Gegen Langeweile «Mami, mir ist so langweilig» – mit diesen Spielideen nicht mehr

Elena Burbach, dpa

1.4.2020

Was normalerweise Kitas und Betreuungseinrichtungen übernehmen, müssen jetzt die Eltern schaffen: Kinder motivieren und bespassen – und das am besten mit pädagogischem Mehrwert. Eine Ideen-Sammlung.

Ein, zwei Wochen die Kinder betreuen – das kennen die meisten Eltern aus der Ferienzeit. Doch je länger Schulen und Kindertagesstätten geschlossen bleiben, desto mehr Kreativität ist gefordert.

Dabei können ganz alltägliche Dinge für die Kinder jetzt spannend sein, sagt Erlebnispädagogin Lara Merz. 

Kugelbahn aus WC-Papier-Rollen

«Toilettenpapier hat zurzeit vermutlich jeder genug zu Hause», sagt Patricia Wons. Die Betreiberin des Familienblogs «Moms-Blog» hat dazu passend einen Tipp: Aus den Papprollen eine Kugelbahn basteln.

Dafür werden die Innenrollen aus Toiletten- oder Küchenpapier zunächst unterschiedlich lang zurechtgeschnitten. Damit man die Murmeln beim Rollen später beobachten kann, einfach einige Rollen längs halbieren oder mit kleinen Fenstern versehen.



Die zurechtgeschnittenen Rollen werden dann mit Klebepads in Zickzack- oder Schlangenform an einer Tür oder Wand befestigt – immer so, dass die Murmel von Rolle zu Rolle ihren Weg findet. Die halbierten Rollen werden an einer der gewölbten Aussenkanten an die Wand geklebt, sodass die Kugel nicht herausfallen kann. Damit die Klebemasse des Pads an der Rolle besser haftet, rät Wons dazu, vorher einen Tesafilmstreifen über die Pappe zu kleben. Bei der Anordnung und der Gestaltung sind der Fantasie dann keine Grenzen gesetzt.

Olympiade durch die Wohnung

Damit sich die Kinder auch drinnen richtig austoben können, schlägt Erlebnispädagogin Merz vor, eine Wohnungsolympiade zu veranstalten. Dafür können in jedem Raum kleine Erlebnisparcours eingerichtet werden. Das funktioniert mit kleinen Hilfsmitteln wie einem Zollstock, auf dem dann balanciert werden muss. Auch das Spülbecken in der Küche lässt sich super einbinden. Mit verbundenen Augen müssen die Kinder zum Beispiel erfühlen, wann ihr Teller sauber gespült ist.

Eltern können für die Olympiade durchnummerierte Zettel mit Aufgaben in der Wohnung verteilen. An einem zentralen Punkt wird auf einem Spielfeld mit den jeweiligen Nummern nacheinander gewürfelt. Der Spieler muss die gewürfelte Zahl zunächst in der Wohnung finden und die entsprechende Aufgabe lösen. Zum Beispiel: zehn Hampelmänner machen, fünfmal rechtsherum im Kreis drehen, ein Lied singen, mit geschlossenen Augen den Namen auf ein Blatt Papier schreiben, fünf Dinge aufräumen, fünf Reimpaare finden, einen Witz ausdenken oder einen neuen Namen für das Lieblingsessen erfinden.



Auf tierische Entdeckungstour gehen

Wer einen Garten hat, kann mit den Kindern auf Entdeckungstour gehen und schauen, was dort so «kreucht und fleucht», sagt Merz, die selbst Mutter von drei Kindern ist. Die Tierchen lassen sich sowohl zählen als auch fotografieren.

Das kann man aber auch in der Wohnung machen: «In der Regel hat ja doch jeder irgendeine Ecke, wo mal eine Spinne sitzt oder ein Käfer untergekrochen ist», so Merz. Bei ihrer Expedition von Keller über Treppenhaus und Balkon bis Fensterbank können die Kleinen auch auf die Suche nach Spinnweben gehen und diese dann nachzeichnen.

Eine eigene Sprache ausdenken

Wie wäre es mit einem thematischen Anreiz, um klassisches Malen interessanter zu gestalten? So schlägt Merz vor, dass man das Kind zum Beispiel fragt: «Was glaubst du, wie die Sprache von Bäumen ist?» Dann denkt man sich eine ganz eigene Sprache aus.

Wer mehrere Kinder zu betreuen hat, kann gut eine Poststation nachbauen, schlägt Merz vor. Das verbinde Bewegung und Kommunikation. Mit einer Kordel und zwei Dosen können die Kinder ein klassisches Dosentelefon basteln, aber auch individuell gestaltete Briefmarken selbst malen.

Samenbomben basteln

In einem Rollenspiel werden dann Aufgaben verteilt: Einer arbeitet in der Poststation, ein anderer schreibt Briefe, und wieder einer trägt die Briefe aus. «Da können sich auch die Eltern gut mit einbringen», so Merz. Eine schöne Geste: Über die entstandenen Briefe freut sich auch die Nachbarschaft.

Auch über kleine Geschenke wie Samenbomben freuen sich die Nachbarn. Dazu einfach eine Blumensamen- oder Kräutermischung mit fünf Teilen Blumenerde und zwei Teilen Katzenstreu mischen. Bei Bedarf ein wenig Wasser hinzufügen. «Wie wenn man Frikadellen knetet», sagt Merz. Anschliessend an der Sonne trocknen lassen und kühl und trocken lagern. Je nachdem, wie gut sie getrocknet sind, halten sie bis zu zwei Jahre. ​

Aus der Einzel-Socke wird ein Osterhase

Ein Spiel, das sich vor allem für draussen eignet, kann alternativ auch in den eigenen vier Wänden gespielt werden. Irmelin Küthe, Bildungsreferentin von Outward Bound Germany, erklärt das Spiel «Kamera». Dabei wird der Blick des Kindes immer auf einen bestimmten Bildausschnitt gerichtet: Die Kinder müssen dafür zunächst die Augen verschliessen und werden an einen schönen Ort geführt. Wenn man an ihr Ohrläppchen drückt, sollen sie kurz die Augen öffnen und eine Momentaufnahme von dem Bildausschnitt machen. Küthe rät Eltern aber, so viel wie möglich mit den Kindern an die frische Luft zu gehen.

Passend zur Jahreszeit schlägt Patricia Wons vor, mit den Kindern Osterhasen aus Socken zu basteln. Dafür braucht es nicht mal eine Nadel – und einzelne Socken finden eine neue Verwendung. Die Socke dafür einfach zu zwei Drittel mit Reis oder Vogelsand füllen und mit Garn fest zubinden. Den oberen Rest in der Mitte durchschneiden und halbrund zuschneiden, so dass zwei Schlappohren entstehen. Dann den oberen Teil der gefüllten Socke so abbinden, dass eine Art Kopf entsteht. Wackelaugen aufkleben oder mit Filzstift aufmalen.



Aus Verpackungen Fahrzeuge basteln

Aus alten Milchkartons, Hölzchen und Deckeln von Pfandflaschen lassen sich super Fahrzeuge basteln, schwärmt Merz. Dafür müsse man nur mit dickem Draht durch die Verpackung stechen, ein Hölzchen oder einen alten Bunt- oder Filzstift hindurchschieben und an beiden Enden mit den Deckeln versehen. «Dann rollt das Ganze auch.»

Spieleklassiker wie Halli Galli oder Memory lassen sich ganz leicht personalisieren. Dafür lässt man die Kinder zum Beispiel Fotos von der Familie, von Freunden oder Tieren heraussuchen und ausdrucken, erklärt Merz. Insbesondere für ältere Kinder sind Memoryspiele aus Fotos herausfordernder, wenn sie ähnliche Fotos zeigen, zum Beispiel eines gemeinsamen Picknicks, sagt Merz. Kinder mit viel Fantasie können sich auf Papier natürlich auch eigene Brettspiele mit bunten Hintergründen oder Quizfragen ausdenken.

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