Bötschi fragt Mujinga Kambundji: «Ich will meiner Schwester nichts vorschreiben»

Von Bruno Bötschi

9.7.2021

«Ein 100-Meter-Lauf dauert nur etwas mehr als 11 Sekunden. Passiert mir ein Fehler, habe ich keine Chance, diesen zu korrigieren, und ich habe auch keinen zweiten Versuch wie in anderen Sportarten»: Mujinga Kambundji.
«Ein 100-Meter-Lauf dauert nur etwas mehr als 11 Sekunden. Passiert mir ein Fehler, habe ich keine Chance, diesen zu korrigieren, und ich habe auch keinen zweiten Versuch wie in anderen Sportarten»: Mujinga Kambundji.
Bild: Keystone

Die Berner Sprinterin treibt Sport, seit sie sich erinnern kann. Im Gespräch mit «blue News» erklärt sie, weshalb minutiöse Vorbereitung in ihrem Job so wichtig ist – und wann ihr Niederlagen besonders schwerfallen.

Von Bruno Bötschi

9.7.2021

Der Videocall mit Sprinterin Mujinga Kambundji, 29, hätte, wäre es nach dem Journalisten gegangen, gerne noch etwas länger dauern dürfen. Der Grund: Der Schreibende, 54, betrieb selbst Leichtathletik, war einst auch als 100- und 200-Meter-Sprinter unterwegs.

Kambundji lacht viel während des Gesprächs. Sie scheint gut gelaunt zu sein. Und sie hat auch allen Grund dazu – die Bernerin ist heuer so schnell wie noch nie in eine Sommersaison gestartet.

Als international erfolgreiche Sportlerin versucht Kambundji ihren Leistungszustand ständig zu optimieren. Denn sie weiss: Will sie an den Olympischen Spielen in Tokio, die am 24. Juli beginnen, reüssieren, muss jedes noch so kleine Detail stimmen.

Aufgrund dieses Hintergrundes war sie kürzlich in ihrer Heimatstadt Bern als Forscherin unterwegs. Sie trug während dreier Tage ständig einen Rucksack bei sich. Für ein Projekt des Technologieunternehmens Dyson liess Kambundji damit die Luftqualität während ihres Alltags, im Training genauso wie daheim, messen.

Mujinga Kambundji, wir machen heute ein Frage-Antwort-Spiel: Ich stelle dir in der nächsten halben Stunde möglichst viele Fragen – und du antwortest möglichst schnell und spontan. Passt dir eine Frage nicht, sagst du einfach ‹weiter».

Okay, ich bin bereit.

Aber zuerst noch dies: Herzliche Gratulation zum Schweizer-Meister-Titel über 100 Meter.

Danke schön.

Mit 11,05 Sekunden bist du eine tolle Zeit gelaufen. Ein Stolperer wenige Meter nach dem Start kostete dich eine noch schnellere Zeit. Was ist genau passiert?

Der Start war sehr gut, danach machte ich leider einen technischen Fehler. Was schade war, denn ich fühlte mich bereits im Halbfinal extrem gut. Meine Hoffnung war, dass ich zum zweiten Mal unter elf Sekunden laufen könnte, möglicherweise sogar Schweizer Rekord.

Zum Autor: Bruno Bötschi
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«blue News»-Redaktor Bruno Bötschi spricht für das Frage-Antwort-Spiel «Bötschi fragt» regelmässig mit bekannten Persönlichkeiten. Bötschi hat viel Erfahrung mit Interviews. Für die Zeitschrift «Schweizer Familie» betreute er jahrelang die Serie «Traumfänger». Über 200 Persönlichkeiten stellte er dafür die Frage: Als Kind hat man viele Träume – erinnern Sie sich? Das Buch zur Serie «Traumfänger» ist im Applaus Verlag, Zürich, erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich.

Mit Stolperern hast du Erfahrung: An der U-20-Weltmeisterschaft 2010 im ostkanadischen Moncton über 100 Meter bist du auch gestolpert.

Äh, das weiss ich gar nicht. War das im Final?

Nein, im Halbfinal.

Tut mir leid, daran kann ich mich nicht mehr erinnern (lacht).

Verpatzte Hauptprobe, geglückte Olympische Spiele?

Darauf hoffe ich natürlich. Auch weil ich weiss, dass mir solche technischen Fehler ganz selten passieren. Gleichzeitig ist mir aber auch bewusst: Für ein perfektes Rennen an den Spielen in Tokio muss wirklich alles zusammenstimmen.

Damit du dich möglichst gut auf die Spiele in Tokio vorbereiten kannst, bist du kürzlich drei Tage lang mit einem Rucksack herumgelaufen. Worum ging es bei diesem Projekt?

Der Rucksack wurde mir von der Technologiefirma Dyson zur Verfügung gestellt. Er enthielt Sensoren und andere Technik, die ständig mass, wie gut die Luftqualität an den Orten ist, an denen ich mich während der drei Tage aufgehalten habe – also daheim, während des Trainings oder auch wenn ich abends einmal ich in der Stadt unterwegs war. Dank der Messungen weiss ich jetzt sehr genau, wo die Luft gut und wo sie nicht so gut ist, ich mich also besser nicht zu lange aufhalte.

Nachdem du die Resultate der Dyson-Studie kennst: Was hat dich besonders überrascht?

Positiv überrascht hat mich, dass bei mir daheim, also am Stadtrand von Bern, die Luftqualität ziemlich gut ist. Wenig überraschend hingegen ist, dass in der City die Qualität deutlich schlechter ist.

Gab es noch andere Orte, wo die Luft schlecht war?

Ich musste realisieren, dass das Kochen und speziell das Grillieren für schlechte Luft sorgen kann.

Wie willst du das ändern?

Ich werde die Hitze reduzieren und einen Luftreiniger benutzen.

«Dank der Messungen weiss ich jetzt sehr genau, wo die Luft gut und wo sie nicht so gut ist, ich mich also besser nicht zu lange aufhalte»: Mujinga Kambundji während des Krampftrainings. Im Vordergrund (links) ist der Luftqualität-Rucksack von Dyson zu sehen.
«Dank der Messungen weiss ich jetzt sehr genau, wo die Luft gut und wo sie nicht so gut ist, ich mich also besser nicht zu lange aufhalte»: Mujinga Kambundji während des Krampftrainings. Im Vordergrund (links) ist der Luftqualität-Rucksack von Dyson zu sehen.
Bild: zVg

Und aufs Grillieren verzichtest du künftig ganz?

Nein. Beim Grillieren war das Problem, dass ich die Balkontür offen gelassen habe. Ich hätte nicht gedacht, wie schnell die Luft in der Wohnung drin deswegen schlechter wird. Seit ich das weiss, verschliesse ich während des Grillierens Tür und Fenster. Es sind oft nur kleine Dinge, die verändert werden müssen, damit die Luftqualität nicht negativ beeinflusst wird.

Was hast du noch verändert, seit du über die Luftqualität in deinem Umfeld besser Bescheid weisst?

Kurzzeitig schlechte Luft einatmen ist nicht so tragisch, die Dauer ist entscheidender. Deshalb habe ich neuerdings auch in meinem Schlafzimmer einen Luftreiniger und -befeuchter installiert. Es ist der Ort, wo ich mich mit Abstand am meisten aufhalte, also nicht nur nachts, sondern auch ganz oft am Tag. Die Erholung ist das A und O für mich als Sportlerin. Als Sprinterin habe ich nicht extrem viel Training, denn bei uns steht Qualität vor Quantität. Es ist deshalb sehr wichtig, dass mein Schlaf und die Erholung optimal sind.

Hat die Dyson-Studie auch Einfluss auf dein Verhalten auf dem Trainingsplatz?

Die Studie half mir zu sehen, wo es wie viele Pollen gibt draussen. Das ist für mich als Allergikerin wichtig. Wenn ich heute merke, dass es mehr Pollen hat, dann trainiere ich drinnen, damit ich mich im Frühling der Pollenbelastung nicht zu stark aussetze. Als Athletin versuche ich meinen Leistungszustand ständig zu optimieren.

So grundsätzlich: Wie wichtig ist dir Umweltschutz?

Umweltschutz ist mir sehr wichtig.

Geht es noch etwas konkreter?

Beim Einkaufen achte ich zum Beispiel darauf, dass ich nur regionale Produkte kaufe.

«Das absolut Schönste für mich ist: Mich total fit fühlen und an einen Wettkampf fahren. Es fägt henna guet, wenn ich spüre, dass ich parat bin»: Mujinga Kambundji.
«Das absolut Schönste für mich ist: Mich total fit fühlen und an einen Wettkampf fahren. Es fägt henna guet, wenn ich spüre, dass ich parat bin»: Mujinga Kambundji.
Bild: Keystone

Wird Sport in den Schweizer Schulen genug gefördert?

Ich kann nur für mich sprechen und muss sagen: Ich habe fast nur positive Erfahrungen gemacht. Ich habe mich von klein auf immer gern bewegt und konnte bereits in der Primarschule viel Sport treiben. Als ich später das Gymnasium besuchte, zeigten sich die Verantwortlichen der Schule äusserst flexibel in Sachen Sportunterricht: Da ich schon damals fast täglich trainiert habe, musste ich die Schul-Sportstunden nicht auch noch besuchen.

Warum sollte ein Kind Leichtathletik betreiben?

Ich finde, es ist grundsätzlich wichtig, dass Kinder sich möglichst viel bewegen, egal ob das im Sportverein, auf dem Spielplatz oder im Wald passiert. Die Leichtathletik ist eine sehr gute Basis, was auch damit zusammenhängt, weil sie so vielfältig ist, also fast jede und jeder eine Disziplin finden kann, die ihr oder ihm zusagt. Und es gibt noch etwas, was ich an der Leichtathletik sehr mag.

Was ist das bitte?

Anders als im Fussball gibt es bei uns nicht nur einen Sieger und einen Verlierer. In einem 100-Meter-Final sind jeweils acht Läuferinnen oder Läufer am Start.

Was ist das Schönste am Sprinten überhaupt?

Während der Trainings arbeite ich gern an den Details – darum habe ich mich auch an der Dyson-Studie beteiligt. Passt alles zusammen, sorgt dies dafür, dass ich noch besser in Form bin, noch schneller laufen kann. Denn das absolut Schönste für mich ist: Mich total fit fühlen und an einen Wettkampf fahren. Es fägt henna guet, wenn ich spüre, dass ich parat bin.

Und was ist das Mühsamste?

Ein 100-Meter-Lauf dauert nur etwas mehr als elf Sekunden. Passiert mir ein Fehler, habe ich keine Chance, diesen zu korrigieren und ich habe auch keinen zweiten Versuch, wie in anderen Sportarten. Gleichzeitig ist dieses ‹Jetzt oder nie› aber auch der besondere Reiz unserer Sportart.

Nachdem du dich 2020 verletzt hattest und die Saison frühzeitig abbrechen musstest, bist du so schnell wie noch nie in die aktuelle Sommersaison gestartet. Was war das für ein Gefühl, als du in Weinheim, Deutschland, 11,03 Sekunden über 100 Meter gelaufen bist?

Das Resultat kam mit etwas zu viel Windunterstützung zustande. Trotzdem war es ein cooler Einstieg in die Saison, weil das Jahr davor ziemlich schwierig für mich war. 2020 war irgendwie keine richtige Saison. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Olympischen Sommerspiele auf dieses Jahr verschoben. Das fühlte sich damals so an, als würde mir etwas weggenommen. Ich war zwar weiterhin motiviert zu trainieren, aber mir fehlte das grosse Ziel vor Augen und es machte sich eine gewisse Leere in mir breit. Umso mehr freue ich mich, dass das Leben im Sommer 2021 wieder etwas normaler ist und wir wieder Meisterschaften absolvieren können.

«Der Start war sehr gut, danach machte ich leider einen technischen Fehler»: Mujinga Kambundji während des Finals über 100 Meter an der Leichathletik-SM von diesem Jahr. Links von ihr sprintet Ajla Del Ponte als Zweite ins Ziel, Salome Kora (rechts) wird Dritte.
«Der Start war sehr gut, danach machte ich leider einen technischen Fehler»: Mujinga Kambundji während des Finals über 100 Meter an der Leichathletik-SM von diesem Jahr. Links von ihr sprintet Ajla Del Ponte als Zweite ins Ziel, Salome Kora (rechts) wird Dritte.
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Welche Erinnerung hast du an den 13. Juli 2018?

Der Tag ist ein Meilenstein in meiner Karriere.

Du bist damals an der Schweizer Meisterschaft in Zofingen die 100 Meter erstmals unter elf Sekunden gelaufen und hast den Schweizer Rekord auf 10,95 Sekunden verbessert.

Die Bedingungen an diesem Tag waren gut, trotzdem hatte ich nicht erwartet, dass ich die 11-Sekunden-Grenze knacken würde. Ich wusste zwar, dass ich fit und schnell bin, aber dass ich dann gleich so schnell laufen könnte, ahnte ich vor dem Wettkampf nicht. Umso grösser war meine Überraschung, als es geklappt hat. Eine Zeit unter elf Sekunden ist für jede 100-Meter-Sprinterin ein Mega-Erfolg.

Für die deutsche Sprinterin Gina Lückenkemper ist unter elf Sekunden laufen wie ein ‹Gefühl des Fliegens›. Wie fühlte es sich für dich an?

Also bei mir hat sich damals kein Gefühl des Fliegens eingestellt (lacht). Ich fühlte mich zwar total fit und es hat alles perfekt zusammengepasst, trotzdem steckte auch viel Anstrengung dahinter.

Wie wichtig ist dir Erfolg?

Sehr wichtig. Ich trainiere zwar grundsätzlich gern, aber ich mache das vor allem, damit ich an den Wettkämpfen und insbesondere an den Meisterschaften reüssieren kann. Sprinten ist mein Beruf. Wäre ich nicht erfolgreich und sähe ich keine Chance mehr, künftig noch schneller laufen zu können, würde ich wohl kaum so hart trainieren.

Warum hat es die Leichtathletik schwerer, Stadien zu füllen – anders als etwa der Fussball?

Wir haben in der Schweiz mit Weltklasse Zürich, der Athletissima Lausanne, der Spitzen-Leichtathletik Luzern und der Galà dei Castelli in Bellizona gleich vier tolle Meetings, die – also während normaler Zeiten – alle immer sehr gut besucht sind. Klar ist jedoch auch, dass zum Beispiel während einer Meisterschaft die Morgensessions weniger gut besucht sind, weil da meistens nur Qualifikationswettkämpfe und Vorläufe auf dem Programm stehen und das Interesse des Publikums deswegen weniger gross ist.

Wie würdest du deinen Trainer Adrian Rothenbühler beschreiben?

Adrian Rothenbühler ist ein passionierter Leichtathletik-Fan. Er unterstützt mich, wo er kann, stellt sich dabei aber nicht in den Vordergrund. Das schätze ich ungemein. Er steht mir als Helfer und Berater zur Verfügung, anerkennt aber gleichzeitig, dass die Leichtathletik ein Einzelsport ist. Das heisst, wenn ich während eines Wettkampfs auf der Bahn stehe, bin ich es, die für das Resultat verantwortlich ist.

Rothenbühler spricht jeweils vom ‹Kambundji-Effekt›: Was meint er damit genau?

Er meint damit, dass meine Schwester Ditaji und ich im Wettkampf immer noch eine Schippe drauflegen können. Wer uns im Training zusieht, könnte manchmal denken, dass wir nicht besonders schnell sind (lacht).

Wieso das denn?

Wir sind zwei extreme Wettkampf-Typen. Die Unterschiede zwischen Training und Wettkampf sind bei uns beiden, anders als bei anderen Athletinnen, extrem gross.

Seid ihr etwa trainingsfaul?

Nein, gar nicht. Ich schaffe es im Training einfach nicht, die Zeiten zu laufen, die ich im Wettkampf abliefern kann. Aber das weiss André, deshalb macht ihn das auch nicht mehr speziell nervös.

«Es fägt henna guet, wenn ich spüre, dass ich parat bin»: Mujinga Kambundji. Das Bild zeigt die Sprinterin, als sie im Final über 200 Meter an der WM in Doha die Bronzemedaille gewann.
«Es fägt henna guet, wenn ich spüre, dass ich parat bin»: Mujinga Kambundji. Das Bild zeigt die Sprinterin, als sie im Final über 200 Meter an der WM in Doha die Bronzemedaille gewann.
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Deine 19-jährige Schwester Ditaji sorgt in diesem Sommer ebenfalls für Furore. Sie ist die 100-Meter-Hürden zum ersten Mal unter 13 Sekunden gelaufen. Trainiert ihr hin und wieder zusammen?

Wir sind manchmal zur selben Zeit auf der Anlage, aber zusammen trainieren tun wir nicht.

Ditaji gilt als eines der grössten Versprechen der Schweizer Leichtathletik. Das bedeutet aber auch extrem viel Druck, der auf ihr lastet. Welches Workout-Programm für den Kopf empfiehlst du ihr?

Meine Schwester macht vieles schon sehr gut. Sie war auch schon als kleines Kind mit an den Wettkämpfen dabei, denn nicht nur ich, sondern auch unsere zwei anderen Schwestern betreiben Leichtathletik. So hat Ditaji schon sehr früh gesehen, was es bedeutet, wenn man im Sport erfolgreich ist. Es ist also nicht alles total neu für sie.

Fragt dich Ditaji hin und wieder um Rat?

Das kommt vor. Ich glaube aber, es ist ganz wichtig, dass sie ihren eigenen Weg geht. Ich will meiner Schwester nichts vorschreiben, also nicht sagen, was richtig oder falsch ist. Stattdessen versuche ich einfach für sie da zu sein, wenn sie mich braucht oder Fragen hat. Ditaji ist zehn Jahre jünger als ich, steht also an einem ganzen anderen Ort als ich.

Dein Tick im Training?

Habe ich keinen.

Deine Lieblings-Workout-Maschine?

Das ändert sich von Tag zu Tag.

Dieses Jahr schon ein gutes Buch gelesen?

Ja, schon mehrere. Ich lese gern Romane und bin grosser Fan von Fantasy-Büchern. Nachdem ich alle sechs ‹Games of Thrones›-Bücher schon vor Längerem gelesen habe, bin ich jetzt gerade am Lesen der Vorgeschichte mit dem Titel ‹Feuer und Blut›.

Lieblingszahl?

Habe ich keine.

Lieblingsfarbe?

Das ist bei mir von der Laune abhängig (lacht).

Heimat – was bedeutet das für dich?

Heimat ist für mich dort, wo meine Familie lebt. Es fägt zwar total, unterwegs zu sein, aber ich komme auch immer wieder gern nach Hause.

«Ich will ihr nichts vorschreiben»: Mujinga Kambundji (rechts) über ihre zehn Jahre jüngere Schwester Ditaji.
«Ich will ihr nichts vorschreiben»: Mujinga Kambundji (rechts) über ihre zehn Jahre jüngere Schwester Ditaji.
Bild: Keystone

Wir kommen zum Schluss und damit zum grossen Talenttest. Du schätzt bitte dein Talent zwischen zehn Punkte, grandiose Begabung, und null Punkte, keinerlei Begabung: Sängerin?

Drei Punkte.

Heisst das, du würdest in einer Karaoke-Bar nicht zum Mikrofon greifen?

Nicht freiwillig auf jeden Fall (lacht).

Verliererin?

Vier Punkte. Es kommt immer darauf an, wo und wie ich verliere.

Bei Gesellschaftsspielen?

Obwohl es da eigentlich um nichts geht, bin ich da eher eine schlechte Verliererin.

Im Sport?

Es kommt darauf an, wie die Niederlage zustande kommt. Habe ich ein gutes Rennen gezeigt, aber die Gegnerinnen waren schneller, habe ich weniger ein Problem mit dem Verlieren. Konnte ich jedoch meine Leistung nicht abrufen, macht mir das Verlieren mehr Mühe.

Gärtnerin?

Ich würde gern sagen: zehn Punkte. Aber ich muss leider zugeben, mir ist auch schon mal eine Pflanze verdorrt. Darum reicht es mir wohl nur für sieben Punkte. Aber ich werde immer besser.

Sind dir die Pflanzen verdorrt, weil du unterwegs an Wettkämpfen warst?

Nein, wenn ich nicht daheim bin, dann schauen mein Vater oder meine Mutter, dass meine Pflanzen genug Wasser bekommen.

Köchin?

Acht Punkte. Ich koche sehr gern und probiere regelmässig neue Rezepte aus. Ich koche aber auch gern freestyle.

Am 24. Juli beginnen die Olympischen Spiele in Tokio. Du hast dich über 100 Meter, 200 Meter und für die Staffel qualifiziert. Mit welchen Erwartungen reist du nach Japan?

Mein Hauptziel ist es, dass ich in Tokio meine Bestzeiten abrufen kann. Cool wäre es zudem, wenn ich in allen drei Disziplinen in den Final kommen würde. Dort würde dann alles wieder bei null anfangen.

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