Ein persönlicher Nachruf Adieu, lieber Jacky Donatz

Von Bruno Bötschi

20.4.2022

Der frühere Spitzenkoch Jacky Donatz ist gestern im Alter von 70 Jahren gestorben.
Der frühere Spitzenkoch Jacky Donatz ist gestern im Alter von 70 Jahren gestorben.
Bild: Keystone

Jacky Donatz war der gewichtigste Gastgeber Zürichs. blue News-Redaktor Bruno Bötschi lernte ihn Ende der 90er-Jahre kennen und hat ihn seither immer wieder getroffen. Ein persönlicher Nachruf.

Von Bruno Bötschi

20.4.2022

Lieber Jacky Donatz

Als ich gestern Abend von deinem Tod erfahren habe, musste ich an unser Zusammentreffen im Februar 2020 in den Bündner Bergen denken und eine Träne verdrücken.

Ach Jacky, du warst ein Mensch mit einem riesengrossen Herzen. Du warst ein grossartiger Koch. Ein wunderbarer Gastgeber. Und du warst den Umgang mit Cervelat- und richtiger Prominenz gewohnt.

Donatz blieb immer Donatz.

Damit aus einem Kalbskotelett dein butterzartes Jacky-Donatz-Kalbskotelett wird, braucht es folgende Zutaten: Eisenpfanne, Erdnussöl und Butter in grosszügiger Menge, dazu Salz, Pfeffer und Paprika.

Ich weiss, es gab Menschen, die deinen Kochstil für altmodisch hielten. Du hast dich zum Glück von solch öden Nasen nicht beirren lassen – und bist dir und deinem legendären Kalbskotelett-Rezept treu geblieben.

Donatz blieb immer Donatz.

Wir haben uns in den letzten Jahren nicht oft gesehen. Aber wenn wir uns gesehen haben, dann hast du mich immer wieder aufs Neue beeindruckt.

Zuallerletzt traf ich dich in einem Chambre Séparée. Sechs Pop-up-Restaurants bespielten damals im November 2020 auf sechs Etagen das ehemalige Hotel Ambassador in Zürich.

Du hast die Crew der «Drei Stuben» als Gastgeber unterstützt. Gott, was haben wir an diesem Abend viel gelacht – und dass, obwohl uns dieses vermaledeite Virus das Leben schwer machte.

Donatz blieb immer Donatz.

Am 27. Dezember 1951 bist du im Samedan im Engadin geboren. Als junger Mann zogst du in die grosse Stadt, hast die Kochlehre in den Restaurationsbetrieben des Zürcher Flughafens absolviert. Deine nächsten Stationen waren das Hotel Carlton in St. Moritz, das Grand Hotel Tschuggen in Arosa und Jacky's Stapferstube in Zürich.

Von 1999 bis 2017 warst du auf dem «Sonnenberg» tätig, der Fifa-Beiz in Zürich. «Die beste Zeit meines Berufslebens», hast du einmal gesagt. Du hast in der noblen Beiz Kalbskoteletts (über 100'000 sollen es gewesen sein) und Siedfleisch serviert. Manch einer fand das bei dieser Klientel mutig. Du hast es einfach getan.

Ich erinnere mich noch gut an meinem allerersten Besuch 1999 im «Sonnenberg». Natürlich habe ich das Kotelett bestellt. Es war wunderbar, aber noch wunderbarer fand ich deinen Auftritt als Gastgeber, also deinen Umgang mit den Gästen. Du warst mit allen Duzis.

Donatz blieb immer Donatz.

Und dann eben der besagte Besuch im Februar 2020 im «Alpenblick» in Arosa auf 1951 Meter über Meer. Du hast dort die Crew vom Zürcher Gastronomen Michel Péclard während der Hochsaison als Gastgeber unterstützt.

Meine Freunde und ich hatten leider an diesem Mittag keinen Tisch reserviert. Eigentlich wollte uns der Kellner bereits wieder wegschicken, als du mich erkannt hast – trotz Skibrille und -helm.

«Das sind meine Freunde», sagtest du mit deinem spitzbübischen Donatz-Lächeln und hast uns einen wunderbaren Tisch gegeben. Obwohl die Beiz voll war, bist du danach immer wieder zu uns gekommen und hast die eine oder andere Geschichte zum Besten gegeben.

Damals hast du auch das einfachste Rezept preisgegeben, dass du kanntest: «Ein Spiegelei. Eines, das nicht rundum verbraten, dessen Eidotter flüssig und trotzdem heiss ist.» Das Rezept sei ein Kunststück, wenn man es nicht kann, hast du gesagt. «Aber total easy, wenn man weiss wie.»

A revair, lieber Jacky

Auf Wiedersehen, lieber Jacky