsch (30) ist erfolgreiches Plus-Size-Model. Am Donnerstag, 26. Juli, läuft um 20.15 Uhr die dritte Staffel «Curvy Supermodel» auf RTL II an, in der Kirsch neue Übergrössen-Models sucht.

Frau Kirsch, was ist das Besondere an «Curvy Supermodel?»

Angelina Kirsch: Die Sendung ist modern, und Frauen mit Kurven werden wunderschön dargestellt. Das ist ein grosser Mehrwert für die Zuschauer. Ich habe das Gefühl, dass die Show Frauen, die Kurven haben, Selbstbewusstsein gibt.

Welche Frauen haben sich dieses Jahr beworben?

Das ist unterschiedlich. Wir haben natürlich auch Mädels dabei, die schon Erfahrung haben und wissen, wie sie sich bewegen sollen. Und dann gibt es natürlich auch die Mädchen, die noch nie gemodelt haben und sich ihrer Schönheit noch gar nicht bewusst sind.

Bei «Germany’s Next Topmodel» gab es in der vergangenen Staffel auch curvy Models. Was halten Sie davon?

Ich finde es schön, dass die Show versucht, sich ein bisschen offener zu zeigen, was Körperformen angeht. Aber ich muss sagen: Für mich war das weit weg von kurvig. Da musste man ja nach den Kurven suchen.

Gibt es eigentlich ein maximales Gewicht für curvy Models?

Der Markt ist ziemlich offen, aber wir suchen in der Show ein Model, das gut arbeitet und viel gebucht wird. Und die gängigen Grössen, die gebucht werden, sind 42/44.

Wie finden Sie es, dass Models mit Grösse 42 nicht einfach Models heissen, sondern den Zusatz curvy brauchen?

Ich bin da zwiegespalten. Auf der einen Seite frage ich mich, wer eigentlich definiert hat, dass ein normales Model dünn ist. Das finde ich schade. Am Ende machen wir alle den gleichen Job. Auf der anderen Seite verstehe ich auch diese Kategorisierung. Bisher wurde uns beigebracht, dass ein Model sehr dünn, sehr gross und einfach sehr, sehr schlank ist. Solange das Ideal noch nicht aufgebrochen ist und unterschiedliche Körpertypen als Schönheitsideal gefeiert werden, brauchen wir eben dieses Attribut curvy.

Die Grösse 42 ist in Deutschland bei Frauen eher durchschnittlich. In der Modewelt gelten Models mit der Grösse aber als Übergrössemodels.

Das ist für mich natürlich absolut desaströs. In der Modewelt ist die Grösse 34/36 normal, und in der echten Welt ist es die Grösse 42 oder mehr. Das finde ich schon entsetzlich. Wenn ich in meinem Umfeld sage, ich bin Model für Übergrössen, schlagen die Leute die Hände über dem Kopf zusammen und fragen: «Was bin ich denn dann?» Das ist ganz schön heftig. Wir wollen mit der Show erreichen, dass die Frauen sagen: «Ich bin gerne curvy, ich steh dazu, das bin einfach ich.»

Gab es für Sie einen bestimmten Moment, der Ihnen gezeigt hat: Man muss nicht superschlank sein, um schön zu sein?

Der Moment der Bestätigung war mit meiner Mutter vor dem Spiegel. In der Pubertät habe ich natürlich Unsicherheiten gehabt, was meine Kurven anging, weil ich nicht wusste: Ist das alles richtig? Darf das so sein? Meine Mutter hat sich dann mit mir vor den Spiegel gestellt und gesagt: «Du bist perfekt, so wie du bist.» Das hat sie immer wieder gesagt und mich damit wirklich aufgebaut.

Zur Person
Die 30-jährige Angelina Kirsch gilt als eines der erfolgreichsten Plus-Size-Models Deutschlands. Aufgewachsen im norddeutschen Neumünster, wurde sie in einer Eisdiele in Rom entdeckt. Regelmässig steht Kirsch seitdem für namhafte Labels vor der Kamera.

Lesen Sie hier mehr über zwei Schweizer Kandidatinnen.

Die dritte Staffel von «Curvy Supermodel» startet am Donnerstag, 26. Juli, um 20.15 Uhr auf RTL II. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendungen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

«Curvy Supermodel»: Die Kandidatinnen der dritten Staffel
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