Kochbuch «Besessen» Bœuf Stroganoff: Das Lieblingsessen von Marlene Dietrich

Lilly Anderegg

7.4.2017

«Bluewin» stellt jede Woche ein neues Kochbuch mit einem Rezept vor. Lecker sehen sie ja alle aus. Aber erst wer ein Rezept probiert, weiss ob es wirklich schmeckt.

Elisabeth Bronfen ist Kulturwissenschaftlerin und Professorin für Anglistik an der Universität Zürich. Und die 58-Jährige kocht. Sei es ein schlichtes Abendessen für sich allein oder aufwändige Menüs als Gastgeberin. Bei Elisabeth Bronfen isst und diskutiert man direkt am Küchentisch.

Streift man dann durch ihre Zürcher Wohnung, stösst man auf die wohl grösste Kochbuchsammlung der Stadt. Rezepte gehören zu Elisabeth Bronfens bevorzugten Lektüre. Ihre liebsten hat sie nun in einem persönlichen Koch- und Lesebuch zusammengetragen und mit Begegnungen und Orten ihrer Biografie verknüpft.

Memoiren und Rezepte eines Lebens

Da sind Traditionen aus ihrer Familie, Mitgebrachtes von Reisen und Inspirationen durch Freunde. Und nicht zuletzt stellt die Kunst- und Filmwissenschaftlerin zahlreiche und überraschende Bezüge her zur Literatur, zum Film und zur Geistesgeschichte. So etwa, wenn sie mit einem Hamlet-Zitat an ein ordentliches Mise-en-place gemahnt: «Readiness is all!» oder mit Sigmund Freud den Genuss eines Dutzend Austern erklärt.

Der Untertitel «Meine Kochmemoiren» passt wunderbar zu Kochbibel von über 480 Seiten. Das Buch kommt ganz ohne Bilder aus, die Phantasie wird allein durch den Text angeregt – und kommt dennoch nicht zu kurz: Die über 250 Rezepte aus Elisabeth Bronfens Kochbuch «Besessen» möchte man am liebsten laut vorlesen, so prosaisch und voller Persönlichkeit sind sie – und dazu muss man die Autorin nicht einmal kennen.

Das Kochbuch «Besessen. Meine Kochmemoiren» ist im Handel für 48 Franken erhältlich und kann direkt beim «Echtzeit»-Verlag bestellt werden.
Das Kochbuch «Besessen. Meine Kochmemoiren» ist im Handel für 48 Franken erhältlich und kann direkt beim «Echtzeit»-Verlag bestellt werden.
Bild: Echtzeit Verlag

Mit jedem Rezept wird einem die Anglistikprofessorin der Universität Zürich vertrauter und man versteht auch, warum gerade sie ein Kochbuch veröffentlichte. Schnell wünscht man sich, die leidenschaftliche Köchin möge selbst die Gerichte auftischen und sich zu einem für ein Gespräch über das Kochen, Essen und alles andere mit an den Tisch setzen.

Die Wahl eines Rezeptes, das hier vorgestellt werden soll, fiel schwer: Beim Durchblättern macht es immer wieder spontan «mmh!». Welches soll nun für das ganze Buch stehen? Wir haben uns für das «Beef Stroganoff» (in der Schweiz meist Bœuf Stroganoff genannt) entschieden – hier das Rezept zum Nachkochen im persönlichen Wortlaut von Elisabeth Bronfen:

«Beef Stroganoff» für meine Mutter

Rezept für 2 Personen

300 g Rindsfilet 2 EL Bratbutter 1 Schalotte, in kleine Würfel geschnitten 150 g Champignons, geputzt und in Scheiben geschnitten 2 EL gehackte Cornichons Butter ¼ TL Cayennepfeffer 5 EL Sojasauce 200 ml Sahne Verjus (oder Limettensaft) 1 TL gehackter Koriander Salz Pfeffer

Bœuf Stroganoff gehörte zu den Lieblingsgerichten von Marlene Dietrich, und weil meine Mutter eine grosse Verehrerin der Filmdiva war, liebte auch sie diese Speise. Da sie jedoch in den Nachkriegsjahren sparsam wirtschaften musste, hat meine Mutter statt der Filetspitzen Rinderhackfleisch genommen und ihre Variation dieses Gerichts einfach «Russisches» genannt. Ihre Erfindungslust hat mich zu einer weiteren Variation inspiriert, in der ich die mich so beglückende Verbindung von Sojasauce und Sahne ins Spiel bringe.

Das in circa 1 cm breite Scheiben geschnittene Rindsfilet würzt man zuerst mit Salz und Pfeffer, erhitzt einen Esslöffel der Bratbutter in der Pfanne und gibt das Fleisch erst dazu, wenn das Fett wirklich heiss geworden ist. Die Filetstreifen sollen nur scharf angebraten und innen noch leicht rosa sein. Dann nimmt man das Fleisch aus der Pfanne und gibt es in eine Schüssel. Im Bratrückstand erhitzt man nun den zweiten Esslöffel der Butter, senkt die Temperatur und karamellisiert die fein gehackten Zwiebeln etwa 10 Minuten auf niedriger Hitze.

Unterdessen vermischt man die Sahne und die Sojasauce in einer kleinen Schüssel. Sowie die Zwiebeln weich und leicht bräunlich geworden sind, gibt man die in feine Scheiben geschnittenen Champignons in die Pfanne, um auch sie zu sautieren. Dann würzt man sie mit Cayennepfeffer und löscht dann die Pilze mit der Sahne-Soja-Mischung ab. Die Sauce soll cremig einkochen, bevor man sie mit Verjus (oder, will man mehr Säure, mit Limettensaft) und Pfeffer abschmeckt.

Dann gibt man das angebratene Rindsfilet zusammen mit den klein gehackten Cornichons in die Pfanne und lässt sie beim Durchmischen aufwärmen, aber nicht nochmals aufkochen. Abschliessend garniert man das Ganze mit fein gehacktem Koriander. Am besten passen zu dieser fusion-Variation des Stroganoff sehr feine, in Butter geschwenkte Tagliatelle.

En Guete!

Auf den Geschmack gekommen? Das Kochbuch «Besessen. Meine Kochmemoiren» ist im Handel für 48 Franken erhältlich und kann direkt beim«Echtzeit»-Verlag bestellt werden.

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