Die Karriere von Camilla Von der unbeliebtesten Frau des Landes zur Königin der Herzen?

Von Bruno Bötschi

27.2.2023

Prinzessin Diana war die «Königin der Herzen» – ihre Rivalin Camilla ist nun Königsgemahlin. Die Brit*innen haben die unbeliebte Frau an der Seite von König Charles III. längst akzeptiert. Und nun wird sie sogar Queen.

Von Bruno Bötschi

27.2.2023

Seit dem Tod von Queen Elizabeth II. trägt Camilla, die Ehefrau von König Charles III., den Titel «Queen Consort».

Diesen soll sie so lange tragen, bis sich die britische Öffentlichkeit an eine neue Ära gewöhnt habe, so der Wunsch der am 8. September 2022 verstorbenen Monarchin.

Wie es nun scheint, könnte aber schon in wenigen Wochen der zweite Teil des Titels gestrichen werden.

Laut der «Daily Mail» plant der Buckingham-Palast, Camilla nach der Krönung am 6. Mai nur noch als «Queen» zu bezeichnen. Auch andere britische Medien hatten in den letzten Wochen schon über diesen Plan berichtet.

«Die Zeit ist reif»

Ein erstes Anzeichen für die mögliche Titeländerung ist folgender Umstand: Die Wohltätigkeitsorganisation von Camilla heisst bereits heute Queen's Reading Room, wie kürzlich bekannt geworden ist.

Ein royaler Insider erzählt zudem: «Im Palast ist man der Meinung, dass der Titel Queen Consort zu umständlich ist und es für Camilla einfacher sein könnte, einfach als Königin bezeichnet zu werden, wenn die Zeit reif ist.»

Nun denn, dieser Schritt wäre das Resultat einer bemerkenswerten Verwandlung.

Heute ist Camilla, Queen Consort, die Königsgemahlin, eine abgeklärte Dame von 75 Jahren. «Eine uneitle Frau in bequemen Kleidern und mit einer Frisur, die an den Stil der siebziger Jahre erinnert», notierte die NZZ vergangenen September.

Und weiter: «Dass Camilla einmal im Zentrum eines der grössten Skandale der britischen Monarchie stand, würde niemand vermuten, der es nicht wüsste. Aber natürlich weiss es die ganze Welt, und es wird sich zeigen, ob sie es je vergessen kann.»

Fakt ist jedoch: Die PR-Verantwortlichen im Königshaus arbeiten schon seit Langem daran. Denn es geht dabei nicht weniger um die Akzeptanz des neuen Königs, sondern letztlich um die britische Monarchie als Ganzes.

«Wir waren in dieser Ehe zu dritt»

Dass aus Camilla je eine Queen wird, hätten sich bei ihrer Hochzeit mit Charles vor 18 Jahren nur die wenigsten erträumen lassen.

Ihr Ruf war damals heftig ramponiert, nachdem ihr die britische Öffentlichkeit die Schuld für das Aus der Ehe von Charles und Diana gab. «Wir waren in dieser Ehe zu dritt, also war es etwas eng», kommentierte die verstorbene Prinzessin dies 1995 in ihrem legendären BBC-Interview.

Camilla zog den Hass der Brit*innen auf sich wie kaum eine andere Frau zuvor, während Dianas Tod 1997 den Status ihrer schieren Unantastbarkeit besiegelte.

Bis heute wird Camilla an Diana gemessen.

Und trotzdem wandelte sich Camilla, die einst als «Rottweiler» verunglimpft wurde, von der Hassfigur zum Lieblingsmenschen vieler Royalist*innen. Im Schatten von Charles bewahrte sie Haltung, derweil andere Royals immer wieder Skandale lieferten.

In den vergangenen Jahren wurde zudem bekannt, dass sich die Söhne Dianas mit ihrer Stiefmutter arrangiert haben. Bei ihrer Hochzeit mit Charles fungierte Prinz William sogar als Trauzeuge, zusammen mit Camillas Sohn Tom.

«You’ve got to get on with life»

Nicht ganz so dicke mit seiner Stiefmutter scheint Prinz Harry zu sein. Auf jeden Fall geht er sie in seiner Biografie «Spare» ziemlich hart an. Ein Kratzer, der jedoch bisher keinen Niederschlag in der Beliebtheitsskala gefunden zu haben scheint.

König Charles III. liess es sich auf jeden Fall nicht nehmen, in seiner ersten TV-Ansprache seine «Darling Wife» zu preisen.

Und Camilla selber sagte im Sommer 2022 in einem Interview mit der «Vogue», Glück bedeute für sie, in der Nähe von ihrem Mann zu sein. Und sei es auch nur, gemeinsam mit ihm in einem Zimmer zu sitzen und zu lesen.

Gleichzeitig ist sich Camilla aber bewusst, dass sie kaum je die Popularität ihrer Vorgängerin erreichen wird. Sie sagt: «You’ve got to get on with life.»

Das Leben geht weiter, mit einer Krone auf dem Kopf und des öfteren ganz, ganz vielen Kameras vor dem Gesicht.


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