Winter Der Wolf folgt dem Wild in Siedlungsnähe

lmy

11.12.2021

Die Wölfe folgen im Winter Hirschen und Rehen in tiefere Lagen und damit in die Nähe von Siedlungen.
Die Wölfe folgen im Winter Hirschen und Rehen in tiefere Lagen und damit in die Nähe von Siedlungen.
Keystone/Walter Bieri

Über 100 Wölfe ziehen durch die Schweiz – und im Winter folgen sie dem Wild in Siedlungsnähe. Die Kantone Glarus und Graubünden rechnen mit vermehrten Sichtungen, Gefahr für den Menschen gebe es aber nicht.

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Der Schnee treibt das Wild ins Tal und in Dorfnähe – und ihm folgt der Wolf. In den vergangenen Tagen haben die Kantone Glarus und Graubünden auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Es müsse mit «vermehrten Beobachtungen von Wölfen in Siedlungsnähe gerechnet werden», schreibt das Amt für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden.

Für Menschen bestehe keine erhöhte Gefahr. Doch wenn der Wolf nutzbare Futterquellen in Siedlungen finde, könne dies aber zu einer Gewöhnung an den Menschen führen und so zu mehr potenziell gefährlichen Situationen.

Um dem entgegenzuwirken, hat die kantonale Wildhut in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember einen dritten Jungwolf des Beverin-Rudels abgeschossen. Die Situation in Siedlungsnähe sei ideal gewesen, um eine Vergrämungswirkung auf das Rudel zu erreichen.

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Diese drei Regulationsabschüsse waren vom Bundesamt für Umwelt bewilligt worden. Das Rudel hatte sich wiederholt Menschen angenähert und wurde als «auffällig» eingestuft. Im August verfolgte es etwa eine Gruppe von Wanderern.

Herdenschutzmassnahmen wirken

Zwei Rudel mit Jungtieren durchziehen derweil den Kanton Glarus, eines im Schilt-Gebiet und eines im Jagdbanngebiet Kärpf. Zudem sei mit zu- und abwandernden Jungwölfen aus anderen Rudeln zu rechnen.

Die Zahl der Wölfe steigt zwar, nicht aber die Zahl der gerissenen Nutztiere. Der Kanton Glarus bezeichnete diese Anzahl als «insgesamt gering». Das sei ein Hinweis darauf, dass die vermehrten Herdenschutzmassnahmen Wirkung zeigten.

Auch im Kanton Bern hat diese Zahl abgenommen. Im laufenden Jahr griffen Wölfe 15-mal an und töteten dabei 38 Schafe und drei Ziegen. 2020 waren es noch 29 Angriffe gewesen mit 51 getöteten Nutztieren. In diesem Jahr gingen die meisten der gerissenen Nutztiere auf das Konto der Wölfin F78, die Ende Februar von einem Wildhüter erlegt wurde.

Die meisten der gerissenen Tiere waren laut dem kantonalen Jagdinspektor Niklaus Blatter nicht ausreichend gegen Wolfsangriffe geschützt. Zu einer Rudelbildung sei es in diesem Jahr in Bern nicht gekommen.



Im Kanton Baselland bestätigten die Behörden derweil, dass ein Wolf Mitte November sieben Hausziegen gerissen hat. Vier Tage darauf wurde ein Tier in der Nähe davon fotografiert. Ob es sich um den gleichen Wolf handelt und ob er noch im Baselbiet ist, ist unklar.

Auch ältere Wölfe abschiessen

Derzeit leben zwölf Rudel und insgesamt 130 bis 150 Tiere in der Schweiz, innerhalb von zwei Jahren hat sich die Population verdoppelt. Vor allem in den Bergkantonen wollen die Menschen stärker dagegen vorgehen, doch im September 2020 lehnte die Stimmbevölkerung eine Lockerung des Wolfsschutzes ab.

Ein neuer Vorschlag kommt mit einer parlamentarischen Initiative von Mitte-Nationalrat Nicolo Paganini aus St. Gallen. Er fordert, dass auch ältere Tiere eines Rudels zum Abschuss freigegeben werden können. So könnte langfristig die Scheu vor den Menschen wiederhergestellt werden, die momentan fehle.

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