Stinkende Begleiterscheinung Der Lockdown führt zum Notstand mit der Notdurft

Von S. Ehrensperger, J. Furer und T. Bühlmann

21.4.2020

Dass Hunde in den Park machen, ist nicht neu. Ihre Besitzer lesen die Hinterlassenschaft meist auf – nicht so, wenn Menschen ihr Geschäft draussen verrichten.
Dass Hunde in den Park machen, ist nicht neu. Ihre Besitzer lesen die Hinterlassenschaft meist auf – nicht so, wenn Menschen ihr Geschäft draussen verrichten.
Bild: iStock

Eigentlich müssten wir alle drinnen bleiben, warmes Frühlingswetter hin oder her. Doch langsam aber sicher macht sich bei der Bevölkerung eine gewisse Ermüdung bemerkbar – mit teils ekligen Folgen.

Das milde Wetter lockt etliche Menschen ins Freie, auch wenn das Bundesamt für Gesundheit nach wie vor dazu aufruft, nur im Ausnahmefall nach draussen zu gehen.

Und viele belassen es nicht bei einem Spaziergang. Sie legen sich mit einem Getränk in die Sonne, vielleicht fachen sie auch noch ein Grillfeuer an.

Wenn die Leute dann mal müssen, gibt es ein Problem: Vielerorts sind die öffentlichen WCs gesperrt, und Restaurants sind auch nicht geöffnet. So scheinen viele keinen anderen Ausweg zu sehen, als ihre Notdurft im Freien zu verrichten.

Mit ekelhaften Folgen, wie die Redaktion von «Bluewin» beobachtet.

Mir stinkt's

Als ich gestern mit meiner Tochter am Zürichsee beim Bahnhof Tiefenbrunnen vorbeispazierte, urinierte ein junger Mann vor uns quasi auf dem Trottoir in die Büsche. Er gehörte zu einer Fünfergruppe, die auf einer kleinen Wiese am See Bier tranken. Durch die Unterführung beim Bahnhof wollen die Kinder nicht mehr gehen. Es stinkt wie in einem Pissoir, man muss an den grusigen Rinnsalen und Pfützen fast schon vorbeibalancieren.



Es gibt eine weitere kleine Wiese in Richtung Zollikon, die in den letzten Tagen gut besetzt war. Das schöne Wetter treibt nun unangenehme Gerüche durch die Gegend. Man riecht und sieht, dass hier weiterhin fröhlich gepicknickt und gesonnt wird.

Ähnlich beobachte ich die Situation in den Parks im Quartier. Da liegen überall Exkremente herum – wenigstens sind sie schon von weitem zu sehen: Die Leute, wo auch immer sie ihr Geschäft verrichtet haben, lassen nämlich auch die Papiertaschentücher liegen.

Sulamith Ehrensperger

Jeder Haufen ein gefundenes Fressen

Mein Hund Frodo ist ein Labrador. Heisst: Er frisst alles. Immer. Überall. Es gab Zeiten, da hat Frodo Pferdeäpfel gefressen. Das konnten ihm mein Partner und ich glücklicherweise abgewöhnen. Doch die Coronakrise wirft unsere Arbeit um Monate zurück. Das Problem: Im Wald häufen sich jetzt die Häufchen von Kindern und Erwachsenen.

Diese Häufchen schmecken Frodo besser als die der Pferde. Schliesslich sind da – aus seiner Sicht – allerhand Leckereien drin: verdautes Fleisch, Kekse, Spaghetti. Ja, wir haben schon mitansehen müssen, wie unser Hund diesen Kot anleckte und frass. Da half auch kein aus tiefster Kehle und mit grössten Ekelgefühlen herausgeschrieenes «Stopp». Frodo liess sich nur durch intensives Wegzerren von seinem Mahl trennen.

Chronologie der Coronakrise

Irgendwann wird unser Hund lernen, dass auch dieser Kot nicht in seinen Mund gehört. Schöner wäre es aber, wenn die Menschen irgendwann lernen, dass ihr Kot nicht in den Wald gehört – zumindest nicht an den Wald- oder Wegrand und somit in Reichweite von Hunden.

Jennifer Furer

Etwas mehr Planung, bitte

Die Fitnesscenter sind geschlossen, die beliebten Joggingstrecken in den Städten überfüllt. Also läuft man durch den Wald, wenn man sich etwas bewegen will. Nur ist man auch dort alles andere als allein, auch wenn der Bund die Menschen nach wie vor darum bittet, zu Hause zu bleiben.



Weil die allermeisten Toiletten beim Wald auch geschlossen sind, muss der Waldrand für die Notdurft herhalten. Und so stösst man derzeit beispielsweise im Wald auf dem Zürcher Chäferberg immer wieder auf Haufen, die wegen des danebenliegenden Papiers auch kaum zu übersehen sind. Und weil es schon lange nicht mehr geregnet hat, riecht man an den beliebteren Stellen des Forsts das Fehlen öffentlicher WCs deutlich.

Da bleibt nur noch das Appellieren an die Menschen, die in den Naherholungsgebieten unterwegs sind: Plant den Besuch draussen, vielleicht liesse sich wenigstens das grosse Geschäft zu Hause erledigen? Und wenn es doch im Wald sein muss: Geht halt mal etwas weiter ins Gebüsch, sonst verderbt ihr den nächsten Besuchern ihren Spaziergang.

Tobias Bühlmann

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