Die Titelverteidigerin Naomi Osaka scheitert am US Open in New York in der 3. Runde an Leylah Fernandez. Mehr zu reden gibt der Auftritt der Japanerin an der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Am Ende ihres gut siebenminütigen Auftritts vor den Medien konnte Naomi Osaka die Emotionen nicht mehr zurückhalten. Unter Tränen kündigte sie an, dass sie erneut eine Pause einlegen wird. «Ich weiss nicht, wann ich meine nächste Tennispartie bestreiten werde», sagte die 23-Jährige. Zuvor hatte sie einmal mehr einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben gegeben. «Wenn ich gewinne, fühle ich mich nicht glücklich, sondern eher erleichtert. Und wenn ich verliere, bin ich sehr traurig. Ich glaube nicht, dass das normal ist.»
Normal ist schon lange nichts mehr im Leben von Naomi Osaka. Seit sie vor drei Jahren in einem denkwürdigen Final in Flushing Meadows Serena Williams bezwungen und ihren ersten von mittlerweile vier Grand-Slam-Titeln gewonnen hatte, stieg die in den USA aufgewachsene Tochter einer Japanerin und eines Haitianers zur Ikone auf, deren Wirken weit über den Sport hinaus Aufmerksamkeit generiert.
Osakas Gesicht ist allgegenwärtig. Sie zierte zuletzt die Titelseiten der Magazine «Sport Illustrated» und «Women's Health» und entzündete im Juli an den Sommerspielen in Tokio als letzte Fackelträgerin die olympische Flamme. Laut «Forbes» ist sie mit einem Jahreseinkommen von 60 Millionen Dollar die bestbezahlte Sportlerin der Welt, ihr Sponsoring-Portfolio wächst und wächst, sie vertritt unter anderen Marken wie Nike, Tag Heuer, Mastercard oder Louis Vuitton.
Auch ausserhalb des Platzes exponierte sich die Japanerin, weshalb sie auch in den sozialen Netzwerken zu den einflussreichsten Influencern gehört. 2020 setzte sie sich an vorderster Front für die Black-Lives-Matter-Bewegung ein. Auf dem Weg zu ihrem letztjährigen Titel am US Open trug sie vor jeder Partie eine andere Maske mit dem Konterfei eines Opfers von Polizeigewalt.
Nun scheint Osaka, die von ihrem Naturell her sehr scheu ist, endgültig alles über den Kopf gewachsen zu sein. Bereits am French Open in Paris hatte sich die 23-Jährige zurückgezogen und eine kurze Pause eingelegt, da sie angeblich unter Depressionen leide. Trotzdem war sie in diesem Sommer so präsent wie nie zuvor. In New York sagte sie nun aber: «Ich bin an einem Punkt, wo ich herausfinden muss, was ich überhaupt will.» Ob sich Osaka vorübergehend auch aus der Öffentlichkeit zurückziehen wird, bleibt allerdings abzuwarten.