Geschichte Wie Polizisten die Revolte ab 1968 erlebten

tsch

16.12.2019

Oft wird der gesellschaftliche Umbruch ab 1968 nur als Kampf zwischen Studentenbewegung und Politik wahrgenommen. Eine Doku zeigt nun, wie die damals sehr jungen Polizisten die Gewalt und den folgenden Terrorismus erlebten.

«Keiner muss Bulle sein» lautet ein beliebter Spruch der radikalen Linken. Auch die jungen Männer, die den Job des Polizisten im Westdeutschland der 60er- und 70er-Jahre wählten, taten dies natürlich freiwillig. Jedoch erwarteten sie von ihrer Berufswahl vor allem eine sichere, ungefährdete Arbeitsstelle in einem wirtschaftlich prosperierenden Land.

Dass diese junge Polizisten-Generation mitten in die historischen Ereignisse der gesellschaftlichen Umbrüche und kulturellen Revolution jener Zeit geraten sollte, ahnten ihre Protagonisten vorher nicht. Anhand beispielhafter Lebensläufe und Zäsuren erzählt die ARD-Doku «Die Bullen – Polizei, Proteste und Terrorismus» nun ihre Geschichte – und damit ein Stück der bewegenden Geschichte unseres Nachbarlandes.

Grosse Proteste

Autor und Regisseur Thomas Schneider widmet sich in seinem Film einem Kapitel der BRD-Historie, das in Ansätzen auch auf die Schweiz jener Tage zutrifft. Seit dem Ende der 60er-Jahre protestierte die junge Generation der Nachkriegskinder nicht nur gegen das Nazi-Erbe ihrer Eltern, sondern auch für einen gesellschaftlichen Umbruch in so gut wie allen Bereichen des Lebens. Konkret demonstrierte die Studentenbewegung gegen den Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze, gegen sexuelle Prüderie und kapitalistische Ausbeutung. Doch der Protest wurde immer gewalttätiger – und mündete letztlich in den 70er-Jahren im Terrorismus der RAF.



Mitten in den oft brutalen Demonstrationen und Strassenkämpfen befanden sich die jungen Polizeibeamten, deren Karrieren und Leben entscheidend von den damaligen Auseinandersetzungen geprägt wurden. Nicht nur lernten sie, mit Gewalt umzugehen, sondern auch, Gewalt auszuüben. Wahrgenommen und kritisiert wurde die Polizei nur als anonyme Masse – ein Blick auf Beamte, mit dem die Dokumentation bewusst bricht. Sie zeigt die Perspektive der jungen Männer, die sich damals in Gefahr begaben und ihr Handeln auch selbst infrage stellten. So lässt der Film eine neue Sicht auf die Jahre nach 68 entstehen: Wie ging die Polizei mit Gewalt und Terrorismus um? Wie wurden die jungen Polizisten dadurch beeinflusst? Und wie veränderten sich die Strukturen und Strategien der Polizei damals?

«Die Bullen - Polizei, Proteste und Terrorismus» läuft am Montag, 16. Dezember, um 23.30 Uhr auf ARD. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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