Kolumne Schoggi-Affäre unter dicken Laken

Von Michelle de Oliveira

17.11.2019

«Liebe Milchschoggi, du mit deinem zarten Geschmack bist mir die Liebste», schreibt die Kolumnistin.
«Liebe Milchschoggi, du mit deinem zarten Geschmack bist mir die Liebste», schreibt die Kolumnistin.
Bild: Getty Images

Bittere Schokolade soll bekanntlich glücklich machen – insofern wäre sie perfekt für die dunklen Wintermonate. Doch die Kolumnistin schert sich nicht darum, sondern erklärt ihre Liebe etwas anderem.

Es ist November. Und es ist kalt und grau. Wir brauchen etwas, das Körper und Seele wärmt. Und kuschelige Winterpullover verhüllen so schön, was der Sommer gnadenlos ausleuchtet. Mit der dunklen Jahreszeit beginnt die Schoggizeit. Und so dunkel wie die Tage ist auch die Schokolade, wie mir scheint.

Denn in letzter Zeit – sind es gar schon Jahre? – ist die ganz normale, braune Milchschoggi aus der Mode gekommen. Verdrängt von der dunklen Schokolade.

Je schwärzer, also je höher der Kakao-Anteil, desto besser, schwärmt die Feinschmeckerin. Doch damit nicht genug: Die Haselnuss – zusammen mit der Milchschoggi ein unschlagbares Team – wurde ersetzt durch Chili-Schoten, Pfeffer, Grapefruit, Ingwer und Salzflakes aus dem Himalaya.

Im Schoggi-Himmel

Milchschoggi ist heute so etwas wie eine unsexy Affäre. Man verbringt zwar sehr gern Zeit mit ihr, aber bitte nur versteckt unter dicken Laken. Man geniesst sie, ist aber stets etwas beschämt. Und in der Öffentlichkeit will man mit ihr unter gar keinen Umständen gesehen werden. Bloss nicht erwischt werden, man hat doch einen Ruf zu verlieren, um Himmels willen!



Auch ich liess mich von der dunklen Schokoladenwelle mitreissen und beendete meine lebenslange Liaison mit der Milchschoggi. Ich genoss die neu gewonnene Freiheit, probierte alle möglichen Geschmacksvarianten aus. Manche schmeckten gar nicht mal so schlecht, befand ich. Zum Beispiel jene mit Fleur du Sel. Ich griff für eine Tafel hübsch verpackten Kakaos auch mal tiefer in die Tasche.

Bis ich kürzlich wieder einmal ganz gewöhnliche Milchschokolade mit Haselnüssen gegessen habe. Und mich im Schoggi-Himmel wiederfand! So fein, so simpel. Das Feuer der Leidenschaft mit einer alten Affäre wurde neu entfacht. Adieu Schokolade mit Fleur du Sel. Es war aufregend, doch wir passen nicht zusammen.

Preiswert, aber nicht billig

Liebe Milchschoggi, ich schäme mich nicht für dich. Du mit deinem zarten Geschmack und deinen knackigen Nüssen bist mir die Liebste. Du bist preiswert, aber nicht billig.

Lassen wir die anderen doch denken, was sie wollen. Ich stehe zu unserer süssen Affäre. Ich glaube, ich habe mich sogar ein bisschen in dich verliebt. Vielleicht könnten wir eine ernsthafte Beziehung eingehen?

Jetzt, im dunklen, kalten November.

Zur Autorin: Michelle de Oliveira ist Journalistin, Yogalehrerin, Mutter und immer auf der Suche nach Balance – im Leben und auf der Yogamatte. Sie lebt mit ihrer Familie in Zürich. www.michelledeoliveira.com

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In der Rubrik «Kolumne» schreiben Redaktorinnen und Redaktoren von «Bluewin» regelmässig über Themen, die sie bewegen. Leserinnen und Leser, die Inputs haben oder Themenvorschläge einreichen möchten, schreiben bitte eine E-Mail an: redaktion2@swisscom.com

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