Schwere Aufgabe Der zweite Abschied vom geliebten Verstorbenen – den Haushalt auflösen

dpa/uri

7.4.2019

Manches wird aufbewahrt, manches verschenkt und verkauft, aber vieles muss leider entsorgt werden: Eine Haushaltsauflösung fällt häufig schwer. (Symbolbild)
Manches wird aufbewahrt, manches verschenkt und verkauft, aber vieles muss leider entsorgt werden: Eine Haushaltsauflösung fällt häufig schwer. (Symbolbild)
Bild: dpa

Die Beerdigung eines geliebten Menschen ist nur der erste Abschied, denn die Auflösung des Haushaltes folgt noch – und fällt oft besonders schwer. Experten kennen Tipps, die es leichter machen.

Wenn ein naher Angehöriger stirbt, ist die Trauer gross. Noch schwerer wird es, wenn der Verstorbene alleine gelebt hat und nun eine Haushaltsauflösung ansteht. Zusätzlich zur Trauer müssen Verwandte sich mit weiteren Problemen und Fragen beschäftigen. Was möchte ich behalten, und was kann weg? Was mache ich mit den wertvollen Sachen, und wohin mit dem Gerümpel? Und wer kann mir helfen?

«Ich empfehle den Betroffenen, zum Beispiel einen Freund mitzunehmen», erklärt der Trauerbegleiter Norbert Mucksch vom deutschen Bundesverband Trauerbegleitung. Der Freund ist eine Unterstützung, vor allem aber schaut er neutraler auf die Dinge, als man es selbst in so einem Moment kann. Denn in dieser seelisch aufwühlenden Ausnahmesituation kommt der Verstand oft zu kurz. Viele Menschen können alleine nicht gut entscheiden, welche Dinge sie behalten und von welchen sie sich trennen sollten.

Viel behalten oder alles wegwerfen? 

Mucksch kennt beide Extreme. «Manche wollen ganz viel behalten, weil sie denken, das alles ist unwiederbringlich. Was es ja auch ist», sagt er. Das andere Extrem: Es wird ein grosser Kehraus gemacht und bis auf ganz wenige persönliche Dinge alles weggeworfen.

Beide Extreme sind nicht gesund, gefragt ist ein Mittelmass. Wo dieses liegt, muss allerdings immer wieder aufs Neue entschieden werden. Soll man die vielen Fotoalben wirklich mitnehmen? Sie nehmen schliesslich nicht viel Platz weg, und man kann sie später immer noch wegwerfen, wenn man möchte. Und was ist mit den Sammeltassen, an dem so viele Kindheitserinnerungen hängen?

«Man sollte auf die emotional wichtigen Dinge achten», rät der Trauerbegleiter Mucksch. So kann es sinnvoll sein, ein Kleidungsstück des Verstorbenen aufzubewahren. Vielleicht riecht es sogar noch nach dem geliebten Menschen. Dann kann es zumindest in der ersten Zeit immer mal wieder hervorgeholt werden. «So etwas sollte man nicht geringschätzen», sagt Mucksch.

Emotionen werden hochkommen

Natürlich werden bei einer Haushaltsauflösung viele Emotionen hochkommen. Der Fachmann empfiehlt, diese zuzulassen. «Trauer braucht Ausdruck. Und Tränen und Gefühle sind dieser Ausdruck», sagt er. Es ist für die meisten Menschen zwar gut, in dieser belastenden Situation nicht alleine zu sein. Doch es gibt Ausnahmen: Manche möchten vor der Haushaltsauflösung noch einmal ganz alleine in den Räumen sein, um die Atmosphäre in sich aufzunehmen und Abschied zu nehmen. Aber auch hier gilt es, sich seelischer Unterstützung zu versichern. Sinnvoll ist es etwa, einen Freund vorab zu fragen, ob man ihn dann doch anrufen kann, wenn es einem schlecht geht.

Aus psychologischer Sicht kann es gut sein, mit der Haushaltsauflösung zu warten, bis man ein bisschen Abstand zu dem Geschehen bekommen hat. Dies ist aber nur möglich, wenn der Verstorbene in den eigenen vier Wänden gelebt hat. Bei gemieteten Immobilien bleibt oft nur die zügige Ausräumung.

Experten empfehlen, durch die Räume zu gehen und zunächst einmal die Sachen mitzunehmen, die man auf jeden Fall behalten möchte. Gibt es mehrere Angehörige, wird es oft schwierig. Es kann zu Streitigkeiten kommen, wem der Geschwister etwa der Schmuck oder die wertvollen Teppiche zustehen. Ein Patentrezept für eine Lösung gibt es nicht. «Manchmal hilft es, wenn man sich fragt, was wohl der Verstorbene gewollt hätte», rät Mucksch.

Was wird verschenkt, was verkauft? 

Nachdem aussortiert wurde, steht die nächste Frage im Raum: Was können wir verschenken oder eventuell noch verkaufen? Möglich ist es, Sachen für den nächsten Flohmarkt aufzuheben oder Anzeigen aufzugeben. Zudem gibt es soziale Einrichtungen, die sich über entsprechende Zuwendungen freuen.

Dazu gehört etwa die Caritas, die in einigen Ländern sogar komplette Haushaltsauflösungen zu einem günstigen Preis anbietet. Bei einem gewerblichen Anbieter können indes rasch Kosten in vierstelliger Höhe anfallen. Hier empfiehlt es sich bei mehreren Entrümplern anzufragen und Angebote einzuholen. Denn wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch hier schwarze Schafe.

Seriöse Anbieter sind etwa daran zu erkennen, dass sie einen Paketpreis anbieten. Die Kosten für Entrümpelung werden mit den Preisen für die wertvollen Dinge gegengerechnet. Der Preis ist verbindlich, eine Nachrechnung wird nicht gestellt.

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite