Neue Erkenntnisse Alkohol ist Gift für ungeborene Babys – mit lebenslangen Folgen

sda

7.9.2018

Alkohol gelangt über die Plazenta direkt ins Blut des Kindes. Anders gesagt: Das Kind trinkt mit.
Alkohol gelangt über die Plazenta direkt ins Blut des Kindes. Anders gesagt: Das Kind trinkt mit.
Bild: Getty Images

Rund zwei von hundert Neugeborenen in Europa kommen auf Grund des Alkoholkonsums ihrer Mutter während der Schwangerschaft mit Beeinträchtigungen zur Welt. Zum kommenden 9. September, dem Tag des alkoholgeschädigten Kindes, ruft die Stiftung Sucht Schweiz dazu auf, es schwangeren Frauen zu erleichtern, möglichst auf den Alkoholkonsum zu verzichten.

Neue Auswertungen von «Sucht Schweiz» im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit zeigen, dass rund 6 Prozent der schwangeren oder stillenden Frauen in der Schweiz mindestens einmal pro Monat zu viel Alkohol bei einer Gelegenheit (vier Standardgläser oder mehr) trinken.

Auch wenn nicht eindeutig belegt ist, ab welcher Alkoholmenge die Entwicklung des Kindes beeinträchtigt werden kann, so können die Schäden für Neugeborene beträchtlich sein: Verlässliche Zahlen fehlen zwar für die Schweiz, aber es wird geschätzt, dass in Europa rund 2 Prozent der Neugeborenen von FASD betroffen sind und knapp 0,4 Prozent gar mit dem FAS-Syndrom zur Welt kommen. Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat ein neues Factsheet zum Thema herausgegeben.

Zum Teil schwere Beeinträchtigungen

Alle Beeinträchtigungen auf Grund des Alkoholkonsums werden unter dem Kürzel FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) zusammengefasst. In vielen Fällen manifestiert sich FASD in Merk- und Lernschwierigkeiten, Sprechstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität.

Der während der Stillzeit getrunkene Alkohol gelangt auch in die Muttermilch und ist dort in gleicher Konzentration vorhanden wie im Blut. 
Der während der Stillzeit getrunkene Alkohol gelangt auch in die Muttermilch und ist dort in gleicher Konzentration vorhanden wie im Blut. 
Bild: Getty Images

Beim schwerwiegenderen FAS (Fetales Alkoholsyndrom) sind speziell Wachstumsverzögerungen, körperliche Auffälligkeiten, insbesondere am Kopf und im Gesicht sowie Dysfunktionen des zentralen Nervensystems mit entsprechenden Folgeschäden zu beobachten. Letzteres kann auch verzögerte geistige Entwicklung und verminderte Intelligenz bedeuten.

Was raten Experten?

Expertin Rachel Stauffer Babel erklärt: «Alkohol gelangt über die Plazenta direkt ins Blut des Kindes. Anders gesagt: Das Kind trinkt mit». 

Es ist also Vorsicht geboten:

  • Gemäss den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es am sichersten, während der Schwangerschaft keinen Alkohol zu trinken.
  • Die Mehrheit der Frauen verzichtet deshalb während der Schwangerschaft auf Alkohol, aber einigen fällt dies schwer. Falls Sie sich in dieser Situation befinden, vermeiden Sie es auf jeden Fall, grössere Mengen Alkohol bei einer Gelegenheit zu trinken.
  • Falls dies trotzdem einmal passiert ist oder falls Sie Alkohol getrunken haben, ohne zu wissen, dass Sie schwanger sind, beunruhigen Sie sich nicht. Sie können Ihre Fragen einem Arzt/einer Ärztin oder einer Gesundheitsfachperson stellen.
  • Zögern Sie nicht, sich bei Fragen zum eigenen Alkoholkonsum vom Gynäkologen oder von Suchtfachleuten beraten lassen.
  • Der während der Stillzeit getrunkene Alkohol gelangt auch in die Muttermilch und ist dort in gleicher Konzentration vorhanden wie im Blut. So empfiehlt sich auch während der Stillzeit eine Zurückhaltung beim Alkoholkonsum: Am besten kein Alkohol, aber wenn Sie gelegentlich ein Glas Alkohol trinken möchten, tun Sie dies am besten gleich nach dem Stillen, damit der Alkohol nachher abgebaut werden kann. Beim Konsum von einem Standardgetränk Alkohol bis zum nächsten Stillen mindestens zwei Stunden warten.

Zum 9. September ruft «Sucht Schweiz» die Gesellschaft dazu auf, die schwangeren Frauen in ihrer Verantwortung nicht alleine zu lassen: Auch deren Partner und die Gesellschaft sind gefordert, den Verzicht auf Alkohol zu unterstützen und schwangere Frauen nicht zum Mittrinken zu verleiten.

Dies hat Einfluss darauf, ob und wie viel Alkohol während der Schwangerschaft konsumiert wird. Gleichzeitig ruft Sucht Schweiz die Gesellschaft dazu auf von FAS oder FASD betroffene Personen nicht alleine zu lassen und spezialisierte Infrastrukturen aufzubauen.

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