Stephen HawkingAn dieser Krankheit litt Physiker Stephen Hawking
dpa/bb
15.3.2018
Erst schwindet die Kontrolle über Arme und Beine, dann über Stimme und Atmung. Bei der unheilbaren Krankheit ALS – an der auch der britische Astrophysiker Stephen Hawking litt – bricht die Kommunikation zwischen Hirn und Muskeln ab.
Die Amyotrophe Lateralsklerose ( ALS ) führt zu zerstörten Nerven und fortschreitender Muskellähmung. Die Betroffenen können sich im Verlauf der Erkrankung nicht mehr bewegen, sie haben Schwierigkeiten beim Schlucken, Sprechen und Atmen. Das Bewusstsein und der Intellekt bleiben aber in der Regel intakt.
Etwa die Hälfte der Patienten stirbt innerhalb der ersten drei Jahre. Nur in Ausnahmefällen leben sie längerals ein Jahrzehnt mit der unheilbaren Krankheit – beim diese Woche verstorbenen britischen Astrophysiker Stephen Hawking war es sogar mehr als ein halbes Jahrhundert.
Rätsel des Universums
Manches Rätsel des Universums hat der Physiker entschlüsselt, eines aber bleibt bisher unbekannt: Wie er es geschafft hat, mit einer so schweren, einschränkenden Krankheit so lange zu überleben. Mit 21 wurde bei ihm ALS erkannt, Hawking wurde 76 Jahre alt.
Nur etwa zehn Prozent der ALS-Patienten leben länger als ein Jahrzehnt nach der Diagnose. Wer in jungen Jahren erkrankt, wie Hawking, hat im allgemeinen eine bessere Chance. Aus irgendwelchen Gründen schreitet die Krankheit bei Hawking langsamer voran als bei den meisten.
Der Physiker war seit 1970 fast vollständig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Seit einer Lungenentzündung 1985 bedurfte er rund um die Uhr der Pflege. Er kommunizierte mittels eines Muskelzuckens in der rechten Wange und braucht dazu Computer und Sprachsynthesizer. Ein winziger Infrarotsensor an seiner Brille ist mit dem Computer verbunden.
Hawking sagte einmal: «Obwohl ich mich nicht bewegen kann und durch einen Computer sprechen muss, bin ich in meinem Geist frei.»
Todesursache meist Atemlähmung
Bislang gibt es keine Möglichkeit, das Absterben der Nervenzellen zu stoppen – man kann den Verlauf der Krankheit mit Medikamenten lediglich verzögern. «Es gibt unterschiedliche Formen von ALS», sagt der Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke, Horst Ganter. «Bei Stephen Hawking stellte sich heraus, dass er eine extrem seltene, langsam verlaufende Form hatte.»
Die Todesursache ist meist Atemlähmung. Über die genauen Ursachen und Mechanismen der Nervenkrankheit ist wenig bekannt. Die meisten Fälle treten spontan auf, nur bis zu zehn Prozent sind familiär gehäuft.
ALS ist keine Volkskrankheit. Es sind vergleichsweise wenig Menschen betroffen, in der Schweiz etwa 700, in unserem nördlichen Nachbarland Deutschland etwa 8000. Am häufigsten erkranken Menschen im Alter von 50 bis 70 Jahren, Männer häufiger als Frauen.
Litt seit Jahrzehnten an der unheilbaren Muskel- und Nervenkrankheit ALS und war auf einen Rollstuhl angewiesen: der britische Wissenschaftler Stephen Hawking.
Bild: Keystone/AP PA/Philip Toscano
2016: Papst Franziskus empfängt Hawking im Vatikan.
2014: Hawking bei der Premiere von «The Theory of Everything». Der FIlm basiert auf seiner Lebensgeschichte.
Bild: Keystone
2007: Hawking schwebt schwerelos in einer umgebauten Boeing 727 der Zero Gravity Corporation.
Bild: Zero Gravity Corporation/Keystone
2009: Hawking zu Besuch in Genf. Anlass war der 450. Geburtstag der Genfer Universität.
Bild: Keystone
2009: Hawing bekommt von dem damaligen US-Präsidenten Obama die «Medal of Freedom» verliehen.
Bild: Keystone
2005: Hawking mit seiner Frau Elaine bei einem Besuch in Deutschland.
Bild: Keystone
1997: Stephen Hawking und Bill Gates.
Bild: Keystone
1979: Hawking wird in Bern die Einstein-Medaille verliehen.
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