Kolumne Kolumne: «Narcos» – oder Spanisch lernen von den Drogenbossen

Cilgia Grass

16.11.2018

Mit «Narcos: Mexiko» geht die Netflix-Drogensaga in die vierte Runde. Und damit auch der einzige Spanischkurs, den ich in meinem Leben bislang besucht habe.

Wer Serien im Originalton schaut, kann sprachlich dazulernen. Alles, was es braucht, sind deutsche Untertitel. Am Freitag, 16. November, gehen meine Spanischlektionen mit den Drogenbossen von «Narcos» bei Netflix weiter.

Vor «Narcos» umfasste mein Wortschatz bloss ein paar Brocken wie «Buenos dias», «Vamos a la playa?», «Una cerveza, por favor!» und «Hasta la vista». Zu Deutsch: «Guten Tag», «Gehen wir zum Strand?», «Ein Bier, bitte!» und «Wir sehen uns».

Jetzt weiss ich immerhin, dass «Narcos» die Kurzform von «Narcotraficantes» ist und Drogenhändler bedeutet. Und ich könnte zu meinem Freund jederzeit sagen: «Entierra la plata!», also «Vergrab das Geld!». Weder er noch ich haben einen Garten, aber wir könnten ein paar Blumenkistchen kaufen und diese zweckentfremden. Da ich mit meiner Schreiberei nicht gleich viel verdiene wie seinerzeit Pablo Escobar mit seinem Kokain, würden die auch reichen.

Wortschatz? Ja, aber ...

Zurück zum Spanischkurs. Mir ist mittlerweile auch bekannt, dass «matar» töten bedeutet. Nützlich, falls ich mal einen Mord in Auftrag geben will. Vielleicht an dem Architekten, der das Haus gebaut hat, in dem ich wohne. Dort höre ich sogar, wenn meine Nachbarin eine Seite in ihrem Heftchen umblättert.

Wenn ich wollte, was sich für eine wohlerzogene Dame natürlich nicht gehört, könnte ich jetzt ausserdem auf Spanisch fluchen, dass sich die Balken biegen. Die Palette reicht von schlimm bis schlimmer.

Es geht im gleichen Stil weiter

Auch bei «Narcos: Mexiko», deren erste Folgen ich schon vorab sehen konnte, herrscht sprachlich ein rauer Wind. Kein Wunder: Es sind die gleichen blutigen Geschichten mit dem gleichen Menschenschlag und den gleichen Problemen im Zentrum.

Nur das Land hat gewechselt. Und die Zeit: Es ist der Anfang der 80er-Jahre, und in Mexiko ist der Drogenhandel noch völlig unorganisiert. Das möchte der Ex-Polizist Miguel Ángel Félix Gallardo (gespielt von Diego Luna) ändern. Zusammen mit Rafael Quintero (Tenoch Huert), einem Meister der Marihuana-Zucht, will er die Drogenhändler einen und ein «Narcos»-Imperium errichten. Es ist die Geburtsstunde des Guadalajara-Kartells.

Zur gleichen Zeit in den USA: Kiki Camarena (Michael Peña) arbeitet als Drogenfahnder bei der «Drug Enforcement Administration», kurz DEA, die noch eine sehr junge Behörde ist und vom Rest der Gesetzeshüter nicht richtig ernst genommen wird. Wie Gallardo möchte auch Camarena Karriere machen. Er lässt sich deshalb – inklusive Familie – nach Guadalajara versetzen. Sonnenklar, dass er dort auf Gallardo trifft und zu seinem erbittertsten Widersacher wird.

Tragische Zustände

Selbst wenn es gefühlt irgendwie das Gleiche ist wie in den vergangenen «Narcos»-Staffeln – und der Drogenboss diesmal vielleicht etwas farbloser bleibt als Pablo Escobar in den Vorgängern: Auch die neuen «Narcos»-Folgen ziehen einen sofort wieder rein. Wie schon gehabt muss man aber auch jetzt immer wieder mal – wie heisst das wohl auf Spanisch? – leer schlucken. Dann nämlich, wenn man kurz vergessen hat, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht.

In dieser Art Krieg kamen in den letzten 30 Jahren rund eine halbe Million Menschen um. Alleine letztes Jahr starben oder verschwanden in Mexiko über 30'000 Menschen. Für dieses Jahr werden noch schlimmere Zahlen erwartet. «Muy triste» – sehr traurig.

«Narcos: Mexiko» ist ab Freitag, 16. November, bei Netflix abrufbar.

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