Kolumne am Mittag Freddie Frinton – die berühmteste Zahnlücke der Welt

Von Fabian Tschamper

30.12.2019

«Dinner for One»: Freddie Frinton und May Warden schufen mit ihrem Sketch einen zeitlosen Klassiker.
«Dinner for One»: Freddie Frinton und May Warden schufen mit ihrem Sketch einen zeitlosen Klassiker.
Bild: Keystone

Einmal im Jahr flimmern die kultigsten 18 Minuten TV-Geschichte über den Bildschirm: «Dinner for One» gehört genauso zu Silvester wie das Feuerwerk. Dafür verdient Freddie Frinton nicht nur meinen Respekt.

Urkomisch mimt Freddie Frinton alle Jahre wieder den loyalen Butler James. Loyal, weil er für seine Miss Sophie (May Warden), die ihren 90. Geburtstag feiert, jeden ihrer verstorbenen Freunde imitiert – und auch für jene trinkt. Die verschiedenen Stufen der Trunkenheit wurden bislang nicht mehr so unheimlich akkurat dargestellt. Was für eine Performance!

Er stolpert elfmal über den Kopf eines ausgelegten Tigerfells, zu seinem eigenen Erstaunen läuft er als zusätzliche Pointe einmal daran vorbei – stolpert dann aber auf dem Rückweg. Er schreitet grazil darüber und springt, schon deutlich angetrunken, am Schluss hinüber.

Ich kringele mich.

Das Menü ist ein Fünfgänger, weshalb Butler James vor jedem Gang fragt: «The same procedure as last year, Miss Sophie?» – «The same procedure as every year, James.» Freilich ertönt die Frage zunehmend lallend.

Doch eine Nacherzählung ist fehl am Platze, sogar Kinder kennen heutzutage «Dinner for One» – so wie ich damals.

Mit einem Lacher ins neue Jahr

Den britischen Komiker Freddie Frinton allerdings kennen nur wenige. Er scheint mit dem Ulk im Blut geboren zu sein: Im zarten Alter von 14 hatte er seinen ersten Job in einer Fischfabrik als Packer – zwei Jahre später wurde er rausgeschmissen, weil er seine Kollegen offenbar durch Witze und Parodien von der Arbeit abhielt. Während des Zweiten Weltkriegs war er in der Truppenbetreuung als Unterhalter tätig.

Frinton war auch mehrfach verheiratet und hatte insgesamt sechs Kinder.

1945 trat er das erste Mal auf mit dem Sketch «Dinner for One», natürlich an der Seite von May Warden. Allerdings musste er jedes Mal Tantiemen zahlen, wenn er das Stück aufführte – Frinton hatte die Rechte nicht, das – mit Verlaub – arme Schwein.

In den nächsten rund 15 Jahren wurde er von der BBC entdeckt, trat in verschiedenen kleinen Rollen beim britischen Fernsehen auf. Meist waren seine Charaktere trottelig.

Dann liefen ihm 1962 der deutsche Entertainer Peter Frankenfeld und Regisseur Heinz Dunkhase über den Weg: In Blackpool sahen sie Frinton in seiner «Dinner for One»-Vorstellung und luden ihn kurzerhand in Frankenfelds Sendung «Guten Abend» beim NDR ein.

Und genau diesen Auftritt zeigen diverse Sender jedes Jahr zu Silvester – seit über 45 Jahren. Die Welt setzt sich vor den Bildschirm und lacht sich dank Freddie Frinton schlapp. Ich kann's nicht erwarten.

«The same procedure as every year.»

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

Und hier noch die Bilder des Tages
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