Mädchen gefährdeter als Buben Depressionen wegen Social Media?

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6.1.2019

Mädchen gehen Anfeindungen im Netz besonders nahe. 
Mädchen gehen Anfeindungen im Netz besonders nahe. 
Bild: iStock

Für die meisten Teenager sind Snapchat, WhatsApp und Instagram längst zum virtuellen Pausenhof geworden. Mit beunruhigenden Folgen für die Psyche, wie eine neue, gross angelegte Untersuchung zeigt.

In Grossbritannien wurden 11'000 Mädchen und Buben im Alter von 14 Jahren zu unterschiedlichen Aspekten im Umgang mit Social-Media-Netzwerken befragt. Im Vergleich zu ihren männlichen Altersgenossen gaben die Studienteilnehmerinnen an, mehr Zeit auf WhatsApp, Snapchat und Co. zu verbringen. Gleichzeitig zeigte sich, dass sie häufiger an Depressionen und einem verminderten Selbstwertgefühl litten als ihre männlichen Schulkollegen gleichen Alters.

Verwunderlich ist das nicht, denn auf Social-Media-Plattformen wird weitaus mehr ausgetauscht als Stylingtipps und Ferienfotos. Für Mädchen werden sie häufiger zu einem virtuellen Schlachtfeld, auf dem sie gemobbt und blossgestellt werden: Während 4,3 Prozent der männlichen Probanden angaben, bereits Opfer von Cybermobbing geworden zu sein, waren es bei den Probandinnen 7,5 Prozent.

Mobbing als Auslöser?

Rund ein Drittel aller an einer Depression erkrankten Mädchen erklärte, zuvor schon einmal gemobbt worden zu sein. Bei den depressiven Buben machten knapp 8 Prozent diese Erfahrung. «Mädchen nehmen sich solche Dinge oft viel mehr zu Herzen als Buben», kommentiert die Leiterin der Studie, Professor Yvonne Kelly vom University College London, die Resultate. Sie wurden im EClinicalMedicine, einem Portal des medizinischen Fachmagazins «The Lancet», veröffentlicht.

Ebenfalls kritisch beurteilt wurde die Verweildauer: Zwei von fünf Studienteilnehmerinnen sagten, dass sie sich mindestens drei Stunden täglich in Social-Media-Netzwerken aufhielten. Bei den männlichen Teenagern brachte es nur einer von fünf auf diese Zeit.

Zu wenig Schlaf

Der Drang, nahezu ständig online sein zu müssen, hat auch Auswirkungen auf die Schlafhygiene: Die Hälfte der Mädchen und ein Viertel der Jungen, die zur Zeit der Befragung mit Symptomen einer Depression kämpften, litten gleichzeitig unter Schlafstörungen.

Laut Professor Sir Simon Wessely bestätige das nicht zwingend, dass Social Media «einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit» habe. Sicher ist sich der Ex-Präsident des Royal College of Psychiatrics aber dennoch: «Es geht in diese Richtung.»

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