Am Mittwochabend kämpft Belinda Bencic in New York um den Einzug in die Halbfinals der US Open. blue Sport sieht gleich mehrere Gründe, wieso für die Schweizerin auch der ganz grosse Coup in Reichweite liegt.
Ab 18 Uhr trifft die letzte verbliebenen Schweizer Hoffnung in Flushing Meadows auf das britische Wunderkind Emma Raducanu, die mit ihren zarten 18 Jahren zum ersten Mal einen Grand-Slam-Viertelfinal bestreitet. Wie Bencic hat auch Raducanu auf dem Weg dahin keinen einzigen Satz verloren, nichtsdestotrotz wird die Schweizerin von den Buchmachern leicht favorisiert. Was macht Bencic derzeit so stark? blue Sport sucht nach Gründen.
Neue Grand-Slam-Siegerin gesucht?
Acht Spielerinnen verbleiben noch im Rennen um den letzten Grand-Slam-Titel des Jahres. Für die grosse Mehrheit käme ein Triumph in New York einer Premiere gleich: Nur Barbora Krejcikova kann in ihrem Palmarés bisher einen Major-Sieg vorweisen (French Open 2021). Auf die Tschechin kann Bencic frühestens im allfälligen Endspiel treffen, der restlichen Konkurrenz steht sie in Sachen Erfahrung derweil in nichts nach. Im Gegenteil: Nach Tokio weiss Bencic auch, wie sie grosse Matches gewinnen kann.
Die Liebe zu New York
Die Liebesgeschichte mit den US Open beginnt bereits im Jahr 2014. Bei ihrer ersten Teilnahme der Karriere prescht die damals 17-Jährige sogleich in den Viertelfinal vor. Es soll für lange Zeit das beste Resultat an einem Major-Turnier bleiben. Genauer gesagt bis 2019, als sie wieder in New York zur Hochform aufläuft und gar in den Halbfinal vorstösst. Nur denkbar knapp scheitert Bencic in diesem Jahr an der späteren Siegerin Bianca Andreescu.
«Ich kenne die Anlage hier sehr gut und habe auch schon oft auf den grossen Plötzen gespielt. Das hilft», unterstreicht Bencic ihr Wohlbefinden in Flushing Meadows. Bis heute ist die Halbfinal-Quali 2019 das beste Grand-Slam-Resultat der Ostschweizerin – noch. Denn das Potenzial für mehr hat Bencic bereits unter Beweis gestellt. Und wenn nicht in New York, wo dann?
Die Goldwelle
Mit dem Olympiasieg scheint bei Bencic ein Knoten geplatzt. Ob auf oder neben dem Platz – die Auftritte der 24-Jährigen wirken abgeklärter denn je. 13 ihrer letzten 14 Partien kann Bencic für sich entscheiden, bloss gegen Landsfrau Jil Teichmann zieht sie in Cincinnati den Kürzeren. Mit Pegula, Krejcikova, Pavlyuchenkova und Vondrousova weist die Schweizerin in Tokio und New York auch namhafte Gegnerinnen in die Schranken. Tennis-Experte Stach ist überzeugt: «Belinda Bencic schwebt auf der Goldwelle.»
Die Nervenstärke
Wer auf einer Erfolgswelle reitet, tankt mit jedem eingefahrenen Sieg mehr Selbstvertrauen. Das bestätigt Bencic bereits in Tokio, wo sie trotz vielen Hochs und Tiefs jeweils das bessere Ende auf die eigene Seite zwingt. Die Ostschweizerin bekräftigt selbst, die Olympischen Spiele hätten ihr im Hinblick auf grosse Matches viel geholfen.
In Flushing Meadows tritt Bencic bislang sehr souverän auf, die Bilanz von 8:0 gewonnenen Sätzen spricht Bände. Und wenn es mal knapp wird, wie im Startsatz des Achtelfinals gegen Iga Swiatek, lässt sich die Olympiasiegerin nicht aus der Ruhe bringen. Gegen die Polin wehrt Bencic nach verspielter Führung gar vier Satzbälle ab, bevor sie das Blatt mit einer mentalen Meisterleistung erneut wenden kann.
Die gewonnene Lockerheit
Während Bencic früher oft verbissen wirkte und sich so wohl auch selbst blockiert, legt sie in diesen Tagen die nötige Lockerheit an den Tag. Auffallend ist ihre Gelassenheit nach der einzigen Niederlage der letzten Tage in Cincinnati, als sie Gegnerin Teichmann am Netz mit einem Lächeln begegnet und ihr mit einer herzlichen Umarmung gratuliert. Ein Bild, das noch vor einiger Zeit kaum vorstellbar war.