Fahrtest Dem Honda Jazz fehlt zum Durchbruch nur noch der Stecker

dpa/gbi

21.6.2020

Konventioneller Zuschnitt, zukunftsweisende Technik: Wenn Honda jetzt den Jazz an den Start bringt, gibt es ihn nur noch mit Hybrid-Antrieb. Bei der Technik haben die Japaner aber ein wichtiges Detail vergessen.

Auf dem Automarkt geben zwar immer noch SUVs den Ton an. Doch angesichts der strengeren CO2-Vorgaben kommen auch Kleinwagen gerade wieder gross heraus. Deshalb bringt Honda jetzt die nächste Generation des Jazz in den Handel und geht dabei ganz neue Wege.

Denn im Ringen um einen niedrigen Flottenverbrauch gibt es den Konkurrenten von Toyota Yaris und Mazda 2 zu Preisen ab 23'000 Franken künftig nur noch mit Hybrid-Antrieb. Und auch dem SUV-Trend tragen die Japaner Rechnung, indem sie den Jazz für ein paar Tausend Franken Aufpreis auch als Crosstar anbieten.



Der hat zwar keinen Allrad und auch nur ein paar Millimeter mehr Bodenfreiheit, sieht aber mit seinen Plastikplanken und der integrierten Dachreling zumindest ein bisschen nach Freiheit und Abenteuer aus.

Pfiffiges Innenleben in tristem Ambiente

Egal ob klassisch und trotz des etwas flacheren Dachs und der stärker geneigten Heckscheibe noch immer ziemlich konservativ, oder als Crosstar auf Lifestyle getrimmt – immer punktet der Jazz mit seinem pfiffigen Innenraum.

Denn vorne ist der Kleinwagen spürbar luftiger als die meisten Konkurrenten, und hinten gibt es einzigartige Sitze: Weil der Tank unter dem Fahrer und nicht wie üblich unter der Rückbank montiert ist, lassen sich die Sitzkissen wie im Kino nach oben klappen. Das ermöglicht auch den Transport sperriger Güter, die im 304 Liter grossen Kofferraum vielleicht keinen Platz finden.

Während man dieses Konzept bereits vom Vorgänger kennt, sind Ausstattung und Ambiente neu: Das Armaturenbrett ist zwar noch immer grau und deshalb etwas trist, wirkt aber hochwertiger. Zudem gibt es mehr Ablagen und digitale Instrumente. Das über einen zentralen Touchscreen zugängliche Infotainment ist online und lässt sich auch über einen selbstlernenden Sprachassistenten bedienen.

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Auch das Sicherheitspaket ist für diese Klasse üppig. So bietet der Jazz nicht nur bis zu zehn Airbags, von denen einer die Knie des Fahrers schützt und sich ein anderer beim Seitenaufprall zwischen die Passagiere in der ersten Reihe spannt. Mit Kameras und Sensoren hält er auch Tempo, Abstand und Spur von allein und erkennt Fussgänger nun selbst bei absoluter Dunkelheit. Und weil Honda die Karosseriestruktur verändert und den Rahmen der Frontscheibe dramatisch verschlankt hat, geniesst man einen besseren Überblick.

Elektroauto mit Hilfskraftwerk

Das Paradestück der Japaner ist aber ihr neuer «e:HEV-Antrieb». So nennt Honda die ungewöhnliche Kombination eines 1,5 Liter grossen Benziners mit gleich zwei E-Motoren und einem kleinen Pufferakku im Kofferraumboden, bei der es in der meisten Zeit keine Verbindung zwischen Verbrenner und Vorderachse gibt.

Denn ausser bei hohem Tempo auf der Autobahn treibt der 72 kW/98 PS starke Vierzylinder lediglich den Generator an und produziert so den Strom für den eigentlichen, elektrischen Fahrmotor mit 80 kW/109 PS und 253 Nm. Deshalb läuft er länger und öfter in seinem optimalen Drehzahlbereich und kommt so auf einen respektablen Normverbrauch von 3,6 Litern und einen CO2-Ausstoss von 82 g/km.

Und weil überschüssige Energie im Akku gespeichert wird, kann der Jazz zumindest gut zwei Kilometer auch rein elektrisch fahren und so ohne lokale Emissionen durch die Stadt stromern.



Zwar funktioniert das Zusammenspiel reibungslos, der Verbrauch ist vorbildlich, die Fahrkultur ist angesichts des niedrigen Geräuschniveaus feiner als in dieser Klasse üblich, und abgesehen von den eher mageren 175 km/h Höchstgeschwindigkeit mangelt es dem Jazz bei einem Sprintwert von 9,4 Sekunden auch nicht an Elan. Doch zu einem wirklich vorbildlichen Antrieb haben die Ingenieure ein entscheidendes Detail vergessen: Der Akku ist zu klein und hat keinen Steckdosen-Anschluss.

Dabei könnte der Jazz erst als Plug-in-Hybrid nennenswerte Strecken elektrisch fahren. Am Platz für einen grösseren Akku würde es dank der sogenannten Magic Seats im Fond jedenfalls nicht mangeln.

Fazit: Frische Töne im Konzert der Kleinwagen

Er sieht zumindest als Crosstar peppig aus, bietet mehr Innenraum-Variabilität als die meisten Konkurrenten und entlastet mit der Beschränkung auf den Hybrid-Antrieb gleichermassen das Tankbudget und das Umweltgewissen. So schlägt der Jazz erfrischend neue Töne im Konzert der Kleinwagen an und ist auch für die Zukunft bestens gerüstet.

Denn während andere Autobauer wie VW ihre Kleinen erst noch mit E-Maschinen ausrüsten müssen, braucht Honda nur noch einen grösseren Akku einzubauen, um im Zeitalter der E-Mobilität ganz vorn mitzufahren.

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