Mit dem 3:2 aus dem Heimspiel geht YB am Dienstag ins Rückspiel gegen Galatasaray. Eine Ausgangslage, die den Bernern nicht unbekannt ist. Ein Rückblick auf die bisherigen Champions-League-Playoffs.
2010: Chancenlos in London
Gegner: Tottenham; Hinspiel: 3:2
Bereits im ersten Playoff vor 14 Jahren gegen Tottenham reist YB mit einem 3:2 ans Auswärtsspiel. An der White Hart Lane in London werden die Hoffnungen der Berner aber schnell getrübt, als Peter Crouch bereits in der 5. Minuten per Kopf trifft. Der englische Zweimeter-Stürmer wird bis zum Schluss noch zwei weitere Tore erzielen. YB, mit Christoph Spycher und David Degen in der Startaufstellung und Vladimir Petkovic als Trainer, ist beim 0:4 chancenlos und verpasst es klar, den 24 Stunden zuvor erfolgreichen Baslern in die Champions League zu folgen.
2016: Blamabel in Mönchengladbach
Gegner: Borussia Mönchengladbach; Hinspiel: 1:3
Deutlich weniger hoffnungsvoll als sechs Jahre zuvor reisen die YB-Fans 2016 zum Playoff-Rückspiel nach Mönchengladbach. Die Deutschen, die mit Yann Sommer im Tor und Nico Elvedi in der Abwehr antreten, spielen dank dem 3:1 im Berner Wankdorf befreit auf und legen im Borussia-Park eine Gala hin. Auch dank drei Toren von Ex-FCZ-Stürmer Raffael demontieren die Hausherren die Berner um Trainer Adi Hüter und gewinnen 6:1.
2017: Enttäuscht in Moskau
Gegner: ZSKA Moskau; Hinspiel: 0:1
Aller guten Dinge sind drei? Leider nein. Gegen ZSKA Moskau will YB nach der bitteren 0:1-Heimniederlage durch ein spätes Eigentor von Kasim Adams mit einem Auswärtseffort doch noch die erstmalige Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League sichern. In der russischen Hauptstadt ist allerdings nichts mehr vom dominanten Auftritt der Vorwoche zu sehen. In der ersten Halbzeit geben die Berner nicht einen Torschuss ab, während ZSKA kurz vor der Pause in Führung geht. Nach etwas mehr als einer Stunde erhöhen die Russen verdientermassen auf 2:0 und bringen den Vorsprung mühelos über die Zeit.
2018: Euphorisiert in Zagreb
Gegner: Dinamo Zagreb; Hinspiel: 1:1
Erstmals nehmen die Young Boys als Schweizer Meister an der Qualifikation zur Champions League teil. Doch das Playoff-Duell scheint wieder nach dem bekannten Muster zu verlaufen. Durch ein frühes Tor des ehemaligen GC-Spielers Izet Hajrovic führt Dinamo im Rückspiel vor eigenem Publikum lange 1:0. Das von Neo-Trainer Gerardo Seoane trainierte YB generiert derweil kaum Torgefahr und verliert in der 55. Minute auch noch Miralem Sulejmani verletzungsbedingt. Wenig deutet auf einen Berner Erfolg hin, bis der für Sulejmani eingewechselte Roger Assalé einen Penalty herausholt, den Guillaume Hoarau verwertet. Nur gut zwei Minuten später steigt Hoarau nach einem Eckball hoch und sorgt mit dem 2:1 für die Berner Glückseligkeit. Endlich ist die Qualifikation für die Königsklasse geschafft, in der YB auf Manchester United, Juventus Turin und Valencia trifft.
2019: Wirkungslos in Belgrad
Gegner: Roter Stern Belgrad; Hinspiel: 2:2
In Belgrad wird YB die zwei Jahre später abgeschaffte Auswärtsregel zum Verhängnis. Der 1:1-Ausgleichstreffer in der 82. Minute durch ein Eigentor der Serben reicht nach dem 2:2 im Hinspiel nicht. Bitter für die Berner, die vor allem im Hinspiel im heimischen Wankdorf ein klares Chancenplus aufgewiesen hatten. In der serbischen Hauptstadt findet das Sturmtrio Roger Assalé, Jean-Pierre Nsame und Moumi Ngamaleu dann kein Mittel, um den kanadischen Nationalgoalie Milan Borjan zu bezwingen.
2021: Beherzt in Budapest
Gegner: Ferencvaros; Hinspiel: 3:2
Zum zweiten Mal nach 2010 geht YB mit einem 3:2 ins Playoff-Rückspiel. In Budapest geht es gegen Ferencvaros auf und ab. Auf die frühe Führung durch Cédric Zesiger finden die Ungarn rasch eine Antwort und drehen das Spiel bis zur 27. Minute. In der zweiten Halbzeit ist es Christian Fassnacht, der das 2:2 erzielt und YB auf Kurs bringt. Kurz darauf spielt das Heimteam nach einer Gelb-Roten Karte in Unterzahl und findet auch trotz eines abgewehrten Penaltys nicht mehr ins Spiel zurück. Felix Mambimbi trifft in der Nachspielzeit zum 3:2 und YB feiert den zweiten Einzug in die Gruppenphase der Champions League. Dort treffen die von David Wagner trainierten Berner erneut auf Manchester United sowie auf Villarreal und Atalanta Bergamo.
2023: Glücklich in Bern
Gegner: Maccabi Haifa; Hinspiel: 0:0
Nach sechs Rückspielen auf fremdem Terrain fällt die Entscheidung im Playoff 2023 erstmals im Wankdorf. Die Ausgangslage gegen Maccabi Haifa ist mit dem torlosen Unentschieden aus dem Hinspiel gut, und diesmal kann YB mit Trainer Raphael Wicky auch auf das nötige Glück zählen. Mit einem Doppelschlag innerhalb von fünf Minuten gehen die Berner 2:0 in Führung, während die Israelis zweimal an der Torumrandung scheitern. Dasselbe Bild in der zweiten Halbzeit: YB erhöht auf 3:0, Haifa trifft ein drittes Mal nur Aluminium. Dank der nötigen Effizienz erreichen die Berner zum dritten Mal die Champions League und spielen dort gegen Manchester City, RB Leipzig und Roter Stern Belgrad.
Fazit
Seit 2010 haben die Young Boys sieben Duelle um den Einzug in die europäische Königsklasse bestritten. Dreimal waren sie erfolgreich, viermal nicht. Der Trend zeigt allerdings nach oben. Mit Rückspielen auf fremdem Terrain haben die Berner viel Erfahrung. Nach anfänglicher Unsicherheit traten sie zuletzt mit dem Selbstvertrauen eines Serienmeisters auf. Seit 2018 ist YB in den Playoffs zur Champions League daheim und auswärts ungeschlagen. Bleibt das auch in Istanbul so, ziehen die Berner am Dienstag zum vierten Mal in die Gruppen- respektive Ligaphase der Champions League ein.