Wahrnehmung Sechster Sinn – können wir Blicke im Rücken wirklich spüren?

Kerstin Degen

14.11.2018

Ein Kribbeln im Nacken. Man dreht sich um, und tatsächlich: Jemand schaut her.
Ein Kribbeln im Nacken. Man dreht sich um, und tatsächlich: Jemand schaut her.
Bild: Getty Images

Blicke im Nacken spüren. Manche Leute behaupten, sie könnten das. Ob es sich dabei um übersinnliche Kräfte oder Aberglaube handelt, diese Frage beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrzehnten.

Sehen, hören, tasten, riechen und schmecken – die klassischen fünf Sinne sind den meisten Menschen bekannt.

Doch manche behaupten, darüber hinaus noch über einen sechsten oder gar siebten Sinn zu verfügen, der es ihnen erlaubt, Dinge wahrzunehmen, die den meisten von uns verwehrt bleiben.

Der sechste Sinn wird in Psychologie und Parapsychologie als momentane aussersinnliche Wahrnehmung beschrieben. Die Rede ist beispielsweise vom Bauchgefühl, der unsichtbaren Verbindung zwischen Mutter und Kind oder eben der Fähigkeit, Blicke im Rücken zu spüren. Menschen mit einem siebten Sinn können vermeintlich zukünftige Ereignisse erahnen, man spricht von Vorahnungen oder Zukunftsträumen.

Wahrheit oder Mythos?

Die Wissenschaft hingegen konnte das Vorhandensein eines sechsten oder siebten Sinnes bis heute weder beweisen noch widerlegen. Aus diesem Grund verbreiten sich unterschiedliche Theorien.

Der britische Parawissenschaftler Rupert Sheldrake zum Beispiel, geht davon aus, dass man mit Hilfe von sogenannten morphischen Feldern die Entwicklung von Strukturen beeinflussen und deshalb der Blick eines anderen Menschen auch im Nacken oder Rücken gespürt werden kann.

Wahrheit oder Mythos: Das Phänomen, Blicke im Rücken wahrnehmen zu können ist wissenschaftlich kaum zu belegen. 
Wahrheit oder Mythos: Das Phänomen, Blicke im Rücken wahrnehmen zu können ist wissenschaftlich kaum zu belegen. 
Bild: iStock

Andere gehen von elektromagnetischen Feldern oder physikalischen Reaktionen in der Umgebung aus. Wieder andere sind der Meinung, dass sowieso alle Menschen durch ein Netz – damit ist nicht das Internet gemeint – verbunden sind.

In einem von Sheldrake mehrfach ausgeführten Blick-Experiment sollten Probanden – mal räumlich getrennt, mal nicht – spüren, ob sie von hinten angestarrt wurden, oder nicht. Die Trefferquote lag zwar bei über 50 Prozent, trotzdem kann seine Forschung nicht als wissenschaftlicher Beweis ausgelegt werden, sondern maximal als Bestätigung dafür, dass wir unbewusst sehr viel mehr wahrnehmen können, als wir glauben.

Die drei plausibelsten Erklärungen:

Drei Theorien erscheinen uns, fernab esoterischer oder parapsychologischer Mutmassungen, am plausibelsten: 

1. Das Unterbewusstsein

Die oben beschriebenen klassischen fünf Sinne können sehr viel mehr aufnehmen, als uns manchmal bewusst ist. Spüren wir also einen Blick im Nacken lässt sich das vielleicht ganz einfach auf unser Unterbewusstsein zurückführen. Womöglich haben wir zuvor eine winzige Bewegung aus dem Augenwinkel beobachtet, den Hauch einer Duftnote oder ein leises Rascheln im Hintergrund wahrgenommen.

2. Das «schlechte» Gewissen

Wer Verbotenes tut, fühlt sich per se beobachtet. Fremdgänger beispielsweise möchten im Verborgenen bleiben und fühlen sich gerade dadurch von Blicken gejagt. Wer sich dann vor lauter Nervosität immer wieder umdreht, spürt am Ende erst recht alle Augenpaare auf sich gerichtet.

3. Die selektive Erinnerung

Unzählige Eindrücke prasseln den ganzen Tag auf unser Gehirn ein, und damit es mit diesen Informationen nicht vollends überfordert ist, trifft es eine eigene Selektion. Nur ganz bestimmte Eindrücke werden gespeichert.

Wahrscheinlicher als Blicke im Nacken zu spüren, ist es also, dass unser Gehirn nur gerade den Moment registriert, indem wir uns umdrehen und uns wirklich jemand von hinten betrachtet. Die Situationen in denen wir uns umgedreht, und niemanden hinter uns gefunden haben, haben wir schlicht und einfach vergessen.

Fakt ist: Eine eindeutige Erklärung für das Spüren von Blicken im Rücken gibt es nicht, aber einige einleuchtende Theorien.

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