Bötschi besucht Lebenshof «Ich will nicht meine Freunde essen»

Von Bruno Bötschi, Adrian Kammer und Janik Glatz, Bernhardzell SG

15.4.2022

Tamara Krapf, Lebenshof-Betreiberin: «Ich will nicht meine Freunde essen»

Tamara Krapf, Lebenshof-Betreiberin: «Ich will nicht meine Freunde essen»

Tamara und Stefan Krapf leben auf dem Känguruhof in Bernhardzell SG. Das Paar lässt seine Tiere nicht mehr schlachten. Vom Bauernhof zum Lebenshof – begonnen hat alles mit der Liebe zu einem Ochsen.

05.04.2022

Tamara und Stefan Krapf leben auf dem Känguruhof in Bernhardzell SG. Das Paar lässt seine Tiere nicht mehr schlachten. Vom Bauernhof zum Lebenshof – begonnen hat alles mit der Liebe zu einem Ochsen.

Von Bruno Bötschi, Adrian Kammer und Janik Glatz, Bernhardzell SG

Ochse Henry ist schuld.

Er war von Anfang an anders. Als Henry vor vier Jahren auf den Känguruhof im sankt-gallischen Bernhardzell kam, stellte er sich Bäuerin Tamara Krapf immer wieder in den Weg. «Er suchte den Kontakt mit mir.»

Die Zeit verging, Henry blieb anders.

Gleichzeitig rückte jedoch der Schlachttermin immer näher. Ein Gedanke, den Tamara Krapf nicht ertragen konnte. Henry töten? Nein. Sie suchten nach Spenden und Patenschaften, damit der Ochse auf dem Hof bleiben konnte.

Die Suche war erfolgreich, Henry konnte bleiben.

Dass die Besitzer des Känguruhofesanders denken, wird bei unserem Besuch rasch klar. «Ich bin glücklich und zufrieden mit der Pflanzenwelt», sagt Tamara Krapf. «Ich kann mich damit wunderbar ernähren und will nicht meine tierischen Freunde essen.» Die Bäuerin will weg von der «Verwirtschaftlichung» der Natur.

Aus dem Bauernhof der Krapfs ist ein Lebenshof geworden.

Aktuell leben 17 Kühe und Ochsen, acht Straussen, acht Kängurus, sieben Wachteln, neun Enten, zwei Katzen und fünf Bienenvölker auf dem Känguruhof. «Unsere Kühe übernehmen ein neues Dienstleistungsfeld», sagt Tamara Krapf, die auch als Yoga-Lehrerin und Schamanin arbeitet. «Anstelle von Milch und Fleisch sollen sie unseren Besucher*innen neue Werte vermitteln und nicht mehr in einem Leistungssystem stehen.»

Und Ochse Henry ist immer noch da.


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