Ein Leben im RampenlichtEthan Hawke schreibt über seine «schwarzen Jahre»
Von Christina Horsten, dpa
12.10.2021 - 07:34
Ethan Hawke ist seit «Club der toten Dichter» in Hollywood etabliert. Nebenbei versucht er sich auch immer wieder als Schriftsteller – jetzt mit einem Roman, der beides verbindet.
DPA, Von Christina Horsten, dpa
12.10.2021, 07:34
14.10.2021, 06:26
Christina Horsten, dpa
Als «die schwarzen Jahre» bezeichnete Ethan Hawke einmal in einem Interview die Zeit nach der Trennung von Uma Thurman. Die beiden Schauspielkollegen hatten sich am Set des Science-Fiction-Films «Gattaca» kennengelernt, 1998 geheiratet, zwei Kinder bekommen und galten als Hollywood-Traumpaar.
Doch dann kamen Gerüchte über eine Affäre Hawkes mit dem Kindermädchen auf. Das Paar trennte sich Anfang der 2000er-Jahre und Hawke zog sich für einige Zeit ins legendäre New Yorker Chelsea Hotel zurück. 2004 wurde die Ehe geschieden.
Inzwischen hat der 50-jährige Schauspieler sein früheres Kindermädchen längst geheiratet und mit ihr zwei weitere Kinder bekommen. Aber genau in diese «schwarzen Jahre» von damals zieht es Hawke in seinem neuesten Roman noch einmal zurück:
Der Protagonist in «Hell strahlt die Dunkelheit» (Kiwi-Verlag) heisst zwar William Harding und trennt sich nicht von einer Schauspielerin, sondern von einer Sängerin, aber ansonsten sind die Umstände extrem ähnlich.
«Du bist ein berühmter Mensch, der schreibt»
Das sei kein Zufall, sagte Hawke dem US-Radiosender NPR. Den Rat dazu habe ihm einst ein deutscher Lektor bei einer Lesung in Berlin gegeben. «Er sagte: ‹Dein Problem ist, dass du kein berühmter Schriftsteller bist. Du bist ein berühmter Mensch, der schreibt.›
Er gab mir den Rat, bei meinem nächsten Buch nicht davor wegzurennen, sondern dorthin zu rennen, um so die Möglichkeit zu haben, der Literatur etwas zu geben, indem ich über das Schauspielern schreibe. Das war das Ziel. Und dann habe ich 20 Jahre dafür gebraucht.»
Das Buch spielt während einer Shakespeare-Inszenierung in New York – ähnlich der, an der Hawke nach der Trennung von Thurman teilnahm – vom ersten Zusammentreffen der Schauspieler bis zur letzten Aufführung. Protagonist Harding kämpft sich währenddessen mit Alkohol, Drogen und Sex durch die Trennung von seiner Frau und den entsprechenden Medienrummel, die schwierige Beziehung zu Mutter und Vater, und die nur noch wenige Zeit mit seinen beiden Kindern.
Das alles aufzuschreiben sei nicht einfach gewesen, sagte Hawke. «Schrecklich. Deshalb hat es 20 Jahre gedauert. Ich musste erwachsen werden. Aber eine Sache, die ich am Schreiben liebe, ist, dass es einen dazu zwingt, die Dinge durchzudenken und durch Situationen durchzudenken.» Am Ende des Romans bedankt sich Hawke bei seiner heutigen Frau Ryan – «meiner ersten Leserin, besten Freundin, Business-Partnerin, meinem Co-Elternteil, meiner Ehefrau und meiner letzten Leserin».
«Es ist kein Tschechow, aber es ist ein Anfang»
Drei Romane hat der 1970 im texanischen Austin geborene Schauspieler, der schon als Teenager an der Seite von Robin Williams in «Der Club der toten Dichter» 1989 seinen Hollywood-Durchbruch feierte, bereits veröffentlicht: «Hin und weg» (1996), «Aschermittwoch» (2002) und «Regeln für einen Ritter» (2016).
«Es ist kein Tschechow, aber es ist ein Anfang», sei einst die Reaktion seiner Mutter, die ihn mit 18 bekommen und dann über weite Strecken alleine aufgezogen hatte, auf seinen Debütroman gewesen, erzählte Hawke einmal in einem Interview. «Zwischen den Zeilen heisst das, dass es in Ordnung ist, zu versuchen, ein grosser Schriftsteller wie Anton Tschechow zu werden, denn wenn niemand es versucht, dann wird es auch keiner.»
«Hell strahlt die Dunkelheit» ist sein bislang persönlichster Roman – nicht nur in Hinblick auf sein Privatleben, sondern auch in Hinblick auf die vielen Eindrücke aus dem Theater- und Schauspielleben, die Hawke darin gewährt. All das brachte ihm in den USA, wo das Werk bereits im Januar erschien, die bislang besten Kritiken.
Zwar sei dieser «wiederaufbereitete Klatsch und Tratsch ermüdend», schrieb beispielsweise die «Washington Post», aber man müsse Hawke auch Respekt für den Mut geben, so etwas in dieser Ehrlichkeit aufzuschreiben. Der Schauspieler habe auch als Schriftsteller «viel Talent» und das Buch sei «wirklich gut» – «ein Roman, der die Herausforderungen der Schauspielerei und die Verblendungen der Männlichkeit mit grossem Schwung und Erkenntnissen untersucht».